Paul Dirnberger KPÖ
"Ich bin einfach ein Marxist"

- Paul Dirnberger (KPÖ) wurde am 26. September in Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Brunnenthal gewählt. Er ist bei der Kommunistischen Partei Österreich.
- Foto: Kunde/BRS
- hochgeladen von Melanie Kothbauer
Der 23-jährige Paul Dirnberger ist neuer Gemeinderat von Brunnenthal – für die KPÖ.
BRUNNENTHAL. Er ist der Einzige, der für die Kommunistische Partei im Bezirk Schärding angetreten ist und nur einer von vier KPÖ-Gemeinde- oder Stadträten in ganz Oberösterreich.
Haben Sie damit gerechnet, in den Gemeinderat zu kommen?
Nein, das war schon eine ziemliche Überraschung für alle, auch für mich selbst. 77 Stimmen waren mehr, als ich mir erwartet habe.
Wer, denken Sie, hat Sie gewählt und wie haben Sie Wahlkampf gemacht?
Für mich gestimmt haben wohl vor allem Protestwähler. Außerdem habe ich vermutlich vom Nichtantreten der Grünen Ortsgruppe in Brunnenthal profitiert. Die Leute hier kennen mich, obwohl ich in keinem Verein bin. Offensiven Wahlkampf habe ich nicht betrieben. Ich hatte ein paar Plakate aufgehängt in der Gemeinde. An Social Media hat es sicher nicht gelegen – so was habe ich gar nicht.
Was waren die ersten Reaktionen?
Ausschließlich positiv – viele Brunnenthaler haben mir gratuliert und sich mit mir gefreut. Auch andere Gemeinderäte und Bürgermeister Roland Wohlmuth haben mir Glück gewünscht.
Seit wann sind Sie bei der KPÖ und wie sind Sie dazu gekommen?
Ich bin schon mit 18 Jahren der Kommunistischen Jugend Österreich (KJÖ) beigetreten. Seit ihrer Gründung bin ich Mitglied der Ortsgruppe Innviertel, die jeden letzten Freitag im Monat ihren Stammtisch in Brunnenthal hat. Nun war es mir ein Anliegen, in meiner Gemeinde für die unabhängige Linke zu kandidieren.
Warum Links?
Ich bin einfach ein Marxist. Das ist meine politische Überzeugung. Aktuell wird Politik von Wenigen für Wenige gemacht – die Unteren zahlen drauf. Ich möchte Politik für "die Anderen" machen – die, die nicht vom System profitieren und ein wenig schwächer aufgestellt sind. Sie werden definitiv von anderen Parteien vernachlässigt.
Wurden Sie als Linker auch schon mal angefeindet?
Ja sicher, aber das lässt mich halbwegs kalt. Ich stehe trotzdem dazu, es ist meine Überzeugung und die ziehe ich durch. Ich schneide sogar die Logos von meinen Schuhen ab, da ich keine Markenlogos an meiner Kleidung spazieren tragen möchte.
Irgendwelche Anliegen oder Vorhaben als frisch gewählter Gemeinderat?
Zuerst mal möchte ich ankommen in der Gemeindearbeit und sehen, wie die Abläufe sind. Wohnungspolitik, Jugend und Umwelt wären meine drei größten Themenfelder – hier würde mich auch die Arbeit in Ausschüssen interessieren. Ansonsten möchte ich aber auf keinen Fall nur "drin sitzen" und alles durchwinken. Wenn ich das Gefühl habe, etwas ist nicht gut für Brunnenthal, werde ich mich definitiv zu Wort melden.
Inwiefern haben Sie ein Netzwerk bzw. Kontakt zu den wenigen anderen KPÖ-Mandataren?
Ein kommunistischer Einzelkämpfer ist kein Kommunist. Besonders mit Andreas Auzinger in Peterskirchen, dem anderen Gemeinderat im Innviertel, werde ich mich austauschen. Auch die beiden anderen Genossen aus Linz kenn ich. Ich bin mir sicher, die Kollegen werden mich mit voller Kraft unterstützen.
Haben Sie einen politischen Wunsch?
Es würde nicht schaden, wenn generell mehr junge Leute, und eben nicht nur welche der etablierten Großparteien, in den Gemeinderat kommen. Das muss nicht die KPÖ sein, sondern auch Bürgerlisten oder andere. Für frischen Wind und neue Ideen und damit Gemeinden lebenswert bleiben.


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