Neues vom Landesgericht
Jugendlicher aus dem Bezirk Scheibbs auf Beutezug

- Vier Jugendliche wurden am Landesgericht St. Pölten verurteilt.
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15-Jähriger aus dem Bezirk Scheibbs ging mit drei Komplizen auf Beutezug und landete deshalb vor Gericht.
REGION. Vier Jugendliche (15 und 16 Jahre alt) mussten sich am Landesgericht St. Pölten wegen mehrfachen, teils bewaffneten Raubüberfällen verantworten. Staatsanwältin Julia Berger legte den Burschen außerdem zahlreiche weitere Straftaten zur Last.

- Richter Markus Grünberger am Landesgericht St. Pölten
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Bedrohung mit Elektroschocker
Für den Schöffensenat stellte sich zum Schluss die schwierige Frage: „Was machen wir mit den Jugendlichen?“ Immerhin wiesen der 16-jährige Josha aus dem Bezirk Melk drei einschlägige, der 15-jährige Stefan aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya zwei und der 16-jährige Markus aus Wien eine Vorstrafe(n) auf, während der bislang noch unbescholtene 15-jährige Timo aus dem Bezirk Scheibbs bei zwei Überfällen in St. Pölten zur Verschärfung der Lage mit einem Elektroschocker drohte.

- Staatsanwältin Julia Berger am Landesgericht St. Pölten
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Geldbörsen wurden gestohlen
An der Spitze der Anklage standen die bewaffneten Überfälle in St. Pölten, wobei drei Täter am 15. Februar 2020 vor einem Szenelokal auf ihre Opfer warteten. Dort forderten sie von zwei Lehrlingen Geld. Mit einem Elektroschocker knapp vor dem Körper, bei dem Timo mehrmals bedrohlich den Auslöser betätigte, überließen die Opfer ihre Geldbörsen, jeweils mit einer geringen Anzahl an Münzen. Mit der erbeuteten Bankomatkarte eines Opfers bezahlten sie danach unter anderem in einem Fastfood-Restaurant.

- Das Verteidigerduo Roland Schöndorfer und Josef Schnirzer
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Drei Raubüberfälle in Wien
Auch nicht gerade zimperlich verfuhren die Beschuldigten bei drei Überfällen in Wien. Mitte Dezember versetzten sie einem betrunkenen Mann einen Stoß und einen Faustschlag, wodurch der Alkoholisierte zu Sturz kam und bewusstlos liegen blieb. Dies nutzten die Täter aus und stahlen dessen Geldbörse. Obwohl sie erkennen mussten, dass der auf offener Straße liegende Verletzte dringend Hilfe benötigte, ließen sie ihn liegen und rannten davon. Die Beute teilten die Täter, mit der Bankomatkarte kauften sie ein. Führerschein, E-Card und andere Urkunden warfen sie in den Müll.
Einen 82-jährigen Mann mit Krücken verfolgten die Straftäter bis vor seine Haustüre, stießen ihn zu Boden und nahmen seine Brieftasche. Keine Schadensgutmachung, so das Opfer vor Gericht, "denn ich bin froh, dass ich so glimpflich davongekommen bin!"
Ebenfalls in Wien stießen sie einen Alkoholisierten nieder und traten auf ihn ein, bis er ihnen sein Handy überließ. Danach tasteten sie ihn ab, nahmen seine Jacke und ließen den Mann mit Gehirnerschütterung, Prellungen und Abschürfungen zurück.

- Das Verteidigerduo Carsten Koller und Herbert Hoffmann
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Täter bekannten sich schuldig
Auf Anraten ihrer Verteidiger Carsten Koller, Herbert Hoffmann, Josef Schnirzer und Roland Schöndorfer bekannten sich die vier Angeklagten weitgehend schuldig und akzeptierten die noch relativ milden Urteile, die Richter Markus Grünberger ausführlich begründete. Zwei Jahre Haft – davon 16 Monate bedingt und anschließende Psychotherapie für Markus, jeweils zweieinhalb Jahre Haft für Stefan und Josha, sowie 20 Monate Bewährungsstrafe für Timo – sind noch nicht rechtskräftig.
(Die Namen der Täter wurden aus Datenschutzgründen von der Redaktion geändert.)
Weitere Gerichtsgeschichten gibt's im unserem Online-Channel meinbezirk.at/landesgericht.





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