Winter

Beiträge zum Thema Winter

Bruckners Eisromantik

Friereschatten- Anataulichter, Wasser probt sein Aggregat, formt zu Stalaktiten sich. In dichter Reihe hangt das Bachzierat. Bachbett wird zur Kathedrale, Orgelpfeifen – Chorgestühl, Bruckners Geist am Manuale, Frostregiester im Kalkül. Sphährenklang im Klirrgetöne, harte Anschlag, Hallenklang. Wasseramseln hören schöne Tropfkadenzen – Eisgesang.

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Das Diadem der Raureifbraut

Das Diadem der Raureifbraut aus eiskristall’nem Gitter formt wachsend sich, erstrahlt, erblaut in gleißendem Gewitter, gleicht Diamantenkronen. In wunderbarem Regelmaß haucht Frost lebendige Gepräge auf Zaunholz, Kahlzweig, Fensterglas - des Winterschmieds Beschläge -, die sich zu preisen lohnen.

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Nicht einladend

Die Stehtischchen tragen verhüllende Hauben, zu kalt ist der Garten für schnellen Kaffee. Drei Zuversicht zeigende, hungrige Tauben vermuten noch Krumen, gefroren im Schnee. Des Winters Gesicht lässt mich zögern zu glauben, dies sei hier der Platz für vergnüglichen Plausch. Der Kälte gelingt es, die Ahnung zu rauben von Sommergeplauder und Neuigkeitstausch.

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Es murmelt und klirrt

Tropfen hüpfen und erstarren, graue Zapfengeister harren auf des Bächleins Stufenfall. Eisgeklirr im Widerhall lässt die Wasseramsel wippen, frostgezeugte Festschneelippen tragen weiße Fahnenbärte. Milde mischt sich in die Härte. Wassermurmeln, Orgelklang, Winterwunderfestgesang.

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Majestät

Die Tanne trägt den Hermelin, des Königs Zier zu Hofe. Ein Fichtlein beugt im Schnee sich hin, gehüllt in Weiß als Zofe. Ein Baum im Wintermärchenland, Konturen ohne Härten. Des Raureifs kalte Künstlerhand versieht ihn noch mit Bärten. Ich schau mich um, bin ganz allein und bin so frei zu jubeln. Nicht größer könnt die Schere sein zu öden Alltagstrubeln.

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Der Zauber des Winterbuchenwalds

Es gleicht der Winterbuchenwald in seiner Helle heil‘gen Hallen. Durch seine Säulenreihen fallen die Strahlen schräg aus blauem Himmel, das Einhorn, mythenschwangrer Schimmel, streift zum Gezirp der Hungerfinken durch diesen Tempel. Götter trinken den Elfenwein aus Eisesschalen. Des Märchens quirlige Gedanken verzaubern – nur für mich – sehr bald die Fantasie zur Wirklichkeit.

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föhneinbruch

föhnwolkenkräusel windfantasie überm baum frosttagverschnaufen knorrast mit häubchen tautropfen drängeln hinab kohlschwarzkonturen säuseln durch zweige luftharfenklänge im busch mischgefühlzeiten

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Neuschneespiele

Es tollen Hunde mit den Hunden im neuen Schnee – nach solchen Stunden verharren sie zur Rast, ermattet, vom Pulverweiß beinah bestattet. Und wie sie da so Atem hecheln, verströmen Leuchteaugen Lächeln. Der Mitgeschöpfe kleines Glück begleitet nun auch dich ein Stück.

