FREIZEIT Schwaz Buchtipp: Stephan Bartels – Vatertage
Und plötzlich sind da viele – von Mirjam Dauber
Ehefrau Anke und zwei kleine Mädchen. Die Mutter und ihr Lebensgefährte. Wenn Simon Havlicek über seine Familie spricht, dann ist er schnell damit durch. Natürlich sind da noch Mama Jarmilas tschechische Verwandte, aber insgesamt alles sehr überschaubar. Geschwister? Vater? Fehlanzeige! Bis plötzlich ein Brief vom Amt die kleinfamiliäre Idylle gehörig durcheinander wirbelt. Denn natürlich gibt es einen Vater, eine flüchtige Jugendliebe Jarmilas aus dramatischen Ostblockzeiten, der bis dato nicht präsent war im Leben von Simon. Nun liegt Michael Petersen in einem Pflegeheim, im Koma, der ehemals erfolgreiche Unternehmer ist mittlerweile obdachloser Alkoholiker. All das erfährt Simon nur, weil er zahlen soll: Pflegebeteiligung. Für das Sozialamt Hamburg-Eimsbüttel ist er als Sohn ein naher Angehöriger. Dass er so gut wie keine Erinnerungen an den Vater hat, spielt da keine Rolle. Für Simon, in Elternteilzeit und finanziell nicht gerade gut gestellt, beginnt ein neues Leben. Als er nämlich den Vater kennenlernt, einen Bruder und eine Schwester ausfindig macht und täglich Stunden am Bett von Michael Petersen verbringt, verändert sich alles. Auch Mama Jarmila zeigt plötzlich ungeahnte Seiten. Ohne Pathos und falsches Mitleid erzählt Stephan Bartels eine Geschichte, die ebenso gut unterhält, wie nachdenklich macht.
Stephan Bartels, Vatertage, Heyne 2018, 363 S., € 13,40, 5*****.
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