NÖVOG
Die Strippenzieher des Schienenverkehrs – Fahrdienstleiter bei der Mariazellerbahn

- "Laube, bitte schön": Mit diesen Worten meldet sich Johann Stuphann, wenn das Telefon im Betriebszentrum in Laubenbachmühle klingelt. Er sorgt für einen reibungslosen Bahnverkehr.
- Foto: Petra Weichhart
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Hochkonzentriert: Die Disponenten der Mariazellerbahn stehen täglich unter "Strom".
ST. PÖLTEN (pw). Die Anzeigentafel blinkt, ein Alarmsignal ertönt, das Telefon klingelt. Die Disponenten der Mariazellerbahn haben alles im Blick. Wann welcher Zug den Bahnhof verlassen darf, welche Weiche umgestellt gehört, welcher Streckenabschnitt für Wartungsarbeiten gesperrt werden kann. Ohne Disponenten (Fahrdienstleiter) darf kein Zug verkehren. Kurzum: Sie sind die Fluglotsen des Schienenverkehrs.
"Herz klopft immer"
Von sieben Uhr Früh bis 17 Uhr am Abend sind jeweils zwei Fahrdienstleiter für die Mariazellerbahn im Einsatz, danach übernimmt der Nachtdienst.
Einer der beiden "fährt Zug", der andere kümmert sich um alles andere. Nach zwei Stunden wird gewechselt. "Das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Es ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Wir arbeiten hochkonzentriert. Die Kommunikation ist dabei das Um und Auf", erklärt Johann Stuphann. Er ist an diesem Tag mit Markus Bulla für den reibungslosen Zugverkehr zwischen St. Pölten und Mariazell verantwortlich. Sonderfahrten, Stromausfälle, Baustellen – alles gehört koordiniert. Unterstützt werden sie dabei von einem Computersystem.
"Es ist einfach nur geil, geil! Das System sichert und verhindert Fehler. Menschliches Versagen wird dadurch sehr minimiert. Wenn etwa der Lokführer keine Fahrerlaubnis hat oder zu schnell unterwegs ist, wird automatisch ein Nothalt eingeleitet", so Stuphann.
Nervenprobe
Oft koordinieren sie sechs Züge gleichzeitig. Schnelle Problemlösungen – etwa bei Schlammlawinen, eingefrorenen Weichen oder technischen Störungen bei Kreuzungen - gehören dazu. "Hirn und selbstständiges Denken sind da von Vorteil", betont er. "Jede Verspätung hat Folgen, auf die es zu reagieren gilt." Dass man trotz modernster Technik nicht zu hundert Prozent vor Unfällen gefeit ist, machte das Zugsunglück bei Völlerndorf im Juni vergangenen Jahres deutlich.
Freizeitstress
Seit 27 Jahren dreht sich bei Johann Stuphann alles um den reibungslosen Bahnverkehr. Dabei ist er zufällig dazugestoßen: "Ich habe mich als Fernwärmetechniker beworben und bin Fahrdienstleiter geworden." Bereut hat er es nie: "Alles unter einen Hut zu bringen, macht die Arbeit interessant. Normaler Planverkehr ist langweilig", betont er. Nach Dienstschluss beginnt für ihn der "Freizeitstress". Er frönt seinen Hobbys: etwa dem Regieführen im Theater in Radlberg, Jagen und Musikhören.
Gesucht
Die NÖVOG sucht immer wieder neue Disponenten. Alle, die Interesse an der Abwicklung des Eisenbahnverkehrs haben, finden Details unter www.noevog.at.



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