Das Kranzelreiten zu Weitensfeld ist immaterielles Kulturerbe
Der Brauch wurde in das Unesco-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
WEITENSFELD. Am 17. März 2016 entschied der Fachbeirat, vier weitere Traditionen in das Österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. In der Rubrik "Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste" wurde das Kranzelreiten zu Weitensfeld aufgenommen.
Idee vor fünf Jahren
"Das beworbene Element entspricht dem Verständnis von lebendigen Traditionen, wie es im UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes dargelegt ist", heißt es in dem Schreiben von Fachbeirat. "Seit rund fünf Jahren bemühen wir uns um die Aufnahme, was nicht einfach ist", erklärt Bürgermeister Franz Sabitzer.
Bemühungen intensiviert
Vor eineinhalb Jahren hat die Gemeinde mit tatkräftiger Unterstützung von Ernst und Max Strohmaier vom örtlichen Trachtenhaus die Bemühungen intensiviert. Max Strohmaier hat beispielsweise eine ausführliche Darstellung des Kranzelreitens zusammengestellt und diese an die Österreichische Unesco-Kommission mit der Bitte um Aufnahme in das Österreichische Verzeichnis gesandt. "Ich bin sehr stolz auf die Aufnahme", freut sich Strohmaier.
"Enormen Stellenwert"
Für den Bürgermeister hat die Auszeichnung einen enormen Stellenwert. "Es gibt derzeit nur 90 Eintragungen, 20 aus Kärnten", weiß Sabitzer. Die offizielle Urkundenverleihung wird voraussichtlich in der Steiermark stattfinden, Termin gibt es noch keinen.
Das immaterielle Kulturerbe
Zum immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen. Konkret umfasst das immaterielle Kulturerbe beispielsweise mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, Rituale und Feste sowie traditionelle Handwerkstechniken.
Mittlerweile zählt das Österreichische Verzeichnis 90 Eintragungen, darunter Stille Nacht – das Lied zur Weihnacht, Wiener Kaffeehauskultur, Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule, Falknerei, Österreichische Gebärdensprache.
Der mündlichen Überlieferung folgend entstand der Brauch im 16. Jh. 1567 wurde Weitensfeld von einer Pestepidemie heimgesucht. Nur drei Bürgersöhne und das Burgfräulein aus dem Schloss "Thurnhof" überlebten. Da alle drei Männer um ihre Hand anhielten, forderte sie diese zu einem Wettlauf auf. Der Sieger bekam sie zur Frau.
Als Erinnerung an diese Begebenheit entstand das Kranzelreiten, das jährlich abgehalten werden muss, um den Markt vor Unheil zu bewahren. Bis dato kam es zu keiner Unterbrechung.
Die "echte" Jungfrau
1911 wurde festgesetzt, dass eine lebende Jungfrau jene steinerne ersetzen soll. Ursprünglich alle 50 Jahre – heute alle 25 Jahre – wird die „schönste" Tochter des Marktes als Jungfrau ausgewählt. Dazu kam es erstmals 1922. Erst 2022 wird wieder eine lebende Jungfrau geküsst.
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