Gut getarnt
Debatte um eine Regenbogenbank
Anrainer und Politiker kritisieren den versteckten Standort der Simmeringer Regenbogenbank.
SIMMERING. Anlässlich der Euro Pride 2019 folgten zahlreiche Bezirke der Idee, mit einer "Regenbogenbank" ein Zeichen zu setzen. Der Regenbogen symbolisiert Vielfalt, Hoffnung, Sehnsucht und Toleranz.
Auch in Simmering wurde ein Antrag für die Platzierung einer Bank, lackiert in den Farben des Regenbogens, eingebracht. Dieser wurde vom Bezirksparlament mehrheitlich angenommen. Eine Bank wurde aufgestellt – jedoch zum Unmut von Anrainern und Neos nicht im Bezirkszentrum. "Es wurde eine einzige Bank – noch dazu ohne Plakette – in die Neugebäudestraße gestellt", so Anrainerin Sarah. "Dabei würde es so viele Möglichkeiten geben, etwa am Enkplatz oder am Simmeringer Platz." Auf der Plakette sollten die Beweggründe der Aktion erklärt werden.
Kein Bedarf am Enkplatz
Ein Lokalaugenschein zeigt: Die Bank befindet sich in einer Sackgasse einer Siedlung. Es ist nur wenig los, kaum jemand kommt vorbei, Autos parken davor. Zum Vergleich: Im 7. Bezirk wurde eine Bank in der Neubaugasse umlackiert, im 2. Bezirk eine am Riesenradplatz aufgestellt. Auf Nachfrage erklärt Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ): "Ältere Damen, die zum Arzt in die Florian-Hedorfer-Straße gehen, haben sich einen Rastplatz gewünscht. Es handelt sich dabei um eine sehr frequentierte Straße, aufgrund der Events im Schloß Neugebäude."
Die Vereinsleitung der angrenzenden Gartensiedlung zeigt sich überrascht, weil an sie keinerlei Wünsche dieser Art je herangetragen wurden. Nach Recherche fand sich niemand, der das bestätigen konnte. Ein anderer Platz kam für den Bezirk nicht infrage. "Auf dem Enkplatz bestand kein Bedarf, auf dem Simmeringer Platz gibt es ausschließlich Betonbänke und beim Gasometer verfügt der Bezirk nicht über ausreichende Freiflächen", erklärt Stadler. Neos ist mit dem Ergebnis nicht zufrieden. "Es freut uns natürlich, dass Simmering eine Regenbogenbank hat. Leider hat die Umsetzung länger gedauert als vermutlich notwendig wäre. Auch die Plakette wurde nicht angebracht", beklagt Klubobfrau Christiane Körner. "Toleranz und Inklusion sind wichtige Punkte unserer Gesellschaft, in Simmering werden sie in eine Sackgasse verbannt." Bei Neos gingen bereits Anrainerbeschwerden ein.
Stadler kann die Vorwürfe nicht verstehen: "Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Regenbogenbank dort aufgestellt, wo sie gebraucht wurde. Sie kostet an die 500 Euro – wir werden das Geld aus dem Bezirksbudget nicht verschleudern." Übrigens: Bereits im Juni 2019 gab es Wirbel um das Thema Pride in Simmering. Als in ganz Wien auf den Amtshäusern die Regenbogenfahnen wehten, blieb dieses Zeichen in Simmering aus. Die Begründung: Der Fahnenmast ist kaputt.
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