Ortsreportage: Scheibbs einst und jetzt

SCHEIBBS. Auf den Pfaden von Andreas Töpper kann man durch die Scheibbser Altstadt wandeln. Seit Kurzem werden in der Bezirkshauptstadt Scheibbs jeden Sonntag Stadtführungen angeboten.

Scheibbs bei Führungen im Fluss der Zeit erleben

Direkt an der Erlauf liegt die malerische Scheibbser Altstadt mit verwinkelten Gässchen, schmucken Bürgerhäusern und der neuen Stadtmole, einer zum Wasser hinabführenden Sitz- und Sonnentribüne. Und hier am Erlaufhafen beginnt auch die unterhaltsame, gut einstündige Stadterkundung. Schloss, Rathaus, Schützenscheibenmuseum und der spätgotische "Dom des Erlauftals" führen zurück in die Zeit, als sich Scheibbs vom Verwaltungszentrum der Kartause Gaming zu einer der bedeutendsten Eisen- und Provianthandelsstädte rund um den Erzberg entwickelte.

Das Schloss in Scheibbs
Das Scheibbser Schloss als ehemaliger weltlicher Verwaltungssitz des Kartäuserklosters Gaming beheimatet heute die Bezirkshauptmannschaft. Vermutlich handelt es sich beim Schloss Scheibbs um eine Burg-Kirchenanlage des frühen Mittelalters, die an einem strategisch günstigen Punkt im Erlauftal von den Vorfahren der Grafen von Peilstein errichtet und später ein wesentlicher Bestandteil der Befestigungsanlage von Scheibbs wurde.

Der "Dom des Erlauftals"
Die Scheibbser Pfarrkirche, deren Schutzpatronin die heilige Maria Magdalena ist, wurde in ihrer heutigen Form wahrscheinlich über einem romanischen Vorgängerbau zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet.
Die mächtige spätgotische dreischiffige Hallenkirche besitzt einen schlanken, in den unteren Geschossen gotischen Turm mit "Welscher Haube" aus dem Jahr 1609. Im Jahr 1645 wurde die Kirche von einem großen Brand heimgesucht. In der Barockzeit hat man den Kirchenraum durch den Anbau von vier Seitenkapellen erweitert, deren größte und schönste die südseitig gelegene Marienkapelle ist.

Stadtführungen in Scheibbs
Jeden Sonntag von 26. April bis 1. November 2015, Treffpunkt um 14 Uhr bei der Informationstafel am Bahnhofsplatz in Scheibbs. Dauer ca. 1,5 Stunden. Sieben Euro pro Person vor Ort zu bezahlen. Kinder bis 15 Jahre frei! Infos unter Tel. 07482/42511-63 oder kulturservice@scheibbs.gv.at bzw. auf www.scheibbs.gv.at

Wie die Scheibbser zu ihrem Wappen kamen

Mit Brief und Siegel vom 2. November 1537 verlieh König Ferdinand I. den Scheibbsern ein Wappen. Die Begründung: "Für ihr ehrbares und redliches Wohlverhalten, als sie von den Türken schwerlich angefochten und in Gefährlichkeit gestanden sind und männlichen Widerstand gezeigt haben."

Ein Kurzeinblick in die Scheibbser Geschichte

Im Jahr 1120 tritt der Graf von Peilstein Konrad I. als Lehensgraf und Erzvogt die Herrschaft an. Ihm wird die Gründung von Scheibbs als Verwaltungszentrum und Handwerkersiedlung zugeschrieben. 1322 wird Scheibbs selbständige Pfarre mit Begräbnisrecht und dem Recht auf Sakramentenspendung. Im Jahr 1371 wird Scheibbs in einer landesfürstlichen Urkunde als Stadt bezeichnet. 1563 werden die Scheibbser Schützen erstmals urkundlich erwähnt. 1570 wird für jeden Dienstag die Abhaltung eines Wochenmarktes genehmigt. Am heutigen Rathausplatz wird 1722 gegenüber der Kirche die barocke Johannessäule errichtet. Die erste elektrische Straßenbeleuchtung in der österreichisch-ungarischen Monarchie wird im Jahr 1886 in Scheibbs eingeführt.

