"Das Dorf" der Poesie: Bewegende Lyrik in Dellach
Siegfried Paul Gelhausen aus Dellach im Drautal hat sein beobachtendes Auge in die Lyrik umgesetzt.
Zwar war der gelernte Gärtner bereits zu Schulzeiten jener Junge, der immer die längsten und besten Aufsätze schrieb und eine unheimliche Fantasie besaß, dennoch passierte der Zugang zur Lyrik mehr oder weniger zufällig. „Vor vielen Jahren habe ich bei einer Lesung den Oberkärntner Dichter Josef Hopfgartner kennengelernt, der mich wie ein Virus, im positivem Sinne, infiziert hat“, so Gelhausen, der von Hopfgartners kurzer und prägnanter Dichtweise fasziniert war.
Vom Laien zum Preisträger
Daraufhin wollte der Drautaler selbst „Hand anlegen“ und machte spontan bei einem Mundartlyrikwettbewerb in Feldkirchen mit. „Ich habe ohne jegliche Erwartung Texte eingeschickt, woraufhin ich eingeladen wurde, da ich unter die besten zehn von 82 Bewerbern kam. In weiterer Folge gewann ich den Wettbewerb“, berichtet Gelhausen. Doch damit nicht genug: Sowohl im Jahre 2008 als auch 2011 erhielt er den Kärntner Lyrikpreis für Hochsprache.
Beobachtung auf Papier
Gelhausens neuste Gedichte sind unter dem Titel „Das Dorf“ zusammengefasst, die auch beim bekannten Schriftsteller Peter Turrini Gefallen fanden, der sie wie folgt beschreibt: „Gelhausens Dorfbeschreibungen sind von einer düsteren Genauigkeit, von detaillierter Beobachtung scheinbar kleiner Vorkommnisse, aber daraus entsteht ein großes Bild.“ Siegfried Gelhausen, der nach eigenen Angaben häufig von Selbstzweifel geplagt ist, sagt dazu: „Für mich war diese Rezension von Peter Turrini ein angenehmer Schock. Meine Selbstzweifel wurden dadurch ein wenig reduziert, da ich mir dachte, wenn jemand wie Turrini das sagt, dann muss doch etwas Wahres dran sein.“
Weiter Blick
Weiters beschreibt sich Gelhausen selbst als einen Menschen, der seine Augen offen hält und vor bestimmten Dingen nicht verschließt. Dies verschriftlicht er in weiterer Folge. „Ich versuche, auch düstere Themen auf satirische Art und Weise in Texte zu verpacken. So als schlucke man eine Tablette mit Zuckerguss, die eigentlich eklig schmeckt, aber durch die Süße leichter zu schlucken ist. Wenn man sie aber länger im Mund hat, wird sie bitter“, zieht Gelhausen schmunzelnd einen Vergleich.
Rauschzustand
Auf die Frage, was das Schreiben mit ihm macht bzw. was er dabei empfindet, antwortet Gelhausen sofort: „Wenn ich beim Schreiben bin und ich spüre, es wird etwas, dann ist es wie ein Rauschzustand – ein positives, aber schwierig zu beschreibendes Ergehen, das etwas befreiendes hat.“ Weiters erzählt er, dass die besten Texte aufgrund von schwierigen Situationen in seinem Leben entstanden sind. „Wenn es mir nicht gut geht, dann kann ich mich sozusagen ‚freischreiben‘, somit sind meine Texte in erster Linie ein Selbstzweck, ein Produkt aus einem bestimmten Zustand“, beschreibt er sein Können. Doch fügt er lächelnd hinzu: „Es freut mich jedoch unheimlich, wenn ich merke, dass sich Menschen mit meinen Texten identifizieren können.“
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