Wattens
Stimmung bei Swarovsik aufgeheizt: Konzern reagiert

Über die Situation bei Swarovski wird zwischen Kammern heftigst debattiert.  | Foto: Archiv
  • Über die Situation bei Swarovski wird zwischen Kammern heftigst debattiert.
  • Foto: Archiv
  • hochgeladen von Florian Haun

WATTENS. Die harte Gangart der neuen Swarovski-Geschäftsführung unter Konzern-Chef und Familienmitglied Robert Buchbauer sorgte vergangenes Jahr für Betroffenheit, weit über die Region um Wattens hinaus.

Während 2021 weitere 600 Jobs abgebaut werden sollen, wurden mittlerweile an die 70 Personen (wieder-)eingestellt. „Man kann mit Mitarbeitern nicht umgehen wie mit Spielfiguren und sie ständig über ihre Zukunft im Unklaren lassen. Das Spiel gehört beendet, es braucht eine externe Geschäftsführung, die das Unternehmen wieder in ruhiges Fahrwasser bringt“, so AK Präsident Erwin Zangerl, der auch das fehlende Engagement der Politik kritisiert. 1.350 Mitarbeiter wurden 2020 bei Swarovski am Standort Wattens abgebaut, 600 weitere sollen im Lauf dieses Jahres folgen, weltweit lag der Stellenabbau im Konzern noch höher.

Wer, darüber hüllt sich die Geschäftsführung in Schweigen und führt damit den Weg des Vorjahres fort, als die Beschäftigten bis kurz vor den Kündigungen im Unklaren gelassen wurden, wer wann gehen muss. Die Stimmung ist am Boden, wie zahlreiche Mitarbeiter berichten, es wird befürchtet, dass das Unternehmen bewusst an die Wand gefahren wird. So viele Fehlentscheidungen in derart kurzer Zeit können kein Zufall sein, lautet der Tenor. „Möglicherweise ist es aber auch nur Unvermögen, einen solchen Konzern zu führen“, sagt AK Präsident Erwin Zangerl. Er stand von Anfang an auf der Seite der Mitarbeiter. Die Auftragslage sei enorm, heißt es von Seiten der Geschäftsführung, jetzt wurden sogar an die 70 Mitarbeiter neu eingestellt oder zurückgeholt, vor allem in der Produktion, wo zuletzt 1.000 Mitarbeiter gekündigt wurden. Auch bereits abmontierte Maschinen hätte man wieder aufgestellt. Trotzdem steht der Abbau von 600 Mitarbeitern weiter im Raum. Sogar die Möglichkeit von Sonn- und Feiertagsarbeit will die Geschäftsführung jetzt intensiver nutzen, wie Mitarbeiter berichten.

WK kontert Zangerl
Irritiert zeigt sich der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser nach der Kritik von Erwin Zangerl an der Wiedereinstellungen und Rückholungen von Mitarbeitern bei Swarovski in Wattens: „Er ist damit sicherlich der erste AK-Präsident, der die Schaffung beziehungsweise den Erhalt von Arbeitsplätzen im eigenen Land schlechtredet." Der WK-Präsident zeigt sich enttäuscht, dass Zangerl „seine ureigenste Aufgabe als Interessensvertreter einem unlogischen Populismus“ opfere. „Ich kann das Streben nach Schlagzeilen verstehen, aber bitte nicht so. Damit beschädigt Erwin Zangerl nicht nur die Reputation dieses traditionsreichen Tiroler Familienunternehmens, sondern schadet auch dem ganzen Land“, so Walser.

Swarovski informiert

Gestern wurden in einem strukturierten Prozess die verantwortlichen Führungskräfte sowie in weiterer Folge alle Mitarbeiter an unserem Stammsitz in Wattens darüber informiert, dass im Laufe des heurigen Jahres 250 Positionen in Wattens abgebaut werden müssen. Die ersten Planungen des vergangenen Jahres sind von 600 KollegInnen ausgegangen, um unseren Stammsitz im Rahmen der strategischen Umbauarbeiten zukunftsfit machen zu können. Ein äußerst dynamischer Markt und das gute Echo für unsere neue Kollektion hat uns schon in den vergangenen Monaten dazu veranlasst neue Schichtmodelle zu etablieren und auch KollegInnen in der Produktion vorübergehend zu reaktivieren. Wir lernen dabei auch mit einer unglaublich volatilen Marktdynamik umzugehen und unmittelbar auf maßgebliche Nachfrage-Schwankungen zu reagieren.

