FH Wiener Neustadt
Wieselburger Studenten schlüpfen in "fremde Schuhe"
"Empathic Design": Studierende schlüpfen am Fachochschul-Campus Wieselburg in völlig "fremde Schuhe".
WIESELBURG. Wie denken, fühlen und (re-)agieren Konsumenten als Käufer? Wie lässt sich dies erklären? Und wie genau können diverse Anbieter dieses Wissen für eine optimale Gestaltung ihrer Marketing-Maßnahmen nutzen?
In "fremde Schuhe" schlüpfen
Diesen Fragestellungen und einer Vielzahl damit verbundener, grundlegender Aspekte gingen die Studierenden im Studiengang "Produktmarketing & Innovationsmanagement" am Campus Wieselburg im Rahmen der Lehrveranstaltung "Consumer Science" im zweiten Semester nach.
In einem Empathic Design Projekt schlüpfen Designer – oder in diesem Fall Studierende – in die "Schuhe" der Zielgruppe und berücksichtigen so, wie sich diese fühlen und was sie tatsächlich brauchen. So entwickeln die Studierenden ein besseres Verständnis für ältere Konsumenten, Schwangere, Personen im Rollstuhl, mit Sehschwäche oder Adipositas und deren Herausforderungen und Probleme am Ort, wo die Waren verkauft werden.
Plötzlich um 40 Jahre älter
Eine Gruppe beispielsweise nutzte einen Alterssimulationsanzug und zeigte vorherrschende Emotionen, körperliche Einschränkungen und alltägliche – aber für diese Zielgruppe äußerst herausfordernde – Handlungsabläufe.
"Allein im Zeitraum der kurzen Feldphase war es schon körperlich und mental sehr anstrengend für mich. Es ist kaum vorstellbar, wie sich Menschen höheren Alters bei alltäglichen Situationen fühlen müssen. Für diese Zielgruppe ist es ganz besonders wichtig, die jeweiligen Gegebenheiten an ihre Bedürfnisse anzupassen", berichtet die Fachhochschul-Studentin Fiori Zhegu über ihre einschneidenden Erfahrungen beim Tragen des Alterssimulationsanzugs.
Aus den Ergebnissen der Projekte wurden am Campus Wieselburg wichtige Implikationen für eine zielgruppengerechte Gestaltung von Einkaufsstätten abgeleitet.
Ein neuartiges Lehrkonzept
Das Lehrkonzept des Kurses setzt zum einen auf Theorieinput durch die Leiterin der Lehrveranstaötung, zum anderen werden die Einheiten teilweise als "flipped classroom" umgesetzt. Bei diesem Lehrkonzept eignen sich die Studierenden im eigenen Tempo zwischen den Präsenzeinheiten die theoretischen "Consumer Science“-Grundlagen basierend auf dem Lehrbuch an. Im Rahmen der Einheiten wird dieses Wissen dann vertieft, indem die vorab gelernten Inhalte gemeinsam kritisch reflektiert und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden.
Ein äußerst interessanter Mix
Der Kurs ist an der Schnittstelle von Marketing, Psychologie und Soziologie angesiedelt und beleuchtet interdisziplinär aktivierende und kognitive Prozesse des Konsumverhaltens sowie Einflüsse der physischen und sozialen Umwelt auf Kaufentscheidungen.
"Durch den Mix aus klassischer Vorlesung, Selbstlern-Phasen, Kurzpräsentationen der Studierenden und lehrreichem (aber durchaus auch lustigem) Empathic Design Projekt hoffe ich, dass ich den Studierenden ein wenig von meiner Begeisterung für die vielschichtigen Inhalte des Konsumentenverhaltens mitgeben konnte", so Elisabeth Wolfsteiner vom Institut für Marketing über die innovative Lehrveranstaltung.
Kurs in bleibender Erinnerung
Bei den Studierenden blieb der Kurs jedenfalls in Erinnerung. Neben einigen fachlichen Aspekten und dem Erlernen theoretischer Inhalte wurde das Gelernte durch die starke Erinnerung, plötzlich in einem anderen Körper zu stecken, verfestigt.
"Ein wirklich spannendes und aufregendes Projekt! Ich finde es großartig, dass die Fachhochschule das Equipment für so praxisnahe und lebensechte Simulationen zur Verfügung gestellt hat", so Studentin Fiori Zhegu abschließend.
Weitere Infos auf wieselburg.fhwn.ac.at
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