RMagazin Buchtipp: Bernd Schuchter „Gebrauchsanweisung für Tirol“
Zuhause sein. - von Mirjam Dauber
„Die Tiroler sen luschtig, die Tiroler sen froh, sie verkaufen ihre Bettn und schlafen im Stroh...“. Wenn es an einem nicht mangelt in der Einschätzung der Tiroler, dann an einer beachtlichen Vielzahl von Klischees über Land und Leute. Von der Herzlichkeit der geschäftstüchtigen BewohnerInnen, die mit einer gewissen Starrköpfigkeit und Naivität einhergeht. Von der Überheblichkeit der StädterInnen, die im Talkessel von Innsbruck den Widrigkeiten trotzen, die es direkt vom Bergisel herunterweht. Womit nicht nur der berüchtigte Föhnwind angesprochen wäre, sondern auch die Franzosen und Bayern gemeint sind, deren Einfall den hartnäckigen Mythos Andreas Hofer ermöglichte. Vom Reichtum der Landschaft, die gepflegt, geliebt, verklärt, verschandelt und ausgebeutet wird. Von den jodelnden Trachtenpärchen beim Tirolerabend. Bernd Schuchter lässt in seiner „Gebrauchsanweisung für Tirol“ keines dieser Klischees aus, schaut aber hinter die Kulisse, liebevoll, kritisch, mit einem gewissen Maß an Respekt und Humor gleichermaßen. Er begutachtet Tirol aus vielen Blickwinkeln. Lässt die Literatur über das Land in den Bergen sprechen, berücksichtigt Wahrnehmungen von außen, aber auch höchstpersönlich Erlebtes, familiäre Anekdoten. Am Ende bleibt ein widersprüchliches Fleckchen Erde, im Wandel der Zeit, vor dem Neuerungen trotz aller Nostalgie nicht Halt machen, entdeckenswert.Zusatztipp: Wer den Schreibstil Schuchters zu schätzen weiß, dem sei auch sein im Braumüller Verlag erschienener Roman „Föhntage“ sehr ans Herz gelegt!
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