RMagazin Buchtipp – Celeste Ng: „Kleine Feuer überall“
Shaker Heights, Ohio, USA. – von Mirjam Dauber
Wenn eine Mutter ihr Kind vor einer Feuerwache ablegt, nachts, im Winter, darf sie es dann wieder zurückfordern? Obwohl es inzwischen bei einer Familie untergekommen ist, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind? Ist Adoption erlaubt, wenn die leibliche Mutter da und bemüht ist, ihr Leben in den Griff zu bekommen? Diese Fragen bieten jede Menge Sprengstoff und spalten eine Gemeinde, spalten Familien und erschüttern die vermeintliche Idylle von Shaker Heights. Der Fall der kleinen May Ling Chow alias Mirabelle McCullough lässt niemanden kalt und reißt alle mit: die Richardsons, die beruflich (als Journalistin und Anwalt) wie privat in die Geschichte involviert sind und ihre vier Kinder, die sich darüber hinaus mit eigenen Problemen herumschlagen: Freundschaft, Verrat, Lügen, erste Liebe, Rassismus. Auch eine heimliche Abtreibung reiht sich in diese Ansammlung von Konfliktsituationen in den USA der 1990er Jahre. Geordnet ist das Leben in Shaker Heights, einer wohl geplanten amerikanischen Kleinstadt, Vorort von Cleveland, durchdacht sind die unzähligen Regeln, ein schmaler Grat zwischen Halt und Einengung. Doch als die unkonventionelle Künstlerin Mia Warren und ihre halbwüchsige Tochter Pearl Teil der Nachbarschaft werden und den Stein um May Ling Chow ins Rollen bringen, helfen die jahrzehntealten Konventionen nicht weiter. Was ist gut und was ist schlecht? Auch Mia selbst durchlebte eine turbulente Vergangenheit, die sie einholt, und als sie am Ende weiterzieht, bleibt einiges ungelöst. Celeste Ngs grandioser Roman berührt und stellt die richtigen Fragen zur richtigen Zeit.
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