Gute Nahrung vor der Haustür im Bezirk Scheibbs



SCHEIBBS. Spargel aus Griechenland, Erdbeeren aus Südafrika, Paprika aus Spanien und Lammfleisch aus Neuseeland ist vieles, aber nicht regional. Tausende Kilometer müssen zurückgelegt werden, damit der Kunde ein paar Cent weniger bezahlt. Wer unnötiges Kohlendioxid vermeiden möchte, kauft bei Nahversorgern.

So regional wie möglich

Einer dieser Regionalläden ist "Nah-Guat" in Scheibbs, der im September 2017 seine Pforten öffnete. Das Geschäft wird von rund 80 Bauern beliefert und bietet dabei alles was der Magen braucht: Gemüse, Käse, Getreide, Fleisch und noch mehr.
"Wir versuchen dabei so regional wie nur möglich zu sein. Wir verkaufen etwa Bergkäse aus Ybbsitz, Bio-Schweinefleisch aus St. Leonhard/Forst oder auch Milch aus Purgstall", erzählt Franz Reiterlechner von Nah-Guat. 

"Mache mir Sorgen um unsere Welt"

Der aus der Landwirtschaft kommende Franz Reiterlechner ist von dem Konzept der Regionalität und Bio völlig überzeugt: "Ich mache mir einfach Sorgen um unsere Welt. Ich möchte meinen Kindern keine kaputte Umwelt hinterlassen und meinen Teil dazu beitragen, dass das nicht passiert. Viele Leute fragen sich, ob sie es sich leisten können, ständig in Regionalläden einzukaufen. Ich frage mich im Gegenzug, ob man es sich leisten sollte, krank machende Lebensmittel zu verzehren."

Kampf gegen Supermärkte

In gewisser Weise ist diese Form des Verkaufs ein Fortschritt durch Rückbesinnung. Für Kammerobmann Anton Krenn von der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer gibt es viele Gründe bei Nahversorgern einzukaufen: "Im konventionellen Supermarkt weiß man nicht genau woher die Lebensmittel stammen. Regional einzukaufen hat aber durchaus auch eine wertvolle soziale Komponente. Wenn mir mein Produkt nicht passt, kann ich mich mit dem Hersteller leicht direkt in Verbindung setzen."
Man hat den Supermärkten den Kampf angesagt. "Bei den internationalen Konzernen fließt unser Geld ins Ausland. Unterm Strich steht für sie ausnahmslos der Gewinn im Vordergrund", meint Anton Krenn.

Kein Käse aus Holland

Beim Bauernmarkt in Scheibbs steht seit März Robert Stix mit dem Wagen von der Käsehütte Maria Taferl: "Ich denke, der Trend geht schon weg von den Massenprodukten hin zu regionalen Produkten, bei denen man weiß woher sie stammen. Wir werden von zwölf heimischen Kleinkäsereien beliefert." Mit dem Enner-Schafskäse aus Oberndorf/Melk ist auch ein Zulieferer aus dem Bezirk Scheibbs dabei. Der Weg nach Oberndorf ist jedenfalls kürzer als jener in die Niederlande.

Weitere Infos zum Regionalladen "Nah Guat" gibt's hier und auf Facebook.

99 Prozent der Bürger haben Supermarkt vor der Haustür

Das „Greißlersterben“ war in den letzten 20 Jahren ein geflügelter Begriff? Haben wir hier die Talsohle durchschritten?
FRANZ KIRNBAUER: Die meisten Geschäftsschließungen gab es ab den 1970ern bis Anfang 2000. Seither hat sich die Situation in NÖ stabilisiert. Für ein Flächenbundesland ist das Nahversorgungsangebot gut. 99% der Niederösterreicher haben ein Lebensmittelgeschäft innerhalb von fünf Kilometern ihres Wohnortes.

Welche Projekte fördert NAFES konkret, haben Sie ein Beispiel?
NAFES (Anm.: Niederösterreichische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Einkaufs in Stadt- und Ortszentren) ist eine Förderaktion des Landes NÖ und der Wirtschaftskammer NÖ und fördert Marketing- und Infrastrukturmaßnahmen in Ortskernen. Daneben wird in kleinen Gemeinden der Erhalt des letzten Nahversorgers unterstützt. Erst vorletzte Woche wurde mit NAFES-Unterstützung ein Lebensmittelgeschäft in der Gemeinde Inzersdorf wiedereröffnet. Eines von über 100 erfolgreich umgesetzten Nahversorgerprojekten.

Welche Voraussetzungen gibt es für eine Förderung?
Eine NAFES-Förderung für Investitionen in Nahversorgungsprojekte kann nur von der jeweiligen Gemeinde beantragt werden. Das Geschäft muss von einem/r Unternehmer/In geführt werden und darf max. 500 m² haben.

Interview: Christian Trinkl

Nähere Details zur NAFES sind hier abrufbar.