Andreas Salcher über die Schule der Zukunft

Nach Salcher sollten die Talente der Schüler sollten vom Schuleintritt an regelmäßig erfasst und weiterentwickelt werden | Foto: KK/MEV
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  • Nach Salcher sollten die Talente der Schüler sollten vom Schuleintritt an regelmäßig erfasst und weiterentwickelt werden
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VELDEN (schön). Andreas Salcher, Bestsellautor, Unternehmensberater und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule, hält heute, 14. Jänner 2015, ab 18:00 Uhr im Casineum Velden einen Vortrag zum Thema "Auf der Suche nach der Schule der Zukunft". Der WOCHE gab er vorab ein Interview.

WOCHE: Was verstehen Sie unter der "Schule der Zukunft"?
SALCHER: Das Entscheidende ist das gemeinsame Lernen von Schülern und Lehrern. Das heißt, wir müssen weg von der klassischen Belehrungsschule hin zum gemeinsamen Lernen. Ein wesentlicher Teil muss auch auf die Beziehungsarbeit zwischen Schülern, Lehrern und Eltern gelegt werden. Schüler, die etwa aus schwierigen, sozialen Verhältnissen stammen, lernen diese Beziehungsarbeit zu Hause nicht kennen, weshalb die Schule die einzige Institution ist, die ihnen dies vermitteln kann.

In Ihrem ersten Werk "Der talentierte Schüler und seine Feinde", das 2008 erschienen ist, plädieren Sie dafür, dass jedes Kind das Lebensrecht hat, seine Talente zu entfalten. Wie sieht die ideale Förderung des Kindes aus?
Die individuellen Talente können durch das ledigliche Abhandeln von 50-Minuten-Schulstunden nicht gefördert werden. Deshalb ist es wichtig, dass jeder Schüler jedes Jahr gemeinsam mit dem Lehrer individuelle Ziele festlegt, die sich nicht nur auf die klassische Hauptgegenstände beschränken. Es sollte nicht das Ziel sein, "irgendwie in Mathe durchzukommen". Vielmehr sollte auch jener Schüler, der nicht nur kognitive Fähigkeiten besitzt, sondern vielleicht ein genialer Sänger ist, gefödert werden, damit diese Talente nicht auf der Strecke bleiben.

Ihr Buch "Der talentierte Schüler und seine Feinde" löste eine breite öffentliche Debatte über das österreichische Schulsystem aus: Was muss am österreichischen Schulsystem verändert werden?
Wir brauchen eine Totalreform des Lehrerdienstrechts, das auch in seiner neuen Form wesentliche Formen des Lernens, wie langfristige Projektarbeiten, Einzelcoaching von Schülern, die Betreuung von autonomen Lerngruppen, e-learning u.v.m. mit seinem strengen Werteinheitensystem gar nicht oder nur mit explodierenden Kosten leisten kann. Somit müssen das System der Werteinheiten und die Abrechnung nach 50-Minuten-Unterrichtstunden ersatzlos abgeschafft werden. Es wird durch ein faires Jahresarbeitszeitmodell ersetzt. Das bedeutet für die Lehrer nicht mehr klassische Unterrichtsstunden, sondern eine Konzentration auf die Qualität des Lernens und auf die Beziehungsarbeit mit den Schülern.
Das erste Land der Welt, das es schafft, die sozialen und kreativen Kompetenzen seiner Schüler genauso gut zu erfassen und zu fördern wie die kognitiven Fähigkeiten, wird in Zukunft ganz vorne mitspielen.

Andreas Salcher stellt folgende Fragen an das neue Schuljahr:
Glauben wir, dass in zehn Jahren noch immer ein Lehrer mit dem Rücken zu seinen Schülern vor einer Tafel stehen wird, um mit Kreide Formeln draufzuschreiben, die er dann wieder löscht, sobald die Tafel voll ist?

Glauben wir, dass es sich die Regierung angesichts immer knapperer Budgets noch lange leisten können wird, mit einer aufgeblähten Schulverwaltungen ein System zu erhalten, das für immer weniger Schüler immer mehr Lehrer benötigt und trotzdem die Kosten der Eltern für Nachhilfestunden explodieren lässt?

Glauben wir, dass im 21. Jahrhundert in Österreich eine Institution, deren Hauptzweck das Lernen ist, überleben kann, deren 124.000 Mitarbeiter nicht alle zumindest über einen eigenen Computer verfügen, in Teams arbeiten und sich ständig weiterbilden?

Glauben wir, dass wir mit der Belehrungsschule des 19. Jahrhunderts die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, wie immer heterogenere Schulklassen mit hohem Migrantenanteil und dem Anspruch individueller Talentförderung gerecht werden zu können?

Glauben wir, dass Österreich das einzige Land der Welt ist, in dem selbst eine einfache Veränderung wie die Einführung einer standardisierten Matura seit sieben Jahren zum unbezwingbaren Monsterprojekt werden muss? Glauben wir, dass jede Schulreform in Österreich zum Religionskrieg ausarten muss?

Ich glaube das alles nicht. Und Sie?

Zur Sache:

Unter dem Motto "Auf der Suche nach der Schule der Zukunft“ laden die Wirtschaftskammer Kärnten und Frau in der Wirtschaft heute, Mittwoch, 14. Jänner 2015, ab 18:00 Uhr zu einer Podiumsdiskussion im Casineum Velden.

Namhafte Experten diskutieren zum Thema Bildungssystem neu: Keynote Speaker ist Andreas Salcher. Er ist Bestsellerautor, Unternehmensberater und Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule für besonders begabte Kinder.

Nach ihm ist jede Schulreform von oben, die das Klassenzimmer nicht erreicht, sinnlos. "Wir werden uns alle beim Thema Schule in zehn, 20 Jahren fragen lassen müssen, ob wir alles getan haben, was wir konnten, damit Österreich auch weiterhin zu den reichsten und sichersten Ländern der Welt gehört", sagt er. Die Fakten seien völlig klar: "Es gibt kein Konzeptdefizit. Es gibt ein Handlungsdefizit."

Weiters diskutieren: Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten, und Claudia Kulterer von der Hasslacher Unternehmensgruppe in Sachsenburg bei Spittal/Drau. Sie stellen Fragen und geben Antworten und Anregungen zum Thema Bildung mit Zukunft.

Zum Programm:

18:00 Uhr: Einlass mit Welcome-Sekt
Beginn ist um 18:30 Uhr
Keynote: Andreas Salcher mit anschließender Podiumsdiskussion
Im Anschluss werden die Gäste mit Fingerfood-Kreationen von Marcel.C.Vanic verwöhnt
Moderation: Sylvia Gstättner, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Kärnten und Landesvorsitzende Frau in der Wirtschaft
Eintritt ist frei

Nach Salcher sollten die Talente der Schüler sollten vom Schuleintritt an regelmäßig erfasst und weiterentwickelt werden | Foto: KK/MEV
"Jede Schulreform von oben, die das Klassenzimmer nicht erreicht, ist sinnlos", sagt Andreas Salcher | Foto: KK
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