Simmering
Flüchtlinge beschweren sich über schlechte Zustände im Quartier
Eine Gruppe von Flüchtlingen beschwerte sich über schlechtes Essen und Zustände im Grundversorgungsquartier Haidehof im 11. Bezirk. Der zuständige Arbeiter-Samariterbund Wien weist Vorwürfe zurück, das Essen wird von dritter Stelle geliefert. Trotzdem nimmt man die Vorwürfe ernst.
WIEN/SIMMERING. 225 Geflüchtete aus der Ukraine leben derzeit im Grundversorgungs- und Notquartier Haidehof im 11. Bezirk. Noch bis Mitte April, dann wird das geplante Pensionistenwohnheim saniert und die Geflüchteten bekommen Platz in anderen Unterkünften.
Der BezirksZeitung liegt ein Brief einer Gruppe von Heimbewohnerinnen und -bewohnern vor, die sich über schlechte Zustände im Quartier beschweren sowie Vorwürfe gegen einige Mitarbeiter äußern. Zuerst berichtete über diesen die Wiener Flüchtlingshelferin Tanja Maier in ihrem Blog.
Im Brief bedanken sich zuerst die Unterschreiber für die Hilfsbereitschaft sowie "gute Wohnverhältnisse", berichten jedoch über einige "dringende Angelegenheiten", bei denen man Hilfe benötigt. Der Brief wurde u. a. an die Stadt Wien, Caritas und die ukrainische Botschaft in Wien verschickt. Darin berichtet man, wenn man Fragen gestellt hat, dass man Antworten bekommen hätte wie "Ihr solltet alle dankbar sein, dass ihr jetzt nicht in der Ukraine seid. (…) Und ihr werdet hier fett und beschwert euch trotzdem".
"Alle haben jetzt Angst"
Man beschwert sich über das Essen im Heim: Die Auswahl der Fertigprodukte sei deutlich schlechter geworden, viele Sachen gäbe es zum Frühstück nicht mehr, Frühstück sei nur "15 Gramm Butter, Marmelade und Käse", zum Abendessen gäbe es kein Obst und "ein Stück Fleisch haben wir schon lange nicht mehr gesehen". Deshalb hätten viele Menschen Magenschmerzen und sauren Reflux bekommen.
Außerdem seien Toiletten, ein Aufenthaltsraum sowie Kinderzimmer abgesperrt, die persönlichen Hygieneartikel "begrenzt" und versprochene Deutsch-Sprachkurse nicht organisiert.
Maier zitiert in ihrem Blog einige Nachrichten aus einer privaten Telegram-Gruppe. Hinter dem Brief stehen zwei körperlich beeinträchtigte Personen. Zu diesen sollen vor einigen Tagen "zwei Verwaltungsangestellte mit einem Übersetzter" gekommen sein, den einen am Arm genommen und ihn "irgendwo" gebracht haben, um ihn zu befragen. "Alle haben jetzt Angst", steht ebenfalls in der Nachricht.
Hilfsorganisation weist Vorwürfe zurück
Zuständig für das Heim sind das Fonds Soziales Wien (FSW) und der Arbeiter-Samariterbund (ASBÖ) Wien. Letzterer weist auf BezirksZeitung-Anfrage die Vorwürfe zurück. "Wir sind immer bemüht, die Menschen, die Hilfe benötigen, bestmöglich zu unterstützen. Unserer Information nach, ist die Mehrheit der Bewohner*innen im Haus Haidehof mit der Situation sehr zufrieden", sagt Sprecherin Susanne Kritzer. Die Kritik komme von einem kleinen Personenkreis, trotzdem nimmt man das "sehr ernst" und bemühe sich, Lösungen zu finden.
Die angebliche Drohung "kann definitiv ausgeschlossen werden": "Da auf dem verfassten Brief eine Zimmernummer angegeben war, suchten unsere Mitarbeiter*innen den Bewohner auf, um im direkten Gespräch die Themen zu besprechen und mögliche Lösungen zu finden. Jedoch stellte sich heraus, dass der Bewohner nicht der Verfasser des Briefes war", erklärt Kritzler.
Dass das Essen nicht gut ist und es etwa kein Obst oder Fleisch gibt, dementiert man ebenso. Man erklärt, dass die Bewohnenden täglich dreimal Mahlzeiten bekommen, die vom Kuratorium Wiener Pensionistenwohnhäuser (KWP) zur Verfügung gestellt werden. Die Menüs variieren leicht von Tag zu Tag und sind wegen des KWP auch für ältere Menschen vorgesehen. "Zusätzlich sind unsere Mitarbeiter*innen bemüht, das Angebot über Spenden und Kooperation zu ergänzen", heißt es.
Die Toiletten sind nicht abgesperrt und alle Zimmer verfügen über eine private, "selbstverständlich gut funktionierende" Toilette. Den Kinderspielraum kann man nur unter der Aufsicht von zumindest einer erziehungsberechtigten Person benutzen. Und die Deutsch-Sprachkurse finden im Quartier nicht statt, da am Ende nur zwei Teilnehmende Interesse gezeigt haben.
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