Das Niemandsland der Sprengelarzt-Krise!

Vier unbesetzte Sprengelarztstellen im Bezirk und auslaufende provisorische Lösungen verschärfen die Sprengelarzt-Krise. Die Schuld wird zwischen den Zuständigen hin- und hergeschoben - eine teure Angelegenheit für die Gemeinden.

SCHWAZ (bs). Dass Sprengelärzte Mangelware in Tirol sind, ist bekannt. Allein im Bezirk Schwaz müssen sich vier Sprengel mit provisorischen Notlösungen behelfen. In Schwaz und in Jenbach gibt es das Dienstrad – die angesiedelten Ärzte übernehmen abwechselnd und in Schichten den Dienst.

Unbesetzt sind die Stellen in Weer und in Fügen, diese beiden Gemeinden überbrücken die Lage mit einer sprengelärztlichen Vertretung, was jedoch mit hohen Mehrkosten verbunden ist.

Dr. Oliver Glaser, Sprengelarzt von Stumm, weiß, warum sich die Nachbesetzung der Sprengelarzt-Stellen so schwierig gestaltet: „Zuallererst einmal ist das System überholt, denn junge Ärzte wollen nicht mehr 24 Stunden am Tag das ganze Jahr über im Dienst sein - und das 30 Jahre lang. Außerdem sind in den letzten Jahren viele Sprengelärzte in Pension gegangen.“

Zeit läuft ab
Die Problemlage spitzt sich immer mehr zu. Per 31. Dezember läuft das Provisorium im Sprengel Schwaz aus. Ein Nachfolger für den Posten oder eine Verlängerung des Vertrages ist nicht in Sicht. Zusätzlich fallen etwa 53.000 Euro Mehrkosten für die Dienstrad-Lösung für die Stadtkassa an, allein für das Jahr 2010.

Stillstand bei Beschlussfassung
Seit etwa zwei Jahren wartet ein Gesetzesentwurf zur Neuregelung der Sprengelarzt-Causa im Land auf seinen Beschluss. Die Bezirksblätter haben nachgefragt, warum es bis dato noch zu keiner Einigung gekommen ist.

Aus dem Büro des Landtagsabgeordneten Tilg heißt es: „Die Novelle ist ausständig. Von Landesseite her ist die Neuregelung fertig, aber der Gemeindeverband hat sich noch nicht auf die Honorarbasis mit der Ärztekammer geeinigt. Bis dahin müssen Gemeinden die Lücken mit Übergangslösungen schließen.“

Wer ist Schuld an der Misere?
Dass es sich wie immer um das liebe Geld dreht, ist keine allzu überraschende Nachricht, jedoch soll es auch Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den zuständigen Organen geben. „Es gibt keine Verhandlungen. Ein Einigungsgespräch über den Gesetzesentwurf, der die neuen Werksverträge für Sprengelärzte regeln soll, hat noch nicht stattgefunden. Seit dem Frühjahr warten wir auf die Antwort auf unser Angebot, das wir dem Tiroler Gemeindeverbund geschickt haben. Darin haben wir die Tätigkeiten eines Sprengelarztes aufgelistet und bewertet. Die einzige Nachricht, die wir erhalten haben, war, dass sich die Landesregierung darum kümmern soll. Diese jedoch sagt, dass das Sache des Gemeindeverbandes ist – schließlich bezahlen ja auch die Gemeinden für die Sprengelärzte“, schildert der Präsident der Ärztekammer Artur Wechselberger.

Bis Redaktionsschluss war Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, zu einer Stellungnahme nicht erreichbar..

Sprengelärzte außen vor
Aber auch die Ärztekammer scheint innerhalb ihrer Kreise einiges versäumt zu haben. „Anscheinend gibt es keine Lösung, keine Novelle – zumindest haben wir Sprengelärzte nichts davon gehört. Ich fühle mich im Regen stehen gelassen, denn unsere Landesvertretung unternimmt gar nichts. Ehrlich gesagt, es ist ein Wahnsinn und die Ärztekammer trägt sicher eine Teilschuld an all dem“, verdeutlicht Sprengelarzt Oliver Glaser.

Er glaubt nicht, dass es an der Honorarhöhe liegt, sondern an den Arbeitsbedingungen. Mitten in der Nacht läutet meist das Dienst-Handy eines Sprengelarztes. In solchen Fällen dreht es sich erfahrungsgemäß um eine Totenbeschauung, eine Zwangseinweisung oder um einen Alkoholtest bei einem Autofahrer. Unruhige Nächte und Schwierigkeiten im Privatleben sind demgemäß die Folge. Außerdem fallen Urlaub und Wochenendausflüge für Sprengelärzte flach, sofern sie keine Vertretung finden.

Zeit für Systemüberholung
Es sei Zeit für eine Systemüberholung, meint Dr. Glaser: „Lösungsvorschläge für diese Misere gibt es genug. Es gab Gespräche über eine Nachtdienstbereitschaft, um Sprengelärzte zu entlasten. Ich frage mich auch, warum Amtsärzten und Notärzten diese Autorität nicht zugesprochen wird.“

Fazit
Eine Neuregelung scheitert an den zuständigen Obrigkeiten, an dem Tiroler Gemeindeverband und der Ärztekammer. Keine Kommunikation und Unstimmigkeiten in der Honorarhöhe sind der Grund für die Hinauszögerung der Novelle. Dass die Alternativen nicht auf Dauer tragbar sind, zeigt sich bereits jetzt an der Unzufriedenheit der Ärzte und den zusätzlichen Kosten für die Gemeinden, die bereits jetzt jenseits der bescheidenen Grenzen liegen. Ob sich das auf die ärztliche Versorgung auswirkt, wird man in Schwaz per 1. Jänner 2011 sehen.

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