Volksschauspiele: Interview mit Thomas Arzt
Monster, Margarete und Thomas Arzt im Interview - "Es geht um die Macht der Verleumdung"

Tiroler Volksschauspiele: Interview mit Thomas Arzt, dem Autor des Hauptstücks "Monster und Margarete".   | Foto: Tiroler Volksschauspiele
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TELFS (bine). Thomas Arzt, der bekannte vielfach ausgezeichnete österreichische Autor, hat im Auftrag der Tiroler Volksschauspiele das Hauptstück "Monster und Margarete" verfasst, somit gibt er gemeinsam mit den Volksschauspielen einer großen Tiroler Frau Bühne und Stimme. Margarete Maultasch soll mit diesem Stück als starke Frau Wiedergutmachung erfahren. Außerdem soll das Theaterspektakel ein großes werden. Das Bezirksblatt traf den Autor zum Interview:

Sie haben im Auftrag der Tiroler Volksschauspiele das Hauptstück „Monster und Margarete“ verfasst. Was war Ihr erster Gedanke auf diese Anfrage/diesen Auftrag hin? 
THOMAS ARZT: Ich habe mich irrsinnig gefreut. Ich schreibe gerne für einen konkreten Ort. Telfs ist etwas Spezielles. Stücke wie jene von Felix Mitterer waren für mich in meiner Jugend und für meinen Zugang zu Theater prägend. Natürlich ist es auch ein Wagnis, als gebürtiger Oberösterreicher mit Wiener Wohnsitz in Tirol ein „Urtiroler“ Thema anzugehen. Aber gerade das hat mich gereizt.

Wie haben Sie sich dem Thema und vor allem „Margarete“ gewidmet?
Am Anfang stand – wie meist bei mir – viel Recherche. Ich wusste ja sehr wenig. Und meist sitzt man irgendwelchen Legenden und Lügen auf. Je mehr ich über Margarete von Tirol las, desto klarer wurde mir: Das hat extrem viel mit dem Heute zu tun. Es geht um die Macht der Verleumdung. Diffamierung durch Fake News. Politische Intrigen. Männer, die sich Vorteile verschaffen. Kriege, die vom Zaun gebrochen werden. Eine Pandemie, die Hass und Hetze hervorruft. Und im Zentrum um diese junge adelige Frau im Spätmittelalter, die mit 12 verheiratet wird, mit 17 als Herzogin von Tirol ihrem Vater nachfolgt, mit 24 die katholische Kirche brüskiert und sich ohne Scheidung erneut verheiraten lässt – und zwar vom Kaiser, gegen den Willen des Papstes. Margarete hat sich über die gesellschaftlichen Normen ihrer Epoche hinweggesetzt. Und was ist von ihr geblieben? Die Erinnerung an eine „hässliche Herzogin“ mit fratzenhaftem Gesicht. Tatsächlich wissen wir aber von den Chronisten ihrer Zeit, dass sie eine schöne Frau war. In meinem Stück versuche ich nun, zum Menschen Margarete vorzudringen. Und die Monster in den Männern zu verorten, die sie umgaben.

Gab es irgendwelche Vorgaben oder wurde Ihnen freie Hand gelassen?
Es gab den Wunsch, dass mein Text kein Kammerspiel werden sollte, sondern Platz für ein großes Ensemble bietet. Nun gibt es über 10 Figuren. Kinderrollen. Das Volk Tirols, das von Laien gespielt wird. Einen Frauenchor, der Tiroler Lieder singt. Eine Puppe samt Puppenspielerin. Eine Live-Band. Und ein Pferd. Ich denke, ich habe die Vorgabe erfüllt.

Gibt es eine Passage, einen Ausschnitt, der es Ihnen besonders angetan hat?
Ich arbeite an allen Passagen, so gut ich kann, und bestenfalls vergesse ich dabei alles um mich herum. Danach geht es darum, den Text loszulassen. Da trete ich als Autor zurück und kann gar nicht mehr sagen, was jetzt meine liebste Stelle wäre. Die zentrale Frage ist dann: Trägt das Gerüst, das ich erstellt habe? Alles weitere liegt in den Händen des Ensembles.

Was sagen Sie zur bühnentechnischen und schauspielerischen Umsetzung? Durften Sie schon etwas vom Stück sehen?
Wir hatten eine tolle Leseprobe. Es gab sofort eine tiefere Auseinandersetzung mit den Figuren. Letzte Woche war ich dann bei den Bühnenproben. Ich würde sagen, es ist alles sehr gut am Weg. Susanne Lietzow hat mit ihrem Team einen klaren und packenden Zugriff auf den Text gefunden. Ich musste an vielen Stellen lachen und wurde auch emotional mitgerissen. Das ist für mich immer ein gutes Zeichen.

Welches ist Ihre Lieblingsfigur?
Als Autor brauche ich zu allen Figuren einen Zugang. Ich liebe bei Jedem und Jeder bestimmte Nuancen und Abgründe, den Witz und die Verbitterung. Das Ensemble macht das echt großartig. Es ist eine Freude, dieser Spiellust zuzusehen!

Wird Thomas Arzt den Tiroler Volksschauspielen auch in Zukunft verbunden bleiben? Und wenn ja, in welcher Art?
Das habe ich noch nicht geplant. Ich arbeite derzeit an einem neuen Roman und an einem Stück fürs Theater in der Josefstadt in Wien. Auf alles, was danach passiert, bin ich gespannt.

Tiroler Volksschauspiele: Interview mit Thomas Arzt, dem Autor des Hauptstücks "Monster und Margarete".   | Foto: Tiroler Volksschauspiele
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