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verschneite nadelbäume

nadelbäumchen mützenträger plusterärmelwintermantel weißer clown auf weißer flur beugst den ast - wie weit denn nur koboldmännchenkukluxklan föhrchen tännchen lärcherl fichterl gern gesehne wegrandwichterl

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schneegestöber

flockentänze gaudium der weißen pracht welch ein treiben wangenreiben schneesternhetzen wimpernnetzen wirbeln birbeln zweigumschwirbeln trudeln hudeln kudriwudeln freude für die kinderschar und das hündchen waldemar

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zapfeneis - eiszapfen

des stalaktiten bruder schneller nur im wuchs und prächtiger im glanze aus dem winterweiß geboren tropfenfänger einverleiber pfeifensatz der winterorgel luster im kritallpalast wunderzapfeneis

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mistelbehang

sie hängen sie drängen wie nester in erlen und buchen du musst sie nicht suchen in pappeln und andrem gestämm des neuen schnees decke das bachrandgeflecke schärft mistelkonturen ein kugelfest feiert mit rohrkolbenkerzen und trittsiegelherzen der auwald

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Er ist da!

Der Weg wächst an zum Hügelkamm, die Mulde füllt sich täuschend auf. Ein Zaunpfahl fühlt sich seltsam klamm und denkt schon an den Haubenkauf bei kommender Gelegenheit. Hund Bellos Morgenstreunerei wird heut zum offnen Dokument, zwei Spuren – oder sind es drei – von Leuten, die man wohl nicht kennt, verraten Winterstiefelzeit. Gnä Frau, so sagt der Tannenbaum - zur hohen Fichte hin geneigt - ist diese Stunde nicht ein Traum? Ein Wipfel nickt, jedoch er schweigt, zu herrlich strahlt der...

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es gibt kein schlechtes wetter

wolken sinken fichten winken im wind neuschneespuren schuhkonturen ein kind läuft im spiele ohne ziele umher schneestapfwonne ohne sonne wohl schwer flockenahnen turmhahnmahnen kalkül ach was soll es welch ein tolles gefühl schalumschlungen ungezwungen zu gehn

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Der Duft der Kälte

Zur Edelkoralle wird altes Gestrüpp, wenn Raureif und Neuschnee den Talboden schmücken. Die Tanne, die Fichte, sie tragen ihr Kleid - das Feiergewand - zu der Menschen Entzücken. Die Mulden und Hügel sind sanfter als sonst, wie Wangen in Weiß mit bezaubernden Grübchen. Der Rauch aus den Häusern riecht zimtig, fast süß, Aroma aus Küchen füllt Vorhaus und Stübchen. Lametta, viel schöner als Christbaumbehang, nützt sonnenversilbert die steigenden Lüfte und flirrt in der Klarheit des frostigen...

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hagebutten im dezember

hagebutten im dezember feuerrotes früchteglühn heckenrosen - eidbezeugung frühjahr sieht ein neues blühn vogelfreude in den tagen karger füllung kleiner mägen augenfreude in den weißen wochen mit dem wintersegen hagebutte tupfenmaler wichtelhäubchen waldrandstrahler danke

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endlich winter

tannenzweige leichte neige guter dinge fingerlinge weißwollstrickwerk schwere bürde zaundrahtzierde pfostenhäubchen flockenstäubchen winterwerden rehhufsiegel maulwurfshügel weiße muster fichtenluster zapfenorgeln weidenmeisen weihnachtsweisen rauchgespenster krippenfenster endlich winter

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haiku - winter

finken in scharen meisengedrängel am brett wintergeschichte hexagonsternweiß briefträgerspuren im schnee weihnachtspostfreude krippen in fülle wohnstubeneckenkomet orienttrachten fäustling für finger daumen mit sondergehüll wollschaferbarmen wintervergnügen schneemanns karotte steckt schief eiszapfen glitzern

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Die Zeit der langen Schatten

Es ist die Zeit der langen Schatten, der Finger, die ins Weite greifen. Sie teilen Wege, Wiesenmatten mit finstrem Schwarzstrich, wachsen, reifen als Kinder einer müden Sonne, bis hin zum Tag der Christenwonne, dem Lichtbegrüßungsfest der Alten. Dezembertage aber mildern die Dunkelstunden. Weißgestalten - der Schnee, der Reif – verhelfen Bildern im Schein des Fröhlichen zu strahlen. Dann dienen Schatten nur dem Malen.

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