Geschlechtsumwandlung mit Ende 50
„Plötzlich wollte ich ein Kleid kaufen“

"Ich war als Mann nie so glücklich, wie ich jetzt als Frau bin": Karin Parth hat eine helle Freude mit ihrem neuen Leben.
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  • hochgeladen von Julia Scheiring

Karin Parth aus Telfs hat sich mit 57 Jahren dazu entschieden, eine Frau zu werden. Der Wunsch kam aus dem Nichts, bis dahin hatte sie nie mit solchen Gedanken gespielt. Heute hat sie die Operation hinter sich und ist glücklicher als je zuvor. Im Gespräch mit BLICKPUNKT erzählt die Powerfrau, wie sie die Zeit erlebt hat, in der sich ihr Leben um 180 Grad gedreht hat.

TELFS (jus). Menschen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, merken häufig schon als Kind, dass bei ihnen etwas anders ist. Spätestens in der Pubertät sind sich die meisten bereits sicher, nicht in diesen Körper zu gehören. „Ein g‘standener Mann“

Aus einem Kleid wird ein neues Leben

Bei Karin Parth aus Telfs war das anders. Bis 2013 war die heute 62-Jährige nämlich, wie sie selbst sagt, ein „g‘standener Mann“. Ein Mann mit gesundheitlichen Problemen allerdings – und da beginnt ihre Geschichte: bei einer Lebertransplantation. Als Karl-Heinz, wie Karin damals noch hieß, von der Operation nach Hause kam, wollte er etwas später Kleidung einkaufen gehen. Er kam allerdings nicht bis zur Männerabteilung, aus irgendeinem Grund blieb er bei den Frauenkleidern stehen. „Ich habe mein Leben lang noch nie ein Kleid getragen, aber plötzlich hatte ich das Verlangen“, erzählt Karin heute. Und so erzählte er der Verkäuferin, das Kleid sei für seine Freundin und kaufte es. Das war der Beginn einer schwierigen Zeit.

Zermürbendes Doppelleben

Karl-Heinz kaufte immer mehr Frauenkleider, begann sich zu schminken und Perücken zu tragen. Allerdings nie untertags. Da war er weiterhin ein „ganzer Mann“, in der Nacht fuhr er als Frau weit weg, in Orte, wo ihn niemand kannte. Er führte ein Doppelleben. „Das war die schlimmste Zeit“, erinnert sich Karin heute. So schlimm, dass sie versuchte, sich das Leben zu nehmen. Mehrmals. Doch als sie die Schlinge tatsächlich zuzog und sprang, da brach[quote]nicht nur der Ast, es war der Durchbruch für Karl-Heinz in ein Leben als Karin. „Das war ein Schlüsselerlebnis, ich wusste, ich will eine Frau sein“, erzählt Karin im Gespräch mit Blickpunkt. Und mit dieser Entscheidung änderte sich ihr Leben grundlegend. Ein Leben, aus dem Karl-Heinz verbannt wurde.

Ein steiniger Weg

Karin ging zum Doktor, besuchte zahlreiche Psychotherapeuten und absolvierte Gesprächstherapien. Das wird von der Krankenkasse vorgeschrieben, damit sie die Kosten für die Operation übernimmt. „Am Anfang wollte ich das überhaupt nicht, im Nachhinein bin ich froh über die Therapien“, blickt die 62-Jährige zurück. Auf sie wartete ein steiniger Weg, den sie aber stets zuversichtlich und voller Vorfreude auf ihr Ziel gemeistert hat. Auf die Psycho- folgten Hormontherapien. Mit den Spritzen kamen die körperlichen Veränderungen, der Penis bildete sich zurück, die Brüste wuchsen. „Aber das erste, was gewachsen ist, war mein Hintern“, lacht Karin. Sie erlebte die Veränderungen als unglaublich schön, war mehr als glücklich: „Als ich diese Entscheidung getroffen hatte, wusste ich: jetzt gibt es kein retour mehr, für diesen Weg muss man sich zu 1000 Prozent sicher sein.“An die ersten Stunden, in denen sie als Frau unterwegs war, kann sie sich noch genau erinnern: „Ich trug eine weinrote Hose und ein rotes Top mit Spitzenbesatz, dazu Highheels.“ So gekleidet ging sie zunächst Geld abheben, anschließend noch etwas einkaufen. Aber niemand schaute oder reagierte blöd, „ich habe geweint vor Glück“, erzählt Karin. Darauf hin entsorgte sie ihr früheres Leben als Karl-Heinz. Wenn sie sich heute alte Bilder von diesem bärtigen Mann anschaut, „ist es, als wäre es eine andere Person.“

Der finale Schritt

Sie bekam dann Brustimplantate, doch der größte und wichtigste Schritt fehlte noch: die geschlechtsangleichende Operation. Die stand nach einigem Hin und Her heuer am 13. Mai an, der Tag, an dem Karin auch biologisch zur Frau wurde. Nach einer 8-stündigen Operation verfügt sie nun über alle weiblichen Geschlechtsmerkmale, Schmerzen hatte und hat sie keine. Auch die rechtlichen Schritte waren nicht so kompliziert wie erwartet. Als erst einmal der Name im zentralen Melderegister geändert war, ging der Rest quasi von alleine.

Mit beiden Füßen im Leben

Generell ist sie heute als Frau „glücklicher, als ich es als Mann jemals war“. Karin war lange verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder, zu denen sie auch heute noch Kontakt hat. Ihre Familie hat die Verwandlung gut aufgenommen, ihre Mutter sowieso. Auch sonst habe sich ihr Freundeskreis nicht verändert, meint Karin, es seien höchstens noch ein paar dazugekommen. Sie geht sehr offen mit ihrer Geschichte um und nimmt so Skeptikern den Wind aus den Segeln. Eine Frage kommt immer wieder, erzählt die Telferin: „Worauf stehst du denn jetzt, auf Männer oder Frauen?“ Ihre Antwort darauf ist stets die selbe: „Ganz gut auf meinen eigenen zwei Füßen.“

Redet!

Und sie legt allen ans Herz, sich nicht zu verstecken, ganz egal wie man sexuell orientiert ist. „Outet euch und redet! Sonst werden wir an den sozialen Rand gedrängt“, lautet Karins dringender Appell.Ob der plötzliche Wunsch eine Frau zu sein, mit der Lebertransplantation zusammenhängt, weiß Karin nicht sicher. Es könnte zwar sein, sie hat aber aufgehört, nachzuforschen. Sie ist viel zu beschäftigt damit, ihr neues Leben als Frau zu genießen. Denn wie sie richtig sagt: „Kleider, Schminke und Perücken machen keine Frau. Eine Frau musst du von Herzen sein.“

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