„Sogar in Sibirien geht Handy-Netz!“
Es gibt tatsächlich noch Ortschaften ohne Handynetz, wie etwa den Leobengraben. Die WOCHE war vor Ort.
Krems. Nahezu jeder von uns besitzt eines und die meisten können sich ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen. Die Rede ist vom Handy. Die Mobilität und das Gefühl immer und überall erreichbar zu sein sind die schon selbstverständlich gewordenen Eigenschaften der Mobilfunkgeräte.
Für die Bewohner des Leobengrabens ist das jedoch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Die 60 Einwohner des Seitentals der Gemeinde Krems haben nämlich keinen Handyempfang. Wenn man von der Bundesstraße in den Leobengraben einbiegt, zeigt das Display des Mobiltelefons bereits nach ein paar Minuten Fahrt „kein Netz“ an. Nach mehreren Häusern erreicht man auf 1.100 Meter Seehöhe schließlich das der fünfköpfigen Familie Kerschbaumer. Die WOCHE hat dort nachgefragt, wie sich das Leben ohne Netzempfang so gestaltet.
„Im Haus selbst reicht mir das Festnetz. Ich habe zwar ein Handy, aber das kann ich ohnehin nur benutzen, wenn ich den Graben verlasse“, sagt Mutter Esther Kerschbaumer. Ähnlich gelassen sieht das ihr 20-jähriger Sohn Lukas. „Ich bin damit aufgewachsen und habe mich daran eigentlich schon gewöhnt“. Sein Bruder Jakob (14) ist derselben Meinung, Schwester Magdalena (18) hingegen stört es schon mehr, dass es daheim keinen Handyempfang gibt. „Unter der Woche ist sie in der Schule in Villach. Wenn sie am Wochenende nach Hause kommt, nervt es sie sehr, dass sie nicht mit ihren Freunden kommunizieren kann“, sagt Lukas. Und das Internet? „Das schalten wir gar nicht mehr ein, weil es zum Verzweifeln langsam ist.“
Glücksspiel SMS
Mit viel Glück ergattert Familie Kerschbaumer aber doch einen Funken Empfang. „Es gibt eine Stelle im Haus, wo man eventuell ein bisschen Netz hat. Mehr als SMS kann man dabei aber nicht versenden“, so Lukas. Das funktioniert aber auch nur in den Sommermonaten. Im Winter wird der Sender auf der Nockalmstraße nämlich abgeschaltet. „Dieser Umstand stört mich schon ein wenig, da wird nur auf die Touristen geachtet, auf die Einheimischen jedoch nicht“, stellt Esther fest. Vater Erich ärgert es total, dass es bei uns noch Wohngebiete ohne Netzempfang gibt: „Heuer war ich in Sibirien auf der Jagd und da konnte man sogar mitten in der Wildnis telefonieren.“
Christian Egger
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