RMagazin Buchtipp: Valerie Jakob: „Hôtel Atlantique“
Ein Fenstersturz wirft Fragen auf – von Mirjam Dauber
Bevor das herbstliche Nass-Grau die Erinnerungen an den Sommer verblassen lässt, tauchen wir in Valerie Jakobs (Kriminal-)Roman „Hôtel Atlantique“ noch einmal ganz tief ein in Ferienidylle und Meeresluft. Wir reisen an die französische Atlantikküste, nahe der spanischen Grenze, in den fiktiven Ort St. Julien de la mer, detailreich und bildhaft beschrieben, als wäre man als LeserIn selbst dort gewesen. Hier lebt Aurélie de Montvignon, mondän, aber nicht elitär, empathisch für die Nöte der anderen: ihre Wurzeln hat sie nicht vergessen. Eine Dame im wahrsten Sinne des Wortes, liebenswert, betucht, vom Schicksal gebeutelt. Ihren Mann hat sie vor kurzem verloren, ihr einziger Sohn fiel bereits vor Jahren einem grausamen Unfall zum Opfer. Zurückgezogen hat sie sich in ihr prunkvolles Anwesen mit sagenhaftem Blick auf den Golf von Biskaya, dort wo die Wale zu sehen waren, bevor der Mensch sie ausrottete. Einmal in der Woche trifft sie sich mit ihrer Freundin Delphine Gueron, Pariser Kommissarin, pensioniert, zurückgekehrt in ihre Heimat, zum Tee (zuckrig-pastellige Petit Fours inklusive) im eleganten Salon des Hôtel Atlantique. Gemeinsam helfen sie dem minderjährigen Karim, der auf dem besten Wege ist, auf die schiefe Bahn zu geraten. So weit, so reizend. Bis zu dem Tag, an dem Aurélie von einer Suite des Hotels auf die Terrasse stürzt und tot liegen bleibt. War es ein tragischer Unfall? Selbstmord? Oder hatten doch andere ihre Hände im Spiel? Welche Rolle spielen der schweigsame und ambivalente Untermieter Richard Leburn und sein hartes Erbe in dem Drama? Delphine ermittelt, unterstützt von Karim, und reißt schmerzhafte Wunden wieder auf, um der Wahrheit schließlich auf den Grund zu gehen. (md)
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