Filmkritik
Maleficent 2 – Mächte des Unnötigen
Angelina Jolie kehrt als Maleficent zurück, diesmal allerdings nicht, um kleine Kinder zu verfluchen...
Es war zweimal…
Fünf Jahre ist es nun her, dass Prinz Philipp das Mädchen, das er für fünf Minuten gekannt hatte, Aurora (Elle Fanning), „fast für immer verloren hätte“. Denn die dunkle Fee Maleficent (Angelina Jolie) hatte das Mädchen als Baby mit einem Fluch belegt, sich an ihrem 16. Geburtstag an einer Spindel zu stechen und in einen tiefen Schlummer zu fallen. Damals war es der Kuss der wahren Liebe, die Maleficent für Aurora empfand, der den Fluch brechen konnte. Aurora wurde im weiteren Verlauf zur Königin des Menschen- und des Feenreiches.
Nun läuten die Hochzeitsglocken, denn Philipp hat um Auroras Hand angehalten, sehr zum Missfallen ihrer Ziehmutter Maleficent. Erneut sollen die Reiche vereint werden. Ein gemeinsames Abendessen mit Philips Eltern (Michelle Pfeiffer, Robert Lindsey) soll den Frieden einleiten. Doch erstens kommt es anders und zweitens genauso wie man denkt: Maleficents Magie verflucht den König, seine Frau rüstet gegen die Märchenwesen. Und Maleficent wird mehr über ihre eigene Herkunft erfahren.
Disney-Humor
Zunächst einmal das Positive: Angelina Jolie ist weiterhin großartig als Maleficent und sehr viel vom Humor stammt von der Unfähigkeit der Figur, menschlicher Etikette zu folgen. Der Humor ist ganz im Zeichen von Disney. So zeigt eine Katze ein genussvolles Interesse an Maleficents menschlichen Raben, Diaval (Sam Riley), oder die Menschen flüchten, sobald sie die dunkle Fee sehen. Eine der wenigen guten Ideen des Filmes. Eine andere ist, dass Maleficents Liebe zu Aurora diesmal gegen sie verwendet wird. Damit hätte man so viel mehr machen können.
Widersprüche
Das bringt uns zum Negativen: Der Film ist nicht nur fokussiert, sondern widerspricht sich und dem Vorgänger ständig. Aurora hat schon im ersten Film die beiden Reiche vereint, in diesem Film wird ihr eigenes Schloss einfach den Bauern überlassen. Das Moor, in dem die Feen leben, grenzt nun nicht mehr allein an Auroras Königreich, sondern ist nur jenseits des Flusses von Philipps Schloss. Maleficent ist auch nicht mehr die dunkle Fee, weil sie Böses getan hat oder dunkle Gedanken hat, sondern weil sie zum Volk der dunklen Feen gehört. Sie selbst darf nun gar nichts Böses mehr tun und wird über Teile des Filmes zur Nebenfigur ihrer eigenen Geschichte.
Zudem werden viele mögliche Handlungsoffenbarungen zwar angedeutet, jedoch nie aufgelöst oder erklärt. Vermutlich kam es zu zahlreichen Änderungen am Drehbuch während der Produktion. Sam Riley sprach im Interview auch davon, wie viele verschiedene Einflüsse es auf die Handlung gab: „Neben den Produzenten und dem Regisseur hat sie eine entscheidende Rolle dabei gespielt, zu entscheiden, wie die zweite Geschichte von Maleficent erzählt wird.“
Magische SPOILERWARNUNG
Der größte Kritikpunkt allerdings gilt dem Ende. Daher nun auch eine SPOILERWARNUNG für den dritten Akt.
++++++
Genozid. Eigentlich sogar doppelter Genozid an allen magischen Wesen. Vor allem für Disney-Verhältnisse ist das übertrieben brutal und furchtbar. Vor allem die Art und Weise des Völkermordes ist einfach erschreckend. Metaphorische fünf Minuten später sind dann wieder alle glücklich und zufrieden, weil ja eine Hochzeit gefeiert wird. Dass da gerade hunderte Fabelwesen gestorben sind, kümmert niemanden mehr. Und auch das Ende des Bösewichts erinnert mehr an übertrieben kindische Enden aus unsäglichen TV-Produktionen für Kinder, bei denen alle dann über das Missgeschick lachen.
+++++++
Fazit: Keine Märchenstunde
„Maleficent – Mächte der Finsternis“ ist mies und unnötig. Er ignoriert wichtige Teile des ersten Filmes. Von der bösen Natur der Titelfigur ist nichts geblieben. Aufgrund der Thematik und des Schemas der Antagonisten müsste der Film sogar noch düsterer sein, doch ist ein Genozid nach gefühlt 5 Minuten vergessen.
Fakten
Maleficent - Mächte der Finsternis
(OT: Maleficent - Mistress of Evil)
USA, 2019
Disney
Fantasy
R: Joachim Rønning
B: Linda Woolverton, Charles Perrault, Noah Harpster, Micah Fitzerman-Blue
D: Angelina Jolie, Elle Fanning, Michelle Pfeifer, Chewitel Ejiofor, Sam Riley, Ed Skreins, Imelda Staunton
L: 118 min
FSK: 12
ET: 31.10.19
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