Interview
"Die Gefahr wird Teil des Lebens"

- hochgeladen von Astrid Kompan
Der Villacher John Eberhardt vom Entschärfungsdienst in einem ganz persönlichen Interview.
VILLACH (ak). Vor Großveranstaltungen, bei Bombendrohungen oder wenn verdächtige Objekte gefunden werden, rückt der Entschärfungsdienst an. Aber auch wenn es bereits zu einer Explosion gekommen ist, sind diese Männer die Ersten am Tatort. Die WOCHE traf John Eberhardt vom Entschärfungsdienst zu einem Gespräch über den Tod, private Sicherheitsvorkehrungen und den mitunter gefährlichen Job.
WOCHE: Hat man als Entschärfer direkte Feinde?
EBERHARDT: Meistens sind die Menschen froh, wenn wir anrücken. Aber man hat natürlich manchmal Feinde. Besonderns wenn Täter oder Tätergruppen noch nicht gefasst sind, wie zum Beispiel vor 25 Jahren bei Franz Fuchs. Von einem Profiler haben wir Informationen über ihn erhalten. Wir haben uns damals zu einer einzigartigen Maßnahme entschlossen und vor laufender Kamera eine Entschärfung vorgenommen, einfach um zu zeigen, dass wir dazu in der Lage sind.
Mit welchen Folgen für Sie persönlich?
Weder meine Frau noch ich konnten danach einfach so ins Auto steigen. Es musste zuvor immer auf Sprengstoff untersucht werden. Dass bei uns zu Hause die Post separiert wird und Briefe an mich auf keinen Fall geöffnet werden ohne mein ausdrückliches Okay, ist heute noch Usus. Man lernt damit zu leben.
Wie geht die Familie mit Ihrem Job um?
Es braucht einen Partner, der die Arbeit akzeptieren und damit umgehen kann. Man ist über mehrere Wochen nicht zu Hause, hat Einsätze, die nicht ungefährlich sind und von denen der Partner oft erst aus den Medien erfährt. Das kann dann schwierig für die Partnerschaft werden.
Wie gehen Sie mit dem Tod um?
Für uns birgt jeder Einsatz ein normales Gefahrenpotenzial. Wir können uns durch bereits erhaltene Informationen vorbereiten und uns auf den Tatort geistig einstellen. Durch die standardisierte Arbeit kann man diese negativen Gedanken wegschalten, es ist ein Lernprozess. Außerdem greifen wir bei unseren Einsätzen auf technische Hilfsmittel zurück. Nur bei der neuen Art des Terrorismus sind auch unsere Roborter machtlos. Ich selbst gehe mit ganz anderen Augen zu den verschiedensten Veranstaltungen, manche meide ich komplett, auch wenn sie mich interessieren würden.
Das Leben und der Tod sind aber der normale Lauf der Zeit und passieren kann immer etwas. Manches kann man nicht verhindern, man kann nur maximale Sicherheit bieten.
Sie sind der Erste am Tatort. Das heißt, es schaut dort oft nicht sehr angenehm aus. Stumpft man mit der Zeit ab oder belastet das noch immer?
Es ist ein Tatbild mit Leichenteilen, die ich für Gutachten untersuchen muss. Die Körperteile geben Rückschlüsse über die Energie der Explosion und enthalten oft sehr wichtige Beweismittel.
Am Anfang denkt man eine Zeitlang darüber nach, mittlerweile reduziert es sich auf die Arbeit und den systhematischen Ablauf, der durchgeführt werden muss.
Warum haben Sie sich für diesen Job entschieden?
Es ist eine äußerst interessante Arbeit, die mitunter auch Spaß machen kann. Man arbeitet international, tauscht sich mit Kollegen aus ganz Europa aus und kein Tag gleicht dem anderen.
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