20. Klangspuren Festival Schwaz

SCHWAZ. 2013 ist für KLANGSPUREN ein Jubiläumsjahrgang. Das Tiroler Festival für Neue Musik findet zum 20. Mal statt und kann aus diesem Anlass feiern und sich feiern lassen. Dem Teenager-Alter entwachsen, hat KLANGSPUREN längst eine markante Tradition in Tirol etabliert und ist doch jung, frisch und einfallsreich geblieben wie am ersten Tag. KLANGSPUREN ist auf Offenheit, Partizipation, Partnerschaft und Kommunikation angelegt. Die Jubiläumsausgabe 2013 wird diesen Aspekt besonders herausstellen, indem Konzerte und Installationen auch im öffentlichen Raum und mit reger Beteiligung der Bevölkerung und ortsansässiger Künstler stattfinden. Eingebettet in und inspiriert durch die Schönheit der Tiroler Landschaft, ihrer alten Städte und Ortschaften, bildet „Neue Musik und romantisches Erbe“ einen thematischen Schwerpunkt des Festivals.

„Romantik in der neuen Musik“ – ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Wie bedeutend und anregend für die Musiker von heute ist das Erbe der Romantik – jener ungeheuer produktiven Epoche, in deren großen Werken es gelang, Verstand und Aufklärung mit Emotion und Leidenschaft, auch mit Ironie in ein mutiges, heikles, labiles Gleichgewicht zu bringen – eine künstlerische Bewegung, die, im Bewusstwerden und Bewusstsein der Historie mit Macht zur Zukunft drängte, sich selbst entgrenzend Formen sprengte und neue Formen schuf?

Das Leitthema zieht sich durch viele Veranstaltungen des Festivals. So gibt es in Kooperation mit der Jean-Paul-Gesellschaft e.V. Uraufführungen von Werken zu hören, die im Kompositionswettbewerb „Wär ich ein Ton. Jean Paul 2013“ anlässlich des 250. Geburtstags des hochmusikalischen Dichters preisgekrönt wurden, etwa im Eröffnungskonzert des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck (12.09.) ein neues Werk „Brunnen“ für Violoncello und Orchester von Carola Bauckholt.

In enger Kooperation mit dem Literaturfestival Sprachsalz ist in Hall ein gemeinsames Programm zu „Neue Musik und romantisches Erbe“ mit Lesungen und Musik in Vorbereitung. Hier spielt das Ensemble Phoenix aus Basel Uraufführungen von Preisträgerwerken des Jean Paul Kompositionswettbewerbs „Wär ich ein Ton. Jean Paul 2013“ (13.09.). Dem Thema gewidmet sind ebenfalls die Konzerte des Hugo Wolf Quartetts aus Wien mit einer Uraufführung von Johannes Maria Staud (19.09.) und des Diotima Quartetts aus Paris mit einer Uraufführung von Michael Wertmüller (28.09.). Mit dem Gesangszyklus „Musik der Poesie“ stellen wir den großartigen Neo-Romantiker Valentin Silvestrov aus der Ukraine vor (26.09.). In Kooperation mit dem Transart Festival in Bozen wird das Musiktheater „Schau lange in den dunklen Himmel“ nach Robert Schumann und Robert Walser mit der Osttiroler Musicbanda Franui (20.09./21.09) sowie Beat Furrers magisches Hörtheater „FAMA“ mit dem Klangforum Wien (21.09.) gezeigt.

Der Komponist, Dirigent und Musikdenker Hans Zender ist Composer in Residence von KLANGSPUREN 2013. Das Ensemble Modern wird seine leichtfü.igen, geistreichen „33 Veränderungen über 33 Veränderungen“ nach Beethovens Diabelli-Variationen spielen (14.09.). Im Rahmen der KLANGSPUREN Internationalen Ensemble Modern Akademie IEMA, die ihr zehnjähriges Jubiläum begeht, werden Zenders „komponierte Interpretation“ von Schuberts „Winterreise“ (15.09.) sowie andere seiner Werke einstudiert (14.09.). Wir führen das in 2012 so erfolgreich begonnene Projekt „Rent a Musician“ weiter (08.09.). Private Personen können sich kleine Formationen vom Duo bis zum Quartett in ihre Wohnzimmer für kurze Konzerte einladen, die von jungen Musikerinnen und Musikern der KLANGSPUREN Internationale Ensemble Modern Akademie gespielt werden. Das Angebot steht auch Betrieben und öffentlichen Institutionen offen.

Eine Reihe von Projekten wird „im Freien“ unter Beteiligung von Laienmusikern stattfinden. So erklingt zur Eröffnung von KLANGSPUREN vor der Stadtpfarrkirche in Schwaz ein Traktorenkonzert von Sven-Åke Johansson mit Oldtimer-Traktoren (12.09.). An einem zentralen Ort in Innsbruck lädt die Klanginstallation „RainDance“ von Paul DeMarinis (14.09.) zum regen und „regenreichen“ Gebrauch durch die Passanten ein.

Wir setzen die beliebte musikalische „Pilgerwanderung“ auf Jakobswegen fort (22.09.). Unter Führung des renommierten Jakobswegforschers Peter Lindenthal und seines gutmütigen Assistenten, des großen Hirtenhundes „Arvo“, führt sie dieses Jahr im Inntal von Stams nach Imst-Brennbichl mit sechs musikalischen Haltepunkten in Kirchen und Kapellen. Laienchöre, ein mobiles Orchestrion, das uns das Schweizer Festival Rümlingen schickt, eine musikalische Schamanin und viele Überraschungen warten entlang des Weges.

Das Orchestrion ist auch bei einem Jahrmarktsorgel-Brunch und -Aperitif am 15.09. mit zeitgenössischen Kompositionen im Innenhof der Hofburg anzutreffen.
Die Late Nite Lounges sind ein neues Format, das sich an ein junges Publikum wendet und digitalelektronische (Medien)Musik und avancierte Improvisationsmusik mit den Ensembles Polwechsel und NoHome bietet. (14.09 und 28.09.).

Wach für das gesellschaftliche, politische und kulturelle Klima versteht sich das Festival als offenes Forum der Befragung, das unvoreingenommen, lustvoll und nicht-hierarchisch, gewissermaßen auf „Ohrenhöhe“, Begegnungen, Dialoge und Kontroversen der musikalischen Imagination herbeiführt. Wir wollen frischen schöpferischen Kräften und Spuren nachgehen, dabei auch viele jüngere Komponisten vorstellen und nicht zuletzt das junge Publikum mit aktuellen musikalischen Strömungen ansprechen.

Das Team von KLANGSPUREN freut sich darauf, mit den Künstlern, mit alten und mit neuen Freunden des Festivals auf den gut gebahnten Wegen voranzuschreiten, sie auszubauen und noch unbetretenes Terrain gemeinsam zu entdecken. Seien Sie willkommen, immer neue Klangspuren mit uns zu verfolgen!