Für Unternehmer ist es mehr als nur schmerzlich, sich von KollegInnen trennen zu müssen – aber im Interesse von Swarovski und des Standortes Wattens sind die aktuellen Maßnahmen unumgänglich. Wie bereits 2020 werden auch diese Schritte so bedachtsam und so verantwortungsvoll wie möglich gesetzt. Alle Punkte erfolgen in Abstimmung und nach Information mit den zuständigen Arbeitnehmervertretern und Behörden.
Es wurden 2020 seitens Swarovski 70 Millionen in Arbeitsstiftung und Unterstützungsmaßnahmen investiert. Heuer werden weitere 15 Millionen bereit gestellt - insgesamt also 85 Millionen.

Der Transformationsprozess bei Swarovski ist unterdessen voll und ganz auf Schiene. Die Geschäftsführung hat dabei Fokus auf die unternehmerische Zukunft von Swarovski und wir bleiben bei unserem Bekenntnis zu Wattens als Herz und Hirn der Unternehmensgruppe.

Die nächsten Schritte

Bis 11. Juni 2021 werden in den betroffenen Bereichen weitere Analysen umgesetzt.

Am 14. Juni werden wir gemäß dem gesetzlich vorgeschriebenen Prozess das Frühwarnsystem beim AMS aktivieren.

Ab 19. Juli werden die betroffenen Bereiche gezielt von ihrer Führungskraft informiert und die vom Stellenabbau Betroffenen zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Dabei werden die nächsten Schritte und Möglichkeiten für jeden Einzelnen im Rahmen des Sozialplans gemeinsam besprochen. Damit starten die formellen und persönlichen Trennungsgespräche in der Personalabteilung. Diese Gespräche werden im Herbst abgeschlossen sein.

Alle verantwortlichen Führungskräfte werden zu maximaler Sensibilität bezüglich der Abbaumaßnahmen aufgefordert. Wir ersuchen daher alle, hier größte Vorsicht und Achtsamkeit den Betroffenen gegenüber in dieser schmerzhaften Situation walten zu lassen. Offene Themen können gerne mit der jeweiligen Führungskraft oder auch dem Betriebsrat besprochen werden. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte muss dabei immer gewahrt bleiben.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass dies aktuell eine sehr schwierige Phase ist. Es ist uns daher besonders wichtig, alle Mitarbeiter in der kommenden Zeit so gut wie möglich zu unterstützen. Dazu wurden maßgeschneiderte Angebote entwickelt.

AMS/amgTirol/Betriebsrat und die Personalabteilung bieten ab Juli Veranstaltungen zur Detailinformation zum Sozialplan, Stiftung, Arbeitslosengeld. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen erhalten eine entsprechende Einladung dazu.

Online-Workshops

Individuelles Unterstützungsgespräch und Coachings: Interne und externe Gesprächspartner (Coaches) für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Familien-Härtefonds „Herzensangelegenheit“: Sollten vom Stellenabbau betroffene ehemalige Mitarbeiter nach den Leistungen des Sozialplans in unverschuldete finanzielle Schwierigkeiten kommen, gibt es die Möglichkeit noch weitere Hilfe zu beantragen. Dafür stellen die Familien Swarovski, Weis & Frey ein Budget zur Verfügung. Die Abwicklung der finanziellen Belange läuft über das „Netzwerk Tirol hilft“.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Schwaz auf MeinBezirk.at/Schwaz

Neuigkeiten aus Schwaz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksBlätter Schwaz auf Facebook: MeinBezirk.at/Schwaz - BezirksBlätter

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Schwaz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.