Man muss sich ändern

Ajay und Martina Mathur bei ihrer Hochzeit im Jahr 2002. Beide engagieren sich selbst aktiv im Halleiner Integrationsprojekt „Zusammenleben in Hallein“. | Foto: Privat
  • Ajay und Martina Mathur bei ihrer Hochzeit im Jahr 2002. Beide engagieren sich selbst aktiv im Halleiner Integrationsprojekt „Zusammenleben in Hallein“.
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In unserer heutigen Ausgabe „Zusammenleben in Hallein“ stellen wir Ajay Mathur vor. Der Inder kam 2002 als Koch nach Salzburg und fand in Hallein mit Martina seine große Liebe, die er noch im selben Jahr heiratete.

HALLEIN. Ajay Mathur ist in Kaschmir aufgewachsen. Er wurde in die oberste indische Kaste hineingeboren, ist Brahmane. Historisch entwickelte sich das Kastenwesen aus einer Verteilung der Kompetenzen, wobei es den Brahmanen vorbehalten war, die Veden zu studieren und priesterliche Riten zu vollführen. Heutzutage üben natürlich nicht mehr alle Brahmanen den traditionellen Beruf des Priesters bzw. Heilers aus, doch innerhalb seines großen Familienclans - er umfasst ca. 400 Verwandte - erlernte Ajay Mathur in seiner Heimat die ganzheitliche Lehre des Ayurveda. Wörtlich übersetzt bedeutet Ayurveda Lebensweisheit oder Lebenswissenschaft. Zentrale Elemente des Ayurvedas, die Mathur beherrscht, sind die Ayurveda-Massage und -Reinigungstechniken, die fundierte Ernährungslehre, spirituelle Yogapraxis und die kenntnisreiche Pflanzenheilkunde.

Hoffnung auf ein besseres Leben
Im Jahr 2002 kam er nach Salzburg. „In Indien habe ich umgerechnet 100 Euro pro Monat verdient. Ein Bekannter sagte mir aber, dass ich in Österreich 900 Euro im Monat verdienen könnte. Darum bin ich hierher gekommen, um als Koch in einem Ayurveda-Restaurant zu arbeiten“, berichtet Mathur. Überhaupt sei dies der Hauptgrund, warum Migration stattfindet: „Niemand verlässt seine Heimat zum Spaß. Jeder, der sein Land verlässt, tut das, weil er hofft, wo anders ein gutes, ein besseres Leben zu haben.“ Das erste, was der Inder in Salzburg lernte, war Deutsch: „Man muss die Sprache des Landes sprechen, in dem man lebt. Das ist wichtig! Genauso wichtig ist es, sich an die dort herrschenden Gesetze zu halten. Und man muss den anderen Menschen vertrauen, einander akzeptieren und versuchen einander zu verstehen, egal welche Kultur und Religion der andere hat.“

Die Liebe ging durch den Magen
Gleich an seinem ersten Arbeitstag hat er seine heutige Ehefrau Martina kennen gelernt, die in seinem Restaurant mit Freunden essen war. „Es war eine vom Schicksal vorherbestimmte Begegnung, das kann man so sagen“, erinnert sich die Wahl-Halleinerin, und verschweigt dabei nicht, dass es in den mittlerweile fast neun Jahren interkultureller Ehe nicht nur Sonnentage sondern auch stürmische Zeiten gab. Bereits acht Monate später haben die beiden geheiratet, leben seitdem in Hallein gemeinsam und sind heute stolze Eltern von Sohn Julian (4 Jahre) und Tochter Maya (5 Monate). Ajay kündigte seinen Job als Koch und betreibt heute „Mobiles Ayurveda“, d. h.: Er fährt mit seinem Auto persönlich zu seinen Kunden nach Hause, um Massagepraktiken oder andere ayurvedischen Gesundheitstechniken anzuwenden (Info: Tel. 0664/5451036).

Dass er eine Österreicherin geheiratet hat, war für seine Familie nie ein Problem: „Schon mein Vater lebte uns eine äußerst tolerante Geisteshaltung vor und ich glaube heute aus der Distanz zu erkennen, dass er uns in jeder Hinsicht als moderne Weltbürger mit spirituellem Rückhalt erzogen hat. Er war sozusagen immer ein Trendsetter“, erinnert sich Ajay Mathur und gibt zu, dass er die Geborgenheit der indischen Großfamilie manchmal vermisst. Geheiratet wurde in Hallein (standesamtlich) und in Indien. Zwei Tage lang dauerte die dortige Hochzeit. Am ersten Tag gab es eine spirituelle Feier im engsten Familienkreis, am zweiten Tag wurde ausgelassen mit etwa 300 Familienangehörigen und Freunden gefeiert. „Es war schon sehr bunt“, berichtet Martin Mathur: „Aber so pompös wie in den Bollywoodfilmen war es nicht, auch wenn es das sehr wohl gibt.“

Eine richtige indische Hochzeit kostet um die 10.000 Euro, eine enorme Summe für indische Verhältnisse. Immer noch sind Töchter in Indien weniger wert als Söhne, auch wenn sich das ebenfalls immer mehr ändert. In den Städten studieren viele Frauen bereits und machen Karriere.

„Das Wichtigste ist Bildung“
„Bildung ist das Wichtigste für die Gesellschaft“, erklärt Ajay: „Leider halten viele, die in ein anderes Land auswandern, ihrer Meinung nach wertvolle Traditionen ihres Heimatlandes aufrecht, während sich dort das Leben und die Kultur ändern. Die Leute sollten immer wieder einmal in ihre Heimat reisen und schauen, wie sich die Menschen dort geistig und gesellschaftlich weiterentwickeln, anstatt in der Ferne selbst rückschrittlich überholte Traditionen aufrecht zu erhalten.“

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