,Müssen Energie sorgsamer nutzen‘

- Kärntner Georg Erlacher ist Präsident der europäischen Staatsforste
- Foto: ÖFB
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Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher steht nun den Europäischen Staatsforsten (Eustafor) vor.
WOCHE: Sie waren seit 2007 Vizepräsident der Eustafor, was bedeutet für Sie persönlich die Bestellung zum Präsidenten?
Georg Erlacher: Es ist eine große Verantwortung, eine Interessensgemeinschaft dieser Größenordnung zu vertreten. Gleichzeitig bestätigt es aber auch das hohe internationale Ansehen der österreichischen Staats-Forstwirtschaft, die ich in diesem Fall vertreten darf.
Werden Sie nun weniger auf Ihrem Hof in Guttaring sein?
Nachdem ich schon bisher aktiv mitgearbeitet habe, bin ich optimistisch, dass der Mehraufwand in einem verträglichen Rahmen bleibt. Es heißt aber in jedem Fall zusätzliche Auslandsreisen, zumeist nach Brüssel. Telefonkonferenzen helfen, die Reisetätigkeit nicht zu umfangreich werden zu lassen. Ich bleibe zuversichtlich, dass meine Zeit in Guttaring nicht zu kurz kommt.
In welchen Bereichen ist Österreich Vorbild in der Forstwirtschaft?
Österreich hat eine lange Tradition und ist speziell in der Gebirgsforstwirtschaft besonders fortschrittlich. Die nachhaltige Bewirtschaftung ist für uns eine Selbstverständlichkeit und garantiert hohe Lebensqualität für Bevölkerung und Urlaubsgäste und was ganz besonders wichtig ist: einen hochwertigen Rohstoff. Unser bewirtschafteter Wald sichert über weite Strecken den menschlichen Lebensraum vor Naturgefahren, hält die Luft rein und ist ein gigantisches Trinkwasserreservoir.
Welchen Beitrag leistet die Eustafor im Kampf gegen den Klimawandel?
Die Forstwirtschaft ist wie keine andere Branche weltweit dermaßen in der Fläche vertreten und damit vom Klimawandel betroffen, sodass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass auch Eustafor dieses Thema ganz weit oben auf der Agenda hat. Wir bündeln das Know-how unserer Mitgliedsorganisationen und können aus einem Wissenspool schöpfen, der uns hilft, künftige Entwicklungen besser vorherzusehen und heute richtige Weichenstellung zu treffen, die sich über viele Jahrzehnte auswirken.
Welche weiteren Beiträge soll Sie künftig leisten?
Sie leistet wesentliche Beiträge zu Erneuerbarer Energie, Biodiversität, Beschäftigung, Erholung, Rohstoffversorgung. In meiner Funktion ist es eine wichtige Zielsetzung, die prioritären Ziele zu erkennen und zu forcieren.
Wald bedeutet auch Erneuerbare Energie – sind Sie mit dem Ausmaß der Nutzung in Österreich zufrieden?
Szenariorechnungen zeigen, dass es eine große Herausforderung sein wird, den erwarteten Anteil der Biomasse nachhaltig sicherzustellen. In den vergangenen Jahren ist viel gelungen, es liegt aber auch noch sehr viel Arbeit vor uns. Erneuerbare Energie sind aber auch Wind- und Wasserkraft, Photovoltaik oder Geothermie, diese Energieformen werden weiter an Bedeutung gewinnen. Um eines werden wir aber nicht umhinkommen, dass wir beginnen mit der verfügbaren Energie sorgsamer zu haushalten.
Welche konkreten Ziele haben Sie sich gesetzt?
Die Stimme der Forstwirtschaft ist auf Brüsseler Ebene nach wie vor relativ leise und es ist mein erklärtes Ziel, das zu ändern. Es gibt eine Vielfalt von Einflussnahmen auf die Forstwirtschaft, die es in geordnete Bahnen zu lenken gilt. Es sollte uns künftig noch besser gelingen, Leistungen darzustellen und auch messbar zu machen.
Welche sind die vordringlichsten Maßnahmen?
27 Mitglieder aus 20 Ländern auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, ist schon für sich eine Herausforderung. Diese Kunst gelingt immer besser und es ist deshalb eine starke Stimme, die ein Drittel der europäischen Waldfläche vertritt. Das wird gehört und findet Berücksichtigung!
Zur Person - Georg Erlacher:
Georg Erlacher wurde 1959 in Kärnten geboren. Er studierte in Wien und ist Doktor der Bodenkultur.
Seit 2001 ist er Mitglied des Vorstandes der Österreichischen Bundesforste AG und Sprecher des Vorstandes. 2007 wurde er zum Vizepräsident der Eustafor und ist nun Präsident der Interessenvertretung der Europäischen Staatsforste.
Autor: Gerd Leitner
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