Wenn der Tratsch über die Vernunft siegt...

Einst war der Genuss von Kaffee verboten, weil von der Orbigkeit befürchtet wurde, dass durch den Genuss von Kaffee in dafür eingerichteten Kaffeehäusern es unweigerlich zu Tratsch und somit dem Verfall der Gesellschaft kommen würde...

Unvorstellbar, wenn man so wie ich guten Kaffee sehr zu schätzen weiss. Was den Tratsch und den Verfall der Gesellschaft angeht, so mag durchaus ein Körnchen oder gar Korn Wahrheit in dieser Denkweise stecken. Zwar ist gegen ein bisschen plaudern sicherlich nichts einzuwenden, wenn allerdings der Tratsch über die Vernunft siegt, Menschen schadet und sie in Verruf bringt, muss zwangsläufig der Tratsch als sinnloser Verfall einer Gesellschaft betrachtet werden.

Mitunter zeigt sich dieser Verfall dann in der Gründung von Vereinen, die vordergründig eine Lösung einer bestimmten Situation oder gar die Interessensvertreung von Kindern versprechen, bei genauerer Betrachtung aber wieder nur einen Zweck verfolgen, nämlich das gesellige Miteinander, bei dem so richtig drauflosgetratscht werden kann. Von Lösungsorientierung keine Spur von Interessensvertretung für die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft weit entfernt.

Tratsch scheint für manche die Quintessenz des Lebens zu sein, scheint alle aktiven Zellen diverser Hirnregionen lahm zu legen, spiegelt deutlich das Phänomen Mund ist schneller als Hirn wieder. Tratsch ist eine Pestilenz, ist der Untergang allen Intellekts und vor allem eins: Absolut entbehrlich.

Wer sein Leben und Denken auf Tratsch basierend gestaltet, darf sich nicht wundern, wenn die Anderen dann Politik machen, Entscheidungen treffen und Lösungen finden...während der Kaffeee vor lauter Plappern kalt zu werden droht.

Ich für meinen Teil geh jetzt einmal nachgiessen und tauche dann ab in spannende Lektüre: Aktuell Schwarmdumm - so blöd sind wir nur gemeinsam von Gunter Dueck