Zugsignale werden oft ignoriert
Nicht nur Pkw-Lenkern, auch Radfahrern sind die Gefahren bei den Bahnüberquerungen häufig nicht bewusst.
WALDING/OTTENSHEIM (fog). Fast täglich gibt es brenzlige Situationen auf der Mühlkreisbahn. Lokführer berichten, dass Fahrzeuge trotz roter Ampel manchmal noch knapp vor dem Zug den Bahnübergang überqueren oder dass Autos durch eine Staubildung auf den Gleisen zum Stehen kommen.
Ein Stau kann wohl nicht die Ursache für den Crash am vergangenen Samstag in der Früh gewesen sein. Eine 26-jährige Pkw-Lenkerin übersah offenbar den Ruckzuck, der gerade aus der Haltestelle Walding in Richtung Linz-Urfahr unterwegs war. Trotz geringer Geschwindigkeit schob der Zug das Auto etwa 15 Meter weiter. Die Puffer des Zuges durchbohrten das Auto seitlich und kamen der jungen Frau gefährlich nahe. Sie blieb aber unverletzt. Im Februar 2011 hatte eine 31-jährige Goldwörtherin bei einem unbeschrankten Bahnübergang im Bereich Walding/Semleiten nicht dieses Glück. Sie starb noch an der Unfallstelle.
Heuer gab es in Oberösterreich ungewöhnlich viele Bahnunfälle. „Bis jetzt waren es schon acht“, sagt ÖBB-Pressesprecher Mario Brunnmayr. Nicht zur Freude der Anrainer, aber zur Verkehrssicherheit pfeifen die Züge dreimal vor den unbeschrankten Bahnübergängen. „Mindestens 360 Meter vor dem Bahnübergang betätigt der Lokführer das erste Mal das Warnsignal“, sagt der pensionierte Lokführerausbildner Johann Fuss.
Zu brenzligen Situationen kommt es nicht selten mit Radfahrern bei unbeschrankten Bahnübergängen ohne Ampel. Von Mai bis September befahren Rad-Kolonnen den Donauradweg zwischen Passau und Wien. Diese müssen in Ottensheim auch die Mühlkreisbahn queren. „Die Radfahrer-Gruppen wollen nicht getrennt werden und die letzten in der Gruppe überqueren manchmal nur ein paar Meter vor dem Zug die Gleise“, beschreibt Fuss eine typische Gefahrensituation. Die routinierten Radfahrer begeben sich wiederum in Gefahr, indem sie die Geländer bei den Bahnübergängen, die eigentlich zum Absteigen zwingen sollen, umfahren.
Warum kracht es so häufig?
„99 Prozent der Pkw-Zug-Kollisionen sind auf die Unachtsamkeit der Autofahrer zurückzuführen und nicht auf Fehler der ÖBB. Teilweise ist auch die Routine der Lenker eine Gefahrenquelle. Wie unsere Untersuchungen zeigen, sind Autofahrer, die in der Nähe eines Bahnübergangs wohnen, stärker gefährdet, in einen Zugunfall verwickelt zu werden.“ (Mario Brunnmayr,ÖBB-Pressesprecher)
„Menschliches Versagen lässt sich beim besten Willen nicht vermeiden. In Walding wurde in fünf Bahnüberquerungen viel Geld investiert. Die Schrankenanlage bei der Eschlberg-Straße um fast 700.000 Euro war unsere letzte Inves- tition. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Unachtsamkeiten oder Blackouts wird es leider immer wieder geben.“ (Josef Eidenberger, Ortschef Walding)
„Es würden noch mehr Unfälle passieren, aber durch das dreimalige Pfeifen der Züge vor unbeschrankten Bahnübergängen wird einiges verhindert. Nicht selten überqueren Autos bei Rot die Bahnkreuzung. Auch Radfahrer unterschätzen die Situation. Radfahrer, die in Gruppen unterwegs sind, wollen nicht getrennt werden und riskieren zu viel.“ (Johann Fuss, Lokführer a. D.)
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