RMagazin Schmuckstück: St. Georgenberg – Tirols bekannter Wallfahrtsort
Unser Historiker Anton Prock macht sich dieses Mal auf den Weg zu Tirols wohl bekanntestem und beliebtesten Wallfahrtsort, nach St. Georgenberg-Fiecht in Vomp. – von Anton Prock.
„Hier ist ein guter Ort“, das lässt sich besonders vom Wallfahrtskloster St. Georgenberg-Fiecht sagen. Immer wieder suchte und sucht heute noch der Mensch in seinen Nöten und Sorgen Orte auf, wo er Gott nahe sein kann, wo Heilige seine Bitten und Anliegen zu Gott weiterleiten. Für viele war früher die Religion der sichere Anker in den Turbulenzen des Alltagslebens mit Krankheiten, Kriegen, Unfällen, Naturkatastrophen, Kindersterblichkeit etc. Die Religion bot Hoffnung und Erleichterung. Gerade Tirol weist zahlreiche wichtige Wallfahrtsorte auf, die leicht erreichbar sind.
Gegründet 950
Um 950 gründete der bayrische Adelige Rathold von Aibling im Stallental nördlich von Schwaz eine klösterliche Gemeinschaft und stattete sie mit reichen Schenkungen aus. Die erste Kirche war dem hl. Georg geweiht. 1138 übernahmen die Benediktiner das abgelegene, kleine Kloster. Durch die Verehrung des hl. Georgs, eines Muttergottesbildes unter einer Linde und einer seltenen Heilig-Blut-Reliquie (1310 soll sich während einer Messe der Wein plötzlich in Blut verwandelt haben) entstand schon früh eine Wallfahrt. Es ereigneten sich Wunderheilungen, was ja für einen Wallfahrtsort von großer Bedeutung ist.
Hinauf auf den Berg
1706 beschlossen die Mönche nach vier Bränden die Verlegung ihres Klosters ins Tal. Zwischen 1706 und 1750 entstanden Kirche und Kloster. St. Georgenberg-Fiecht zählt neben Stams und Wilten zu den drei großen Nordtiroler Barockstiften.
Kirche und Kloster
Wir widmen uns jedoch der Wallfahrtskirche und dem Wallfahrtskloster auf einem steilen Felsen im Stallental. Mit dem Auto kann der Besucher am Barockstift vorbei zum Parktplatz Weng fahren, und von dort in rund 45 Minuten den Wallfahrtsort erreichen. Eine weitere Möglichkeit ist der Anstieg durch die Wolfsklamm in Stans. Das letzte Wegstück zum Kloster führt über die Hohe Brücke, eine Steinkonstruktion mit vier Pfeilern aus der Zeit um 1500, über die eine gedeckte Holzbrücke errichtet wurde.
Pietà
Verehrt werden eine spätgotische Pietà (um 1420) im Hochaltar und der hl. Georg. Bei einer Pietà handelt es sich um ein Andachtsbild, das den toten Jesus und seine trauernde Mutter Maria darstellt. Der Betrachter soll sich in das Leiden Jesu und in den Schmerz einer Mutter, die ihren Sohn verloren hat, versenken. Die barocke Kirche (1733-1738) stammt von Hans Singer aus Schwaz und ist mit Fresken des Innsbrucker Malers Franz Lair (1863) ausgestaltet. Dargestellt sind der hl. Georg im Kampf mit dem Drachen sowie die Gottesmutter mit dem Jesuskind als Zuflucht der Bedrängten. Die Statuen der hll. Georg und Florian stammen von Johann Michael Fischler, die des hl. Jakobus und des seligen Klostergründers Rathold von Franz Xaver Nissl. 1739 schuf Fischler die Kanzel mit der Darstellung der vier Erdteile in Form von Putten (Kinderengeln). In der Kirche befand sich einst die von mehreren Bränden zerstörte Grabstätte der Edlen von Schlitters, die dem Kloster das ganze Achental vermachten. Etwas abseits steht die Lindenkirche, die ursprüngliche Wallfahrtskirche, die aber heute meist geschlossen ist.
Benediktiner
Betreut wird die Wallfahrtsstätte von den Benediktinern. Da das Barockstift für die wenigen Mönche zu groß ist, hat sich der Orden zum Verkauf entschlossen. 2018 erfolgt der Umbau des Wallfahrtsklosters, das die Benediktiner in der Folge als ihre neue Heimstätte einrichten werden.
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