Haben durch die Pandemie weniger Paare geheiratet? Die Bezirksblätter haben nachgefragt.
Wie viele haben sich doch getraut?
BEZIRK. „Wir hatten im Jahr 2020 genau eine Hochzeit weniger als im Vorjahr.“, berichtet Julia Schwanzer von der Stadtgemeinde Tulln. „Anscheinend haben die heiratswilligen Paare Corona getrotzt und in den kritischen Zeiten einfach anders geheiratet.“ Auch am Standesamt in Kirchberg am Wagram haben sich die Zahlen 2020 nicht gravierend von den des Jahres 2019 unterschieden: „Es waren 2020 um 10 Hochzeiten weniger als 2019, also keine große Veränderung. Was sich jedoch sehr verändert hat, ist die Art und Weise wie geheiratet wird. Die Hochzeitsgesellschaften sind viel kleiner geworden und die meisten Trauungen finden im Freien statt.“, berichtet Standesbeamtin Renate Reinberger. „Was voriges Jahr noch sehr neu war und heuer schon völlig normal ist, ist das Weglassen des Händeschüttelns. Das war eine sehr große Umstellung, denn gerade bei Hochzeiten wollen die Menschen dem Brautpaar gratulieren und sich herzen. Ich empfehle seither immer, die Gratulationen bei einem Glas Sekt zu machen, man kann miteinander anstoßen, seine Glückwünsche überbringen und auf das frisch vermählte Paar trinken.“
Große Veränderungen
Haben sich die Trauungen nicht gravierend reduziert, sieht es bei den klassischen Hochzeitsdienstleistern völlig anders aus. „Ich hatte im letzten Jahr nur sehr wenige Aufträge für Hochzeiten. Der Rückgang ist enorm, 2019 waren es in den starken Monaten Juni, Juli, August und September pro Wochenende ein bis zwei Hochzeiten, 2020 hatte ich gesamt nicht einmal zehn. Vielen Brautpaare haben die Hochzeit abgesagt oder auf heuer verschoben.“, resümiert Nicole Grill von der Tortenträumerei aus Winkl. „Es ist eine traurige Entwicklung, man merkt die getrübte Stimmung der Brautpaare, wenn die Feier abgesagt werden muss.“
Spontanität ist gefragt
„Teilweise habe ich ganz spontan Brautsträuße angefertigt, weil die Hochzeit kurzfristig doch stattgefunden hat, eben im kleinen Rahmen.“, erzählt die Floristin Marion Nagl aus Königsbrunn am Wagram. „Im Vorjahr sind wirklich viele Hochzeiten abgesagt worden oder wurden mehrmals verschoben. Manche Hochzeiten haben bis jetzt nicht stattgefunden.“ Große Hochzeiten mit 80 und mehr Personen planen nur mehr ganz wenige. Teilweise finden die Trauungen zuhause im Garten statt. „Eine Veränderung - die anfangs sehr gewöhnungsbedürftig war - sind die Vorbesprechungen. Vieles wird nur mehr WhatsApp oder per E-Mail bestellt und koordiniert. Das ist einerseits eine Erleichterung, andererseits ist es schade nicht persönlich mit den Menschen zu sprechen, denn man fiebert ja mit und freut sich mit den Brautpaaren auf den großen Tag. Trotzdem hoffe ich, dass es bald wieder mehr Richtung „alte Normalität“ geht.“, schaut Marion Nagl zuversichtlich nach vorne.
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