Gemeinsam statt einsam
Alltag in Simmerings Senioren-WG
Senioren-WGs ermöglichen älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben in einer Gemeinschaft.
LANDSTRASSE. „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ – Dieses Zitat von Guy de Maupassant liest man an der Wohnzimmerwand der Senioren-WG in der Braunhubergasse. Es ist eine von mittlerweile fünf Senioren-WGs vom Samariterbund Wien.
Fünf Personen mit unterschiedlichen Geschichten, allesamt im Pensionsalter, haben sich für ein gemeinsames Wohnen entschieden. Der älteste Bewohner ist der 86-jährige Nikolaus. Der rüstige Langzeit-Simmeringer kocht zwar nicht unbedingt gerne, aber trotzdem viel, und beherrscht noch das echte Wienerisch inklusive dazugehöriger Redewendungen. „Momentan zeigen wir uns noch von unserer guten Seite“, antwortet er verschmitzt auf die Frage, wie es ihnen bisher gemeinsam gehe.
Privatsphäre und Gesellschaft
Nicht nur alleinstehende Menschen haben das Bedürfnis nach mehr Geselligkeit im Alltag: Das Ehepaar Adina und Wolfgang hat sich ebenfalls für ein Leben in der Wohngemeinschaft entschieden. „Uns gefällt es hier gut“, erzählen sie. Der gebürtige Inder Joly Mon (auch „Herr Joseph“ genannt) ist mit Anfang 60 der Jüngste.
Vor allem denjenigen, die sich den Alltag noch gerne alleine organisieren, bietet das gemeinschaftliche Leben eine ideale Wohnform, wobei auch Möglichkeit zur Abgrenzung gegeben ist. Die Zimmer sind allesamt mit eigenem Bad, WC und Balkon ausgestattet, es gibt genügend Stauräume und Platz. Die Zeit der Coronakrise ist auch für die WG in der Braunhubergasse keine leichte. Krankheitsfälle hat es aber bisher keine gegeben. Zwei außerordentliche Zivildiener wurden zur Unterstützung angefordert. Die beiden besuchten die WGs regelmäßig und erledigten vor allem in der Zeit des Lockdowns alle Einkäufe und wichtige Botenwege für die Bewohner. Aber sie sorgten auch für gewünschte Abwechslung und Unterhaltung – dabei wurden natürlich alle Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen eingehalten.
Zusammenhalt in der Krise
Mitarbeiter des Samariterbunds klärten die Bewohner anfangs über den Lockdown und alle Vorsichtsmaßnahmen auf. In den Zimmern und am WC stehen Desinfektionsmittel zur Verfügung – ebenso wie Mund-Nasen-Schutz und Einweghandschuhe für wichtige Erledigungen. "In der WG Braunhubergasse sind die Bewohner während der Coronazeit noch mehr zu einer richtigen Familie zusammengewachsen", erzählt Philipp Wohlfahrt, der für die WGs zuständig ist. "Sie haben noch mehr aufeinander geschaut und einander unterstützt."
Das kann Bewohner Herr Mohr nur bestätigen: „Ich hab’ es noch keinen einzigen Tag bereut, dass ich meine Wohnung aufgegeben habe. Hier haben wir eine gute Gemeinschaft, wir kümmern uns umeinander und sind füreinander da.“
In der Braunhubergasse ist noch ein Zimmer frei, gegenüber in der Herbortgasse sind es zwei Zimmer. Interessierte melden sich bei Philipp Wohlfarth unter 01/891 45 283 oder philipp.wohlfarth@samariterbund.net
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