Serie: Kunst im öffentlichen Raum
"Was machen schon Blumen?"

2022 gibt es keinen Blumenschmuck beim Scheibbser Kreisverkehr, um die "Wirkung des Kunstwerks" nicht zu beeinflussen.
 | Foto: Hans-Peter Kriener
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  • 2022 gibt es keinen Blumenschmuck beim Scheibbser Kreisverkehr, um die "Wirkung des Kunstwerks" nicht zu beeinflussen.
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Hitzige Debatte um (Nicht)-Bepflanzung des Scheibbser Kreisverkehrs mit Stele von Josef Schagerl (geb. 1923)
SCHEIBBS. Als die BezirksBlätter bei der Stadtgemeinde Scheibbs anfragten, wann denn heuer beim Kreisverkehr der Blumenschmuck gepflanzt wird, um ein schönes Foto vom Kunstwerk von Josef Schagerl für ihre Serie "Kunst im öffentlichen Raum" machen zu können, bekamen sie zur Antwort: "Leider können wir Ihnen keinen Termin für ein Blumenschmuck-Foto im Bereich des Kreisverkehrs anbeiten, da im vergangenen Jahr durch eine Initiative von Ausschussvorsitzenden darauf eingewirkt wurde, auf jegliche Bepflanzung der Grünfläche zu verzichten, um die ,Wirkung des Kunstwerkes‘ nicht zu beeinflussen. Das wollten die BezirksBlätter genauer wissen und baten die Ausschussvorsitzenden, Bürgermeister, Gemeindegärtnerin, Kunstfreunde und den Künstler selbst um eine Stellungnahme:

Reaktionen zur "Akte Blumen"
Stadtrat Joseph Hofmarcher (BUGS), BürgerInnenliste für Umwelt und Gemeinwohl in Scheibbs: "Das wertvolle Kunstwerk von Josef Schagerl markiert die Einfahrt von der Bundesstraße in die Stadtgemeinde. Von den Errichtern wurde um das Jahr 1997 gebeten, dass der Kreisverkehr als Basis für das Werk frei von anderen Verzierungen bleiben sollte. Eine schlichte Wiese würde reichen. Der Grund liegt darin, dass das Wahrzeichen selbst die Einfahrt markiert, und dass diese Wirkung nicht durch Dekorationsobjekte oder aufwendige Bepflanzung geschmälert werden soll. Die Skulptur sollte entsprechend ihrer Symbolkraft und zeitgeschichtlichen Bedeutung wertgeschätzt werden, indem sie für sich stehen darf."
Johann Huber (SPÖ), Stadtrat für Kultur, Tourismus und Stadtentwicklung: "Ich bin ein sehr großer Freund von Blumenschmuck im Stadtgebiet. Im Falle der Stele im Kreisverkehr aber wurde zwischen dem Künstler, der Gemeinde und dem damaligen Bürgermeister (Anm. Leopold Gansch) vereinbart, dass die Stele im Mittelpunkt stehen soll. In diesem Gemeindeakt wurde gemeinsam mit dem Künstler festgehalten, dass das Innere des Kreisverkehrs nur begrünt werden soll. Auf dieses Wahrzeichen und Sinnbild für die Eisenstraße sind wir Scheibbser sehr stolz und es sollte im Mittelpunkt stehen und nicht durch Blumenschmuck abgelenkt werden."

Wie sieht das der Ortschef?
Bürgermeister Franz Aigner (ÖVP) fragt sich: "Was machen schon Blumen? Schädigen sie das Kunstwerk sozusagen? Ich glaube schon persönlich, dass Blumen eine Bereicherung für den Kreisverkehr sind." Und eines möchte der Bürgermeister vor allem auch betonen, was die Stele, die seit fast 25 Jahren den Kreisverkehr bei der Stadteinfahrt Scheibbs-Mitte ziert, betrifft: "Das Kunstwerk ist diesem Künstler (Anm.: Josef Schagerl) abgekauft worden!" Kostenpunkt: 480.000 Schilling (1997), wobei das Land NÖ die Hälfte übernommen hat.
Und wie denkt Gemeindegärtnerin Jennifer Reisenbichler, die über Jahre die Fläche rund um das Kunstobjekt mit Blumen liebevoll gestaltet hat, darüber: „Diskussionen gibt es immer wieder – Blumen hin oder her“, zeigt sie sich doch etwas verwundert über das „Problem Pflanze“ beim einzigen Kreisverkehr in Scheibbs: „Ich finde, durch den Blumenschmuck wird die Stele umschmückt und keinesfalls deren Wirkung negativ beeinflusst."
Stadtarchivar Johann Schagerl zur "Kunst-Blumen"-Diskussion bei der Ortseinfahrt Scheibbs-Mitte: "Tatsache ist, dass die Stele im Mittelpunkt steht und auch stehen soll – und auch leicht erhöht. Ein dezenter Blumenschmuck ist für meine Begriffe auch immer etwas Schönes. Es sollen aber keine anderen Elemente von der Stele ablenken."
Der Initiator des 303 Zentimeter hohen Werkes aus Chrom-Nickel-Stahl mit Blattgoldelementen und langjähriger Freund des Bildhauers Josef Schagerl, Hans Hagen Hottenroth, hat eine klare Position, was die "Umschmückung" des hochwertigen Kunstobjektes betrifft: "Dort gehört nichts hin, dort gehört wirklich nichts hin! Das ist eh selber genug!"

Das sagt der Künstler
Auch wenn vor 25 Jahren eine Vereinbarung mit der Stadtgemeinde Scheibbs bezüglich der Nicht-Bepflanzung des Kreisverkehrs rund um die Stele getroffen wurde, wie denkt der Metallplastiker Josef Schagerl, der 1923 in Peutenburg bei Scheibbs geboren wurde, heute darüber? Die BezirksBlätter haben den Künstler an seinem Wohnsitz in Wien telefonisch erreicht und ihn über die "Aufregung" in der Scheibbser Gemeindestube informiert: "Das ist ihre Sache", so der Bildhauer. Und seine Gattin Gertrude Schagerl ergänzt: "Das ist heute Sache der Gemeinde. Aber ich kann mich noch gut erinnern: Er wollte keinen Blumenschmuck!"

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