Wien-Wahl 2020 in Simmering
Zehn Stunden im Wahllokal
Monika Brunner ist routinierte Beisitzerin in einem Simmeringer Wahllokal – auch am 11. Oktober.
SIMMERING. "Für uns Beisitzer beginnt der Wahltag schon um halb sieben", erklärt Monika Brunner, Beisitzerin im Wahllokal Münnichplatz, "da werden dann als erstes die Wahlzettel und Kuverts eingeschlichtet." Neben den Beisitzern gibt es in jedem Wahllokal auch einen Wahlleiter und dessen Stellvertreter, alle zusammen bilden die Sprengelwahlbehörde. Wahlleiter und Stellvertreter sind üblicherweise Beamten, die für die Wahlen eine zusätzliche Einschulung bekommen. Jede wahlwerbende Partei stellt im Idealfall einen Wahlbeisitzer, was in der Praxis laut Brunner aber selten der Fall ist: "Von einigen Parteien habe ich in all den Jahren nie einen Beisitzer zu Gesicht bekommen."
Weil alle, die im Wahllokal Dienst tun, in hoheitlicher Funktion für den Staat tätig werden, müssen sie vor Wahlbeginn offiziell vereidigt werden: "Das wird nach vielen Einsätzen zur Routine, ist aber wichtig." Wenn das Wahllokal dann um 7 Uhr für alle Wähler seine Pforten öffnet, haben die Mitglieder der Sprengelwahlbehörde schon einiges hinter sich, schließlich müssen auch die Listen mit dem Wählerverzeichnis einsatzbereit gemacht werden: Betritt ein Wähler das Wahllokal, nennt er seinen Namen und zeigt einen Ausweis vor. Dann wird sein Name nicht nur vom Wahlleiter abgehakt, sondern auch von den Beisitzern – sicher ist sicher. Schließlich betritt der Wähler ausgerüstet mit Wahlzettel und Wahlkuvert die Wahlkabine. "Bei der letzten Nationalratswahl ist es gleich zweimal vorgekommen, dass eine Mutter mit einem Erstwähler gemeinsam in die Kabine gehen wollte: Er wisse ja schließlich nicht, was er wählen solle, haben beide Mütter gemeint", erinnert sich Brunner schmunzelnd.
Ordnung muss sein
"Bevor nach Wahlschluss um 17 Uhr die Stimmen ausgezählt werden, wird noch die Wählerliste mit der Anzahl der Kuverts verglichen – das ist dann sozusagen die Probe", erklärt die Beisitzerin.
Immer wieder käme es vor, dass die hoheitlichen Aufgaben am Wahltag auf die Aufwandsentschädigung reduziert werden, die heuer wegen der Corona-Situation auf 80 Euro erhöht wurde: "Wer so redet, sollte sich einmal den Stundenlohn ausrechnen: Da tut mir jeder wirklich leid, der so denkt."
Weil der Wahltag mehr als 10 Stunden – nämlich bis 17 Uhr – dauert, wird aus den Mitgliedern der Sprengelwahlbehörde im Laufe des Tages eine eingeschworene Gemeinschaft: "Da kommt man schnell ins Plaudern, über alle Parteigrenzen hinweg", erzählt Brunner, die Beisitzerin für die SPÖ ist. Ihre Tätigkeit sieht sie aber als Dienst an der Allgemeinheit und als staatsbürgerliche Pflicht an: "Als Österreicher sind wir privilegiert, freie Wahlen abhalten zu können –das ist nicht überall selbstverständlich, da braucht man gar nicht so weit fahren", so Brunner. "Persönlich habe ich großes Demokratiebewusstsein und bin auch deshalb sehr stolz, Österreicherin zu sein."
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