Blick auf neue Arbeitswelten
Das Arlt Symposium der FH St. Pölten

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Kaum einem Thema wird in den wirtschafts- und sozialpolitischen Diskursen eine so große Bedeutung beigemessen, wie dem Thema Arbeit. Das spiegelt sich unter anderem wider in den Debatten um eine „aktive Arbeitsmarktpolitik“, „Arbeit 4.0“, die „Neue Arbeitswelt“ und den Fachkräftemangel. Das Arlt Symposium 2023 der Fachhochschule St. Pölten warf einen Blick auf Arbeitswelten und Arbeitsorganisation aus der Sicht der Sozialen Arbeit und von sozialen Betrieben.
ST. PÖLTEN. Das Thema Arbeit wird aufgrund gesellschaftlicher Umbrüche zunehmend an Migrationspolitiken, an Digitalisierungs- und Innovationspolitik und nicht zuletzt an die Sozialpolitik geknüpft. Nach wie vor beeinflusst Erwerbsarbeit maßgeblich die gesellschaftliche Teilhabe, die Existenzsicherung und die Lebenschancen eines Individuums. Andere Formen wie Betreuungsarbeiten für Kinder und ältere Menschen sowie Hausarbeit haben nach wie vor nicht annähernd den selben Stellenwert.
„Neben kritischen und reflexiven Perspektiven auf die gegenwärtige Bedeutung unterschiedlichen Formen von Arbeit bot das diesjährige Symposium eine Auseinandersetzung mit aktuellen Initiativen, um Erwerbsarbeit inklusiver zu gestalten. Mögliche und auch unmögliche Veränderungen der Gestaltung von Erwerbsarbeit und anderer Formen von Arbeit standen zur Diskussion“,
sagt Johannes Pflegerl, Leiter des Ilse Arlt Instituts für Soziale Inklusionsforschung an der FH St. Pölten. In Kooperation mit „arbeit plus – Soziale Unternehmen Niederösterreich“ präsentierte und reflektierte die Tagung Angebote bestehender Initiativen, Projekte und sozialer Unternehmen und beleuchtete alternative Bewegungen innerhalb dieses Systems.

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Soziale Unternehmen und Green Jobs
Clara Moder und Sabine Rehbichler von „arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich“, präsentierten Perspektiven aus den Sozialen Unternehmen zu nachhaltiger Erwerbsarbeit. Ewerbsarbeit ist auch aus klimapolitischer Sicht relevant, wie Moder und Rehbichler betonten.
„Die Inhalte und Organisation von Erwerbsarbeit tragen zu CO2-Emissionen bei, eine Re-Organisation von Arbeit ist in Hinblick auf die Eindämmung der Klimakrise dringend notwendig. Aber es ist nicht ausreichend, die Inhalte von Erwerbsarbeit ‚grün‘ zu gestalten. Vielmehr braucht es gute, an die Bedürfnisse der Menschen angepasste Arbeitsbedingungen, sowie Reflexion darüber, welche Tätigkeiten gesellschaftlich notwendig und ökologisch sinnvoll sind“,
sagt Rehbichler, Geschäftsführerin von „arbeit plus – Soziale Unternehmen Österreich“.
Kombination seit Jahrzehnten
Soziale Unternehmen, die in der Kreislaufwirtschaft tätig sind, kombinieren laut Rehbichler und Moder diese Ansprüche bereits seit Jahrzehnten: „Sie tragen durch Tätigkeitsfelder wie Recycling, Re-Use und Reparatur zu ökologischer Nachhaltigkeit bei und bieten dabei Menschen, die bereits sehr lange von den sozialen Funktionen von Erwerbsarbeit ausgeschlossen waren, die Möglichkeit, wieder anzuknüpfen“, so Rehbichler.

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Arbeitsplatzgarantie als Modell gegen Langzeitarbeitslosigkeit
Karmen Frena vom AMS Niederösterreich und Maximilian Kasy von der Universität Oxford stellten eine Studie und ein Modellprojekt zur Arbeitsplatzgarantie im vor. Ziel des Modellprojektes MAGMA in Gramtneusiedel ist, die Langzeitarbeitslosigkeit in der Region durch eine Arbeitsplatzgarantie auf null zu senken und den negativen Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit auf Betroffene entgegenzuwirken.
„Der zentrale Hebel im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist intensive Beratung und konsequente Vermittlung. Das Projekt MAGMA bietet uns die Möglichkeit, neue Erkenntnisse für eine evidenzbasierte Arbeitsmarktpolitik zu gewinnen“,
sagt Frena.
Positive Auswirkungen
„Das Programm hat sich sehr positiv auf die Teilnehmer ausgewirkt. Das betrifft Aspekte wie Zeitstruktur, soziale Vernetzung oder Sinngebung.Dasselbe Einkommen ohne die garantierte Arbeit hätte nicht diesen Effekt. Das Programm hat zu einer starken Reduktion der Arbeitslosigkeit geführt. Und es war nicht so, dass die garantierten Jobs zu einer Verdrängung normaler Jobs am Markt geführt hätten“, sagt Kasy, der für die Universität Oxford das Projekt wissenschaftlich begleitet und gemeinsam mit der Universität Wien evaluiert.

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Bedingungsloses Grundeinkommen
Die Politologin Margit Appel, engagiert im „Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – BIEN Austria“, sprach abschließend zum Thema Arbeit und Bedingungsloses Grundeinkommen.
„Im Umgang mit den Vielfach-Krisen – Demokratie-, Verteilungs-, Ökologie-, Sorgekrisen, – ist die Entwicklung eines neuen Verständnisses von Arbeit essentiell. Das bedingungslose Grundeinkommen ist ein wesentlicher Ansatz zur Vor- und Umverteilung. Ein existenzsicherndes, individuelles Grundeinkommen, das weder an den Nachweis von Bedürftigkeit noch den der Arbeitswilligkeit geknüpft ist – eben bedingungslos – ist eine wesentliche Voraussetzung für die partizipative Gestaltung des Wandels der Arbeitsgesellschaft“,
so Appel.
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