Fritz hat den Weltkrieg überlebt
Fritz Haiszan aus Gaming überlebte nach unzähligen grauenhaften Erlebnissen den Zweiten Weltkrieg.
GAMING. Fritz Haiszan gelangte auf Umwegen und nach mehrmaliger Flucht aus der Gefangenschaft schließlich zu seiner damaligen Freundin in Kufstein.
Die letzte Kugel überlebt
Fritz Haiszan hatte schließlich Kufstein erreicht und glaubte, seine Odyssee von Hieflau wäre hiermit beendet, als er das Haus der Familie seiner Freundin betrat.
"Unvermutet kamen aus dem Untergeschoss zwei amerikanische Soldaten die Stiege herauf. Einer richtete seine Waffe auf mich und drückte ab, während der andere glücklicherweise das Gewehr nach oben lenkte, sodass die Kugel mich verfehlte. Ich habe dem Tod oft in die Augen gesehen, aber so nah war ich ihm wohl noch nie", erklärt Fritz Haiszan.
Er hatte in seiner Vorfreude nämlich Verbotsschilder übersehen. Die Bewohner des Hauses waren ausgesiedelt worden, um Quartiere für die alliierten Besatzer zu schaffen.
Sein Lebensretter, ein Afro-Amerikaner, zeigte ihm die Verbotstafeln und führte ihn aus der Gefahrenzone.
Endlich am Ziel angelangt
Nach diesem tragischen Erlebnis suchte Fritz Haiszan die halbe Nacht nach der Familie Schrettl (Mutter, Tochter und Sohn) und wurde letztendlich in einem Heustadl fündig.
"Das Wiedersehen war sehr freudig und wir verbrachten einige glückliche Monate miteinander in Kufstein, wo ich auch den Skihersteller Franz Kneissl und den bekannten Fußballstar Franz 'Bimbo' Binder kennenlernte. Im Oktober 1945 erhielt ich einen alliierten Entlassungsschein und konnte mich schon viel freier bewegen", so Haiszan weiter.
Bald darauf kehrte der als gefallen erklärte Freund von Fritz Haiszans Mädchen zurück, sodass diesem klar war, dass er nun das Feld räumen musste.
Die Heimkehr nach Wien
Mit den Papieren der Alliierten kehrte Haiszan schwer angeschlagen zu seinen ohnehin besorgten Eltern nach Wien zurück.
"Nach meiner Heimkehr ereilte mich die traurige Nachricht, dass zwei meiner Freunde und Bergkameraden als Widerstandskämpfer hingerichtet worden waren. Ich erhielt später vom österreichischen Bundesheer ein Angebot, als Heeres-Bergführer tätig zu werden, was ich allerdings ablehnte, da ich nie wieder eine Militär-Uniform tragen wollte", erklärt der heute 91-jährige Pazifist.
Nachkriegszeit in Wien
Das Essen im Wien der Nachkriegsjahre war knapp und der Schwarzhandel blühte. Im Jahre 1946 begann Fritz Haiszan sein Judo-Training beim Judoklub Wien am Neubaugürtel.
"Im Jahre 1947 heiratete ich meine Frau Herta Dolezal, die ich bereits beim Touristenverein 'die Schwarzensteiner' vor dem Krieg kennengelernt hatte, wir uns aber erst beim Klettern am Peilstein nähergekommen waren. Außerdem begann ich in diesem Jahr Skirennen zu fahren", erzählt der rüstige Pensionist aus Gaming.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.