Umweltgift: Kritik am Land

GÖRTSCHITZTAL (mv). Die Verunsicherung in der Görtschitztaler Bevölkerung ist riesengroß. Niemand weiß, wie lange das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) die Region verseucht hat und welche Auswirkungen es auf Lebensmittel hatte. Ein internes Mail deutet darauf hin, dass die Unterabteilung Veterinär der Kärntner Landesregierung am 18. April das Kompetenzzentrum, Umwelt, Wasser und Naturschutz über erhöhte HCB-Werte in Futtermitteln und Milch informiert hatte. Die Anfrage über Messdaten wurde bis zum 5. Mai nicht beantwortet.
Aus den Medien erfahren
Anlässlich dieses Mails kochen im Görtschitztal die Wogen hoch. Die Gemeindevertreter kritisieren das Krisenmanagement des Landes. "Es kann nicht sein, dass wir sechs Monate später aus den Medien von der Belastung erfahren. In der Zwischenzeit haben viele Menschen das Gemüse, das sie im Garten angebaut haben, gegessen und sind jetzt verunsichert", sagt Wolfgang Schaller, Bürgermeister der Gemeinde Brückl. Die Bürgermeister der Region wurden am vergangenen Freitag von Experten informiert. "Man hat uns eine Chronologie der Vorkommnisse präsentiert und uns versprochen, dass es ein Informationsblatt für die Bürger geben wird", sagt Schaller.
Sein Amtskollege aus Eberstein Andreas Grabuschnig hatte von dem Umweltgift ebenfalls aus den Medien erfahren. "Die Menschen sind verunsichert. Die Futtermittel sind belastet und müssen getauscht werden, weil sie belastet sind. Natürlich fragt man sich nun, ob das Obst und Gemüse im Sommer auch verunreinigt war."

Information von Landwirt

Hilmar Loitsch, Bürgermeister aus Klein St. Paul, kritisiert den Informationsfluss des Landes. "Ich habe von einem Landwirt Mitte November erfahren, dass es erhöhte HCB-Werte gibt. Die Behörden haben uns erst am Freitag kontaktiert. Nun gilt es zu klären, wie es zu der Verunreinigung kam und welche Auswirkungen sie auf die Gesundheit haben." Für Aufsehen sorgte bei einer Informationsveranstaltung für Landwirte am vergangenen Freitag die Klein St. Pauler Vizebürgermeisterin Gabriele Dörflinger: Sie kritisierte, dass es nur um die Entschädigungen für die Landwirte gehe und sich niemand Gedanken über die Menschen machen würde.

Milch als Indikator

Der Geschäftsführer des Bäuerlichen Milchverarbeitungsbetriebes Sonnenalm, Hannes Zechner, sagt: "Wir haben alle relevanten Behörden informiert und selbst Tests vorgenommen. Die Verunreinigung ist nur bekannt geworden, weil unsere Milch so genau getestet wird. Weil wir genau wissen, von welchem Hof die Rohmilch stammt, ist kein belastetes Lebensmittel in den Handel gekommen."