Jubiläum
110 Jahre Strom im Ötscherland
Ein Kraftwerk aus Kaisers Zeiten feiert Geburtstag. Heute liefert es Strom für 7.000 Haushalte in der Region.
REGION. Das Speicherkraftwerk Wienerbruck liegt an einem besonders schönen Plätzchen, in einem beliebten Wander- und Erholungsgebiet. Seit 110 Jahre erzeugt es inmitten der Ötschergräben fortwährend erneuerbare Energie für die Region. Baubeginn war zu Kaisers Zeiten im Jahre 1907 durch das NÖ Landes-Elektrizitätswerk, das 1922 in die NEWAG – heute EVN – eingebracht wurde.
Nutzung der Wasserkraft
Die Nutzung der Wasserkraft für die Energiegewinnung war für diese Region nichts Ungewöhnliches. Hier wurde ursprünglich mit Hilfe der Wasserwege Brennholz für Haushalte und aufstrebende Industrie bis nach Wien geschwemmt. Mit dem Kraftwerksbau in Wienerbruck war die gefährliche Holztrifft nicht mehr notwendig und die Wasserkraft konnte für die Erzeugung elektrischer Energie genutzt werden.
Höchstleistung der Ingenieure
"Der Bau des Kraftwerks war eine Höchstleistung der damaligen Ingenieure, die von hier aus für die Elektrifizierung der Haushalte, Betriebe und des Verkehrs in der gesamten Region sorgte", erklärt Stefan Zach, der sowohl als Unternehmenssprecher der EVN als auch als gelernter Historiker sichtlich Freude an historischen Kleinwasserkraftwerken hat.
Fahrtstrom für die Eisenbahn
Der Verkehr war der Hauptgrund für den Bau dieses Kraftwerks. Seine Geschichte ist eng mit der Mariazeller Schmalspurbahn verbunden. Dampflokomotiven sollten durch Elektrolokomotiven ersetzt werden und hier wurde der Fahrtstrom der Eisenbahn, die bis heute von St. Pölten bis nach Mariazell fährt, erzeugt. Am 11. April 1910 wurde die erste elektrische Probefahrt mit der Mariazellerbahn durchgeführt und am 7. Oktober 1911 der durchgehende elektrische Betrieb aufgenommen.
Kraftwerk sorgt für Bewegung
Das Kraftwerk hat einiges in Bewegung gebracht und wird dank der drei noch immer intakten Pelton-Turbinen und einer Francis-Turbine noch lange Zeit saubere Energie ins öffentliche Stromnetz liefern. Gespeist wird das Wasserkraftwerk durch die beiden Stauseen Erlaufklause und Wienerbruck, die ebenfalls im Naturpark Ötscher-Tormäuer eingebettet sind. Durch Druckrohrleitungen wird das Stauseewasser ins Krafthaus geleitet und überwindet dabei eine Fallhöhe von 165 Metern.
"Als Speicherkraftwerk dient es vor allem der Spitzenlast-Abdeckung. Wenn kurzfristig –etwas mittags – mehr Strom benötigt wird, kann dieser in Speicherkraftwerken wie Wienerbruck bedarfsgerecht produziert werden. Insgesamt erzeugt die Anlage umweltfreundlichen und sauberen Strom für rund 7.000 Haushalte in der Region", so Stefan Zach abschließend.
Wie genau das alles funktioniert, darüber können sich Interessierte bei einem Ausflug in den Naturpark selbst ein Bild machen. Das Kraftwerksgebäude ist für Besucher während der Saison des Naturparks Ötscher-Tormäuer geöffnet.
Weitere Infos auf evn.at und auf naturpark-oetscher.at
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