Wichtiger Forschungspreis für Wissenschafter aus Tulln
TULLN/KLOSTERNEUBURG/EU (wp). Der Europäische Forschungsrat zeichnete Selberherr für seine visionären Entdeckungen aus. Er ist der erste Ingenieur Österreichs, der diesen hochdotierten Preis erhält.
Der gebürtige Klosterneuburger Siegfried Selberherr, der in Tulln wohnt und in Wien an der Technischen Universität forscht, hat vor einiger Zeit eine interessante Entdeckung gemacht. Er versucht im Bereich der Mikroelektronik den sogenannten Spin der Elektronen eines Atoms für die Verarbeitung und Speicherung von Informationen zu nutzen. Er will also den natürlichen Freiheitsdrang und den Ladungszustand dieser kleinsten Teile nachhaltig beherrschbar machen.
>> Erhöhte Leistung technischer Geräte wäre möglich
Damit könnte man etwa im Bereich der Speicherung von Daten oder bei der Leistungsfähigkeit von elektronischen Geräten enorme Fortschritte machen. „Die Leistungdauer eines mobilen Telefons oder eines Computers könnte damit vielleicht um das Sechsfache oder mehr erhöht werden“, erläutert Selberherr die theoretische Erkenntnis über beeinflussbare mikrotechnische Vorgänge anhand eines einfachen Beispiels. „Das heißt, mit einem Ladevorgang wäre das Handy statt bisher einige Tage dann einige Wochen einsetzbar.“
Für dieses Projekt, als „Modeling Silicon Spintronics“ bezeichnet, wurden Selberherr und sein Team mit dem 1,7 Mio € dotierten Preis der Europäischen Union, den der Forschungsrat vergibt, gewürdigt.
Was ihn besonders freut, ist, dass er über den Betrag selbst verfügen und damit seine Forschung vorantreiben kann. Das schaffe auch eine bestimmte Unabhängigkeit von Sponsoren und der öffentlichen Hand, bekundet Selberherr im Gespräch mit dem Bezirksblatt seine Freude.
Ob er seine Entdeckungen patentieren lassen wolle? „Nein, ich halte nichts von Patenten. Ich will, dass andere auf meinen Erkenntnissen aufbauen können, und ich werde meinen möglichsten Input dazu beitragen, damit diese für die Menschheit praktisch nutzbar werden.“
Experten meinen, die Tragweite der Erkenntnisse sei derzeit noch gar nicht absehbar, sie würden gänzlich neue Zugänge zur Welt der Elektronik schaffen.
(Werner Pelz)
Zur Person:
Siegfried Selberherr (54) ist seit 1988 Ordinarius für Softwaretechnologie mikroelektronischer Systeme an der TU Wien. Seit 2004 ist er Mitglied, seit 2008 Vorsitzender des interuniversitären Beirats des Instituts für Agrarbiotechnologie der Universität für Bodenkultur. Er erhielt bereits wichtige Auszeichnungen, etwa den Erwin Schrödinger-Preis (2001), und ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste.
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