Justizwachebeamtin
In der Justizanstalt St. Pölten heißt es: Männerdomäne adé

- Frauenpower im Männergefängnis: Claudia Günsthofer, Romana Weinauer, Julia Weninger, Rita Eilenberger.
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In der Justizanstalt St. Pölten stehen die Justizwachebeamtinnen ihren Mann.
ST. PÖLTEN. Die Justizanstalt St. Pölten ist ein reines Männergefängnis. Kriminelle in Untersuchungshaft oder mit einem Strafausmaß von maximal 18 Monaten sitzen hier hinter Gittern. Betreut und bewacht werden sie unter anderem auch von neun Frauen. Eine Männerdomäne, die es zu erobern gilt.
"Frauen müssen in diesem Beruf ihren Mann stehen und 120 Prozent geben, um akzeptiert zu werden", bestätigt Rita Eilenberger. Sie ist seit 2009 Justizwachebeamtin in St. Pölten. "Familiär gesehen braucht es ein Netzwerk das greift. Nur so lässt sich der Beruf mit Kindern vereinbaren. Man muss organisatorisch gut drauf sein", erklärt Claudia Günsthofer. Beide gehören der internen Einsatzgruppe der Justizanstalt an. Aufgeboten wird diese "Spezialeinheit" bei Tumulten innerhalb der Gefängnismauern, bei Überstellungen, bei schwierigen Gerichtsprozessen, oder bei Krankenhausaufenthalten von Häftlingen. Die Arbeit erfolgt ehrenamtlich. "Wir haben einmal pro Woche ein Spezialtraining und im Bedarfsfall werden wir alarmiert", so Eilenberger.
Beweggründe
Was macht diesen Beruf so besonders? "Vor allem die sportliche Betätigung im Dienst. Wo gibt es schon einen verpflichtenden Dienstsport? Und die Abwechslung. Es ist spannend, weil es jeden Tag etwas Neues gibt", erklärt Günsthofer. "Man bekommt viel zurück", sagt Eilenberger. "Es gibt wenige Berufe, wo die gleichen Regeln für Männer und Frauen gelten. Und bei der Arbeit und auch beim Gehalt gibt es keine Unterschiede", erklärt Romana Weinauer ihre Beweggründe.
Ist von seiten der Häftlinge ein Unterschied gegenüber männlichen Kollegen spürbar? "Wie man in den Wald hineinruft, so tönt es heraus. Wenn man selbst einen respektvollen Umgang pflegt, bekommt man ihn auch zurück", verdeutlicht Günsthofer. Laut Rita Eilenberger suchen viele Häftlinge den Kontakt zu Frauen. "Die Justizwachebeamtinnen sind sensibler und einfühlsamer", unterstreicht Romana Weinauer: "Natürlich kommt es manchmal auch zu Problemen. Das gibt es überall."
Kollegenschaft
Rupert Stöger und Andreas Obermeier sehen bezüglich ihrer weiblichen Kolleginnen fast nur Vorteile: "Es ist ein gleiches Arbeiten und funktioniert gut. Es gibt kaum Unterschiede. Aus rechtlicher Sicht hat es aber einen negativen Beigeschmack, da Frauen laut Gesetz bei Postenvergaben bevorzugt werden müssen", erklärt Obermeier.
"Manche Kolleginnen sind einem sogar lieber, als Männer", schmunzelt Stöger. "Wir sind gut angekommen. Es war aber ein langer Weg, dahin zu kommen", resümiert Claudia Günsthofer. "Es ist ein Job wie jeder andere. Mit den Dienstjahren wird es einfacher", erklärt Romana Weinauer abschließend.


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