Brauchtum
Der besondere Zauber der Weihnachtszeit
Brauchtum zu Weihnachten: Der Heilige Abend ist eine mystische Nacht, die Tage danach besonders.
KRASSNITZ. Familie Wurzer wohnt auf knapp 1.000 Metern Seehöhe auf der Kraßnitz ober Straßburg. Am Heiligen Abend kommen Selchwürstel mit Sauerkraut auf den Tisch, begleitet von Reindling und Keksen. "Um die Weihnachtszeit hat man früher Schweine geschlachtet, das Fleisch geselcht. Es wurden Brot und Reindling gebacken, das ganze Haus roch nach Weihnachten", erinnert sich Wurzer.
Am Christtag gibt es als Mittagessen bei Familie Wurzer noch heute entweder Schweinsbraten oder Schnitzel. "Brauchtum ist eng mit der Arbeit am Hof verknüpft", findet Wurzer. Er und Frau Mathilde bewirtschaften die Landwirtschaft vlg. Körbler in Kreuth.
Räuchern mit Lavendel
Am Heiligen Abend, Silvester und am Vorabend des Dreikönigstags wird geräuchert. Kraßnitzer gibt in seine Räucherpfanne geweihte Palmzweige, Kranawett (Wacholder) und getrockneten Lavendel. Jeder Raum im Haus und im Stall wird geräuchert sowie mit Weihwasser besprengt. "Auch alle Menschen und Tiere. Dann geht man dreimal ums Haus", berichtet der Landwirt. In der Heiligen Nacht sprechen die Tiere. "Sie erzählen, wie es ihnen unterm Jahr ergangen ist und ob der Bauer gut zu ihnen war. Menschen verstehen ihre Sprache nicht."
Wurzer, 1941 geboren, weiß, dass bis in die Fünfziger Jahre nicht überall ein Bäumchen geschmückt wurde. "Nach dem Krieg trauerte man um Familienmitglieder. Es war vielerorts eine Notzeit."
Als Geschenke gab es selbst gestrickte Socken, Kappen; ein Pullover war etwas Besonderes. Zuckerl hat man in Krepppapier gewickelt und auf den Christbaum, sofern man einen hatte, gehängt. Viele Familie pflegen das "Zuckerleinwickeln" noch heute. Mancherorts wird am Heiligabend der Rosenkranz gebetet. "Die Gedanken sind auch bei den Vorfahren und den Verstorbenen". Der Christbaum bleibt beim vlg. Körbler traditionell bis 2. Februar stehen. Erst an Mariä Lichtmess wird der Baum abgeputzt.
Essen für Wind und Seelen
Der 79-jährige Gurktaler erzählt von einem Brauch, den er als Kind bei Nachbarn beobachtet hat: "Ein großer Laib Brot und gekreuzte Messer waren auf dem Stubentisch, der mit einem schönen Tuch gedeckt war, hergerichtet. Alles in Richtung Herrgottswinkel ausgerichtet. Es war sehr mystisch". Das Mahl dient als Labe für die Seelen, die in der Nacht auf Besuch kommen. Der Brauch wird im Metnitztal noch praktiziert. Ebenfalls aus dem Metnitztal überliefert ist das "Füttern des Windes", um ihn gnädig zu stimmen. Am Weihnachtstag stellt man dafür Speisen vom Mittagessen, im Metnitztal traditionell Dampfnudeln, nach draußen.
"Frisch und gsund“
Das Hauen der Erwachsenen mit der Rute oder zusammengebundenen Zweigen soll Glück und Gesundheit für das kommende Jahr bringen: Das "Frisch und gsund“-Schlagen am 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder, wird im Gurktal noch zelebriert. Wenn auch anders als in Johann Wurzers Kindheit: "Wir gingen um 4 Uhr in der Früh los. Denn wenn die Sonne aufging, wird man ins Ofenloch gesteckt, hieß es". Heutzutage landet man – regionsspezifisch – erst um 11 oder 12 Uhr im Ofen.
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