EC Panaceo VSV-Trainer Gerhard Unterluggauer
,Einfach zu spielen ist das Schwerste‘
EC Panaceo VSV hat sportlichen Durchhänger. Nachwuchs ist das Licht am Ende des Tunnels.
BEZIRK VILLACH (Tiefling). Gerhard Unterluggauer ist Cheftrainer und sportlicher Leiter bei den Villachern. Mit der WOCHE analysierte er die Situation.
WOCHE: Ihre Mannschaft ziert das Tabellenende der Erste Bank Eishockeybundesliga (höchste Spielklasse im österreichischen Eishockey). Wie ist Ihr aktueller Gefühlszustand?
UNTERLUGGAUER: Enttäuscht wäre nicht das richtige Wort. Eher unzufrieden, mit bestimmten Sachen und Spielen, die in der letzten Zeit passiert sind. Die Situation ist natürlich schwierig. Wir haben wenig ausländische und viele einheimische Spieler. Daher ist jeder Matchabend eine spezielle Aufgabe. Wenn du nicht mit einhundert Prozent dabei bist, ist es einfach schwierig, Spiele zu gewinnen. Wir machen zu viele individuelle Fehler und dumme Fouls. Hier gilt es mit den Spielern immer wieder Gespräche zu führen und im Training Schwerpunkte zu setzten.
Führen Sie diese Gespräche schon gleich bei der Rückreise im Bus?
Nein. Diese Zeit nutze ich für Videoanalysen, um die aufgetretenen Probleme im nächsten Training ansprechen zu können. Wir haben das Problem, aktuell nicht einfaches Eishockey zu spielen. Einfach zu spielen ist im Eishockey das Schwierigste. Wir müssen wieder dorthin kommen. Den effizienteren Pass über zwei Meter genauso exakt zu spielen wie den über zehn Meter. Dann werden wir auch weniger Scheibenverluste und mehr Torchancen haben.
Hätten Sie diese Situation zu Saisonstart für möglich gehalten?
Ich habe gewusst, dass es eine brutale Herausforderung wird. Wie es aktuell läuft, natürlich nicht. Aber meine Jungs zeigen guten Charakter und starken Willen. Es müssen einfach alle Spieler einen Schritt nach vorne machen. Alle heißt, nicht nur die Legionäre. Auch die einheimischen, routinierten Spieler, die diese Saison mehr Eiszeiten bekommen als letzte. Nur gemeinsam kommen wir aus diesem Tief heraus. Mein Ziel ist der Einzug in die Play-offs.
Verstehen Sie den Unmut bei den VSV-Fans?
Natürlich, aber ich bin auch froh, dass viele die Situation verstehen und Geduld mit ihrem VSV haben. War doch im April 2018 nicht sicher, ob es ihren VSV in der Ebel noch geben wird. Vor deren Verständnis und Geduld ziehe ich meinen Hut. Den Kritikern sei gesagt, der VSV ist neu aufgestellt. Entwicklung braucht Zeit.
Aber Fans und Kritiker wollen Erfolge?
Es stimmt, die Erfolge fehlen, aber es muss auch zur Kenntnis genommen werden, dass der VSV in den nächsten Jahren nicht um einen Top Vier-Platz mitspielen können wird, sich eher im Mittelfeld einreihen müssen wird, aber erfolgreiche Jahre kommen werden.
Woher Ihr Optimismus?
Weil der VSV-Nachwuchs national Top vier ist, die Trainer hervorragende Arbeit leisten aktuell, das Generationenloch (16 bis 18 Jahre) bald überwunden ist. Zudem werden einheimische Spieler vermehrt Eiszeiten bekommen und daher dem Verein vielleicht länger die Treue halten. Ich möchte ihnen eine faire Chance geben.
Villach braucht "dringend" eine zweite Eishalle, Herr Gerhard Unterluggauer, wie dringend ist dieser Bedarf?
Sehr dringend. Für mehr Eiszeit braucht es auch mehr Eisflächenoptionen. Die Zeitfenster in den einzelnen privaten Familien, der Berufs- und Schulwelt haben sich stark verändert. Wir müssen reagieren. International sind mindestens zwei Eisflächen Standard, nur die Draustadt hinkt nach. Wir müssen unseren Jugendlichen die Möglichkeit bieten, auch in den Abendstunden Trainingseinheiten absolvieren zu können. Hier sind in Villach die Eiszeiten jedoch großteils durch Erwachseneneishockey blockiert. Will sich ein Spieler weiterentwickeln, dann braucht er nicht nur Willen, Können und gute Trainer, sondern auch viel Eiszeit im Trainings- und Meisterschaftsbetrieb.
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Zur Sache:
- Name: Gerhard Unterluggauer
- Funktion: Cheftrainer und sportlicher Leiter des EC Panaceo VSV
- Geboren: 15. August 1976
- Trainerstationen: Heilbronner Falken (2. Deutsche Bundesliga/2017), EC Panaceo VSV (2018/Dreijahresvertrag)
- Als sportlicher Leiter bin ich … fast rund um die Uhr im Einsatz, denn die meisten Eishockeyagenten sind in Amerika tätig. Durch die Zeitverschiebung sind auch viele Telefonate nach Mitternacht zu führen.
- Zu Abend essen würde ich gerne mit … Pep Guardiola und Jürgen Klopp, weil sie weit über den Tellerrand hinaus blicken und Big Pictures sehen.
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