Online-Shop als Rettung für die Innenstadt?
Unternehmer Herbert Reiner möchte einen "Online-Shop für alle" in St. Veit etablieren.
ST. VEIT. "Das wird in Zukunft jede Stadt machen - das wird für viele Händler der einzige Ausweg sein." Von einem schwachen Selbstvertrauen kann im Fall von Herbert Reiner keine Rede sein. Der Unternehmer sitzt im Büro seiner Boutique Rikki Reiner am Alten Platz in Klagenfurt - einen Steinwurf von den City Arkaden entfernt. Der Bau dieses Einkaufszentrums hat aus ihm einen - um es milde auszudrücken - engagierten Skeptiker gemacht, was Einkaufszentren in einer Stadt angeht.
Rund 30 Prozent habe der Umsatzverlust der Unternehmer in der Klagenfurter Altstadt ausgemacht, als die City Arkaden aufgemacht haben. Verluste in dieser Größenordnung rechnet sich Reiner auch für die St. Veiter Innenstadt aus, falls das vieldiskutierte Einkaufszentrum in der Herzogstadt kommt. Doch auch, wenn das nicht der Fall ist - in St. Veit muss sich etwas tun. Und Reiner glaubt, einen Weg gefunden zu haben, um wieder mehr Leben in die Stadt zu bringen; und zwar ausgerechnet mit einem Online-Shop, dem seit Jahren spukenden Schreckgespenst der Einzelhändler.
"Wir verlieren Kunden an den Online-Bereich, ob wir wollen oder nicht", sagt Reiner. Mit einem eigenen Online-Shop, in dem ein Unternehmer seine Produkte vermarktet, könnte man diesem Trend zwar entgegenwirken - doch ein solcher Shop ist teuer und um im Internet gefunden zu werden, muss man investieren. Deshalb gilt für Reiner die Devise: "Gemeinsam stärker". "Alle Unternehmen aus St. Veit sollten sich auf einer gemeinsamen Online-Plattform mit ihren Produkten präsentieren - der Auftritt und die Bewerbung wird gemeinsam finanziert", erklärt Reiner. Geplant ist aber nicht nur, dass man sich Schuhe, Bekleidung, Bücher oder Schmuck ansehen kann, den es in den St. Veiter Geschäften gibt - auch Cafés sollen sich mit ihren Angeboten präsentieren, Gasthäuser mit ihren Mittagsmenüs. "Die Online-Plattform soll ein Schaufenster für die ganze Stadt sein", so Reiner.
Was die Abwicklung eines Geschäftes angeht, so gebe es laut Reiner mehrere Möglichkeiten: "Entweder, man lässt sich die Produkte nach Hause liefern. Oder man lässt sich die gewünschten Sachen per Mausklick reservieren. Oder - und das wäre überhaupt die Idealvorstellung - man schaut sich am Abend im Internet an, was die einzelnen Geschäfte anbieten und geht dann am nächsten Tag in die Stadt; mit dem Ziel, die Produkte vor Ort anzusehen, zu kosten, anzuprobieren und zu kaufen."
So weit, so gut - und was sagt der Bürgermeister dazu? "Ich werde sicher kein Steuergeld dafür ausgeben, dass die Leute online einkaufen gehen!", hatte der St. Veiter Stadtchef Gerhard Mock im Rahmen eines Pressegesprächs gepoltert, nachdem Reiner ihm das Konzept präsentiert hatte. Für Reiner unverständlich: "Das ganze wird kein Steuergeld kosten!" Er verweist auf Klagenfurt, wo die gleiche Idee schon bis zum heurigen Weihnachtsgeschäft umgesetzt werden soll. "Die Stadt Klagenfurt gibt für dieses Vorhaben einen Kredit in der Höhe von 200.000 Euro, der innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden muss", sagt Reiner. Damit sollen die Programmierung der Website, die Schulungen für die Mitarbeiter der einzelnen Unternehmen und die (Online-)Bewerbung der Plattform mit dem Namen "In Klagenfurt" finanziert werden. Später soll sich das Projekt von selbst tragen: Reiner schwebt vor, dass die Händler fünf Prozent des über die Online-Plattform erzielten Umsatzes für die Finanzierung des Projektes abliefern.
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