RMagazin Schmuckstück – Farbenfrohe Darstellung: Der Habsburgerstammbaum auf Schloss Tratzberg

Der wunderschöne Habsburgersaal mit den Wandmalereien | Foto: Anton Prock
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Ein einmaliges Kunstwerk findet man im größten Raum von Schloss Tratzberg: den Stammbaum der Habsburger rund um den ganzen Saal. – von Anton Prock.

Zwischen Jenbach und Stans im Tiroler Unterinntal erhebt sich rund 100 m über dem Talboden auf der nördlichen Talseite Schloss Tratzberg. 1490 zerstörte ein Feuer die alte Burg. Die Brüder Veitjakob und Simon Tänzl, reiche Bergwerksherren aus Schwaz, ließen das Schloss um 1500 neu aufbauen. Noch heute ist großteils die Originalausstattung der Räume aus dem 15. und 16. Jhd. am Übergang von der Gotik zur Renaissance erhalten. Von besonderem Interesse ist der große Habsburgersaal mit Wandmalereien, die den Stammbaum der Familie Habsburg vom Beginn ihrer Herrschaft mit König Rudolf I. (1273) bis in die Zeit Kaiser Maximilians zeigen.

Verwurzelt in Österreichs Geschichte

Österreich wurde von den Babenbergern (976-1246) und den Habsburgern (1278-1918) regiert. 1273 wählten die Kurfürsten Graf Rudolf von Habsburg zum deutschen König. Die Stammlande der Familie befanden sich in der nördlichen Schweiz, im Oberelsass und im heuten Südwestdeutschland. König Ottokar II. von Böhmen erkannte Rudolf nicht als König an, führte gegen ihn Krieg und verlor 1278 in der Schlacht von Dürnkrut-Jedenspeigen im Marchfeld nördlich von Wien. Ottokar hatte die Länder der ausgestorbenen Babenberger geerbt. Nun fielen diese an den deutschen König Rudolf I. Es handelt sich um Österreich unter (Niederösterreich) und über der Enns (Oberösterreich) und die Steiermark. Man bezeichnet sie als die Erblande der Habsburger. Der Zweikampf der beiden Männer wird über der westlichen Eingangstüre in den Saal sehr dramatisch dargestellt.

Die Jüngste

Bei der historisch letzten bzw. jüngsten dargestellten Person, zu finden an der südlichen Westwand, handelt es sich um Erzherzogin Maria (geboren 1505), eine Tochter Philipps des Schönen, Sohn von Maximilian und Johanna der Wahnsinnigen. Maria heiratete König Ludwig II. von Ungarn, wodurch 1526 Ungarn und Böhmen an die Habsburger gelangten und bis 1918 blieben.

Details

Beim Betrachten des Stammbaums stößt man auf zahlreiche Details. Dazu gehören etwa Wappen, Blumen, Blüten, Früchte, Zweige, Vögel, die Kleidung der dargestellten Personen, Schmuck und Spielzeug für die Kinder. Auskunft über die Personen bieten die jeweiligen Beschreibungen darunter.

Kaiser Maximilian I.

Als ein Beispiel sei hier die Darstellung Kaiser Maximilians I. mit seinen beiden Ehefrauen an der Südwand angeführt. Links mit dem Wappen der Sforza (Schlange mit Kind) steht seine zweite Gattin Bianca Maria Sforza aus Mailand, rechts von ihm seine erste Gattin Maria von Burgund mit dem Burgunder Wappen und der typischen spitzen Burgunderhaube. Maximilian selbst trägt einen modischen Harnisch, eine Privatkrone und hält das Szepter in der Hand. Durch ihn führt ein grüner Ast. Alle drei Personen sind von einer blauen Wolke umgeben. Bianca Maria Sforza hatte keine Kinder, Maria von Burgund schon, weshalb der braune Ast bei ihr zu finden ist. Maximilians Wappenschild zeigt das Wappen von Ungarn als Anspruchswappen, den römisch-deutschen Königsadler, das Wappen von Burgund und den österreichischen Bindenschild. Die Schriftrolle darunter ist leer. Unter den Darstellungen der männlichen Habsburger wurden nur dann Texte angebracht, wenn diese schon verstorben waren. Maximilian verstarb aber erst 1519.

Künstler unklar

Entstehungszeit der Seccomalerei, Malerei auf trockenem Putz, ist um 1505 (Geburtsjahr Marias) und 1506 (Todesjahr ihres Vaters Philipp des Schönen). Der Künstler ist unklar. Meist wird Hans Maler von Schwaz genannt, ein Ulmer Künstler, der um 1510/1520 im Raum Schwaz nachweisbar war. Die Arbeit muss ein ziemlich abruptes Ende gefunden haben, denn die drei älteren Kinder Philipps des Schönen, nämlich Erzherzogin Eleonore, Kaiser Karl V. und Kaiser Ferdinand I. an der westlichen Südwand sind nur als Entwurfszeichnung erhalten und nicht ausgemalt.

Fakten

Es sind 148 Figuren erhalten. Die männliche Erbfolge ist mit grünen (lebenden) Ästen gekennzeichnet und die direkte Linie zu den jeweiligen Herrscherpersönlichkeiten mit ihren Ehefrauen durch blaue Wolken hervorgehoben. Braune Äste und Zweite weisen als absterbende Glieder auf die weiblichen Nachkommen hin. 

Zum Autor

Anton Prock ist nicht nur Direktor der NMS 1 Jenbach, sondern auch Kunsthistoriker und als solcher seit über 20 Jahren in der Ausbildung der Tiroler Fremdenführer tätig. Mehr Informationen auf www.antonprock.at

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