Vom Nagelschmied zum Unternehmer

Andreas Töpper (1786 bis 1872) war ein Industrieller, der in Scheibbs Karriere machte. Er galt als größter Privatunternehmer in der Donaumonarchie, sein Eisenwalzwerk als das modernste in Europa. Töpper beschäftigte in seinen Fabriken von Scheibbs bis Lunz am See 800 Arbeiter. Andreas Töpper hatte den Aufstieg vom einfachen Schmied zum größten privaten Eisenwerksbesitzer Österreichs im 19. Jahrhundert geschafft. Töpper erhielt das ausschließliche Privileg auf die Erzeugung aller Gattungen von Streckeisen mittels Walzen, sowie auf gepresste Kopfnägel.

Traditionsbetriebe in Scheibbs

In der Bezirkshauptstadt Scheibbs gibt es einige Geschäfte mit einer langen Familientradition. Die Bezirksblätter haben ein paar davon unter die Lupe genommen.

Eisenhandlung seit 1894
Im Jahre 1894 wurde die Firma "Julius Griessler & Sohn KG" als Eisenwaren-Handlung in Scheibbs eröffnet. Im Jahr 1917 erwarb Julius Griessler das Gebäude in der Scheibbser Hauptstraße. 1979 übernahm Peter Löwenstein das Geschäft seines Vaters Wilhelm. 1990 wurde der Holzmarkt gebaut und 1996 wurde die große Halle "Heim und Handwerk" am heutigen Standort in der Scheibbser Gewerbezone errichtet.

Buchhandlung seit 1706
In der Scheibbser Hauptstraße befindet sich mit der Buchhandlung Ebner eine der traditionsreichsten Buchgeschäfte Österreichs. Seit 1706 waren hier eine Buchbinderei und eine ihr angeschlossene Buchhandlung untergebracht. Seit 1820 haben die Vorfahren von Geschäftsführer Rudolf Ebner am Standort in Scheibbs Bücher gebunden, bis die Buchhandlung 1889 in den Familienbesitz überging.

Textilgeschäft seit 1946
Eine weitere Familie in Scheibbs, die auf eine lange Geschichte in ihrem Unternehmen zurückblicken kann, ist die Familie Pemsel. Im Jahr 1946 hatte Karl Pemsel ein Gemischtwaren-Geschäft in Scheibbs übernommen, wo man schon damals Kleidung kaufen konnte. Das erste Sportgeschäft in Scheibbs wurde von Familie Pemsel im Jahr 1978 eröffnet, das die beiden Enkel Karl Junior und Richard 2004 übernommen haben und seither erfolgreich betreiben, während ihr Vater Karl Pemsel ein Mode- und Stoffgeschäft leitet.

Ein Kaffeehaus mit Tradition
Heribert und Anita Reschinsky betreiben in der fünften Generation das Kaffeehaus Reschinsky in der Scheibbser Hauptstraße. Das Café mit der dazugehörenden Konditorei besteht bereits seit dem Jahr 1888 und ist damit wohl der älteste noch bestehende Gastronomiebetrieb der Stadt.

Das Autohaus Pruckner setzt seit jeher auf Innovation
Seit 1960 ist der Name Pruckner im Erlauftal unzertrennbar mit Autos verbunden. Es begann alles mit einer VW-Werkstätte in Randegg. Heute beschäftigt man bei der Firma Pruckner an drei Standorten über 80 Mitarbeiter.
Nachdem die Brüder Alois und Augustin Pruckner eine Werkstätte in Randegg eröffnet hatten und 1972 der Betrieb in Wieselburg folgte, wurde 1981 ein dritter Standort in Scheibbs errichtet. Im Jänner 2004 wurde der Betrieb als Skoda-Händler mit Werkstättenvertrag für Skoda, VW und Audi neu eröffnet.
2013 hat man sich bei Pruckner mit dem revolutionären Infrarotsystem für eine völlig neue Art der Reparatur großer und kleiner Lackschäden, Komplettlackierungen und Trocknungsprozesse entschieden.