Eine 'Wurst' erregt die Gemüter
War es das Lied oder doch der "Damenbart"? Viel Aufregung um den Sensationserfolg von Conchita Wurst.
BEZIRK. Ganz Österreich diskutiert über den Sensationserfolg von Conchita Wurst beim Song Contest. Hätte der "Phönix" auch abgehoben und gewonnen, wenn ein junger Mann in Jeans ihn gesungen hätte oder war es das extravagante Auftreten? Die Bezirksblätter haben sich bei Profis im Bezirk Scheibbs umgehört, was sie dazu meinen.
"Freue mich für Conchita"
"Ich habe mich sehr für Conchita gefreut, denn ich glaube, dass der Weg für sie sehr steinig war bis zu dem Punkt, wo sie heute steht. Ich bin davon überzeugt, dass das Gesamtpaket, also der Mann in Frauengestalt mit Bart und der passende Song 'Rise like a phoenix', den Songcontest gewonnen hat. Auch im Zuge der Diskussionen über Transgender, Homosexualität und Toleranz tritt sie sehr souverän und gefestigt auf, und dafür gebührt ihr Repekt", erklärt Sängerin Mandana Nikou aus Gresten, die mit ihrer Band Solid Tube vor Kurzem ein neues Album veröffentlicht hat.
Österreich gibt sich tolerant
Der Musikant Franz Schaufler aus Scheibbs sieht die Dinge eher kritisch und findet, dass sich die Österreicher momentan toleranter geben, als sie es eigentlich sind.
"Österreich verkauft sich zur Zeit toleranter, als es eigentlich ist. Denn so weltoffen, wie sich die Bevölkerung nach dem Erfolg von Conchita gibt, sind wir Österreicher leider nicht", sagt der Scheibbser Harmonika-Spieler, der in diversen Bands musiziert.
"Der Song Contest ist zu einer politischen Veranstaltung geworden, bei der seichte und leichte Unterhaltung geboten wird. Ich verstehe nicht, warum die Russen ausgebuht wurden, sie können nichts für ihre Politiker, die Schaum vorm Mund haben und vom Untergang Europas sprechen", so Schaufler.
Kasperltheater ohne Kultur
Der Musikpädagoge und Musiker Philipp Schagerl kann dem Song Contest nicht viel abgewinnen und sagt zum Thema: "Mit Conchita Wurst wurde eine Kunstfigur geschaffen, die sehr gut angekommen ist. Obwohl sie musikalisch überzeugt hat, glaube ich nicht, dass sie mit ihrem Lied ohne Damenbart auf dem ersten Platz gelandet wäre. Der Song Contest ist ein großes Kasperltheater, wo die kulturelle Identität der teilnehmenden Nationen nicht mehr zum Tragen kommt."
Den Berufsmusiker, der bei der Band "More Most Music" als Gitarrist musiziert, stört die Tatsache sehr, dass beim Song Contest nur noch auf Englisch gesungen wird.
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