Der neue Alltag im Seniorenheim
"Es dreht sich alles nur mehr um Corona"
Mitten in der Hochphase der Coronapandemie im Dezember übernahm Arno Meier die Leitung des Haus Haidehof vom Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser. Im Interview erzählt er über den neuen Alltag im Wohnhaus und wie den Bewohnern sowie Mitarbeitern Corona mittlerweile zu schaffen macht.
Die Pandemie begleitet uns bald schon ein ganzes Jahr. Wie hat sich der Alltag Seniorenheim seit Corona verändert?
ARNO MEIER: Es dreht sich alles nur mehr um Corona und der Virus ist zum Lebensmittelpunkt der Bewohner geworden. Die Angst ist permanent da, weil unser Klientel ja die Risikogruppe darstellt. Wir haben seit November einige Bewohner, die an Covid-19 verstorben sind und das macht etwas mit den Menschen. Aufgrund des dritten und verlängerten Lockdowns ist die Stimmung natürlich völlig am Ende. Auch die Angehörigen zeigen immer weniger Verständnis für de Maßnahmen.
Wie geht es den Mitarbeitern mit der Situation?
Die Angst Bewohner mit dem Virus anzustecken oder etwas falsch zu machen – das ermüdet mit der Zeit, auch dass kein Ende absehbar ist. Irgendwann würden wir gerne wieder zur Normalität zurückkehren und uns so um die Bewohner kümmern, wie wir das immer getan haben.
Was sind seit Ausbruch der Pandemie die größten Herausforderungen in der Arbeit?
Die größte Herausforderung ist, die Bewohner bei Laune zu halten und zu schauen, dass die Stimmung nicht kippt. Trotz allen Schwierigkeiten, die der Virus mit sich bringt, versuchen wir die Bewohner bei Laune zu halten, irgendwie zu beschäftigen und hin und wieder kleine Veranstaltungen unter Sicherheitsvorkehrungen zu machen damit sie keinen Lagerkoller bekommen.
Wie sieht das Sicherheitskonzept im Haus Haidehof aktuell aus?
Bei positiven Fällen haben wir Mitarbeiter einer externe Security-Firma im Haus, die dann sicherstellen, dass niemand ohne Berechtigung das Haus betritt. Auch in Stockwerken haben wir Securities, die schauen, dass Bewohner in Quarantäne ihr Apartment nicht verlassen. Für Angehörige gibt es die Plauder-Platzl, wo sie nach Terminvereinbarung eine Stunde mit ihren Liebsten plaudern können. Aufgrund der neuen Verordnung des 2-Meter-Abstandes werden wir die Zahl aber etwas reduzieren müssen. Wir werden dann fünf Plauder-Platzl im Erdgeschoß und vier im stationären Bereich anbieten können.
Trotz Sicherheitsvorkehrungen gibt es aber positive Fälle im Haus. Wie erklären Sie sich das?
Momentan haben wir mehrere Bewohner mit dem Virus im Haus und die Fälle lassen sich relativ leicht erklären. Im Zeitraum von 4. bis 6. Jänner hatten wir die ersten positiven Tests, also nach den Weihnachtsfeiertagen, an denen viele Angehörige ihre Eltern oder Großeltern zu sich nach Hause geholt haben.
Wie lief der Impfstart ab?
Nach dem zweiten Termin am 1. Februar haben wir nun rund 170 Bewohner und 70 Mitarbeiter bei uns, die geimpft sind. Ich hätte mir mehr Zeit für die Aufklärungsarbeit der Bewohner gewünscht. Mitte Dezember bekamen wir ein paar Infos, mit denen wir ihnen schon Angst nehmen konnten. Um ehrlich zu sein, habe ich damals aber viel ins Blaue hineingeredet, weil es keine definitiven Informationen gegeben hat.
Sehen Sie die Impfung als das Mittel, um aus der Pandemie herauszukommen?
Ja, auf jeden Fall. Den Bewohnern wird die Angst vor einer Erkrankung genommen. Es gibt Hoffnung, dass das Thema rund um Lockdown und Einsperren wieder endet. Diese Hoffnung versuche ich ihnen auch zu vermitteln.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Monate?
Ich würde mir von den Angehörigen ein bisschen mehr Verständnis für die Situation wünschen. Das würde uns die Arbeit um einiges erleichtern. Allen Widrigkeiten zum Trotz muss man aber sagen, dass unser Job ein schöner ist.
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