Heroin auf dem Vormarsch
In der Drogenberatungsstelle „Roots“ spürt man den Anstieg der Drogenkonsumenten.
VÖLKERMARKT. Durch drei Kärntner Drogentote seit Anfang des Jahres rückte das Thema Drogen wieder in das Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung. Auch der Bezirk Völkermarkt ist leider keine Insel der Seligen, wenn es um den illegalen Suchtgiftkonsum geht.
Kapazitätsgrenze erreicht
Seit der Eröffnung der Drogenberatungsstelle „Roots“ (siehe "Zur Sache") im Jahr 2009 in Völkermarkt werden durchschnittlich 130 bis 150 Personen betreut. "Wir haben eigentlich nur die Kapazität für 100 Personen", erklärt Marina Hober, Diplomierte Sozialarbeiterin bei "Roots", "Wir sind ebenfalls zuständig für den Bezirk Wolfsberg und haben auch Personen von der Drogenambulanz in Klagenfurt übernommen."
Wegen dieser großen Menge an Klienten musste im vergangenen Herbst bereits ein Aufnahmestopp für Substituierte ausgesprochen werden. "Vor allem aufgrund der prekären Situation in Klagenfurt haben wir abgefedert, was ging", sagt Psychotherapeutin Eva Mathes.
Drogen im Bezirk
"Heroin hat die chemischen Substanzen im Bezirk abgelöst", sagt Hober. Dadurch dass man reines Heroin über Slowenien nach Kärnten schmuggelt und es hier mit anderen Dingen verschnitten wird, besteht die Gefahr einer Verunreinigung für die Konsumenten. Hober: "Ein weiteres Thema ist auch der Mischkonsum, der hauptsächlich bei jungen Personen vorkommt." Des Weiteren sind verschreibungspflichtige Medikamente, insbesondere Benzodiazepine, auf dem Vormarsch. "Sie machen sehr schnell abhängig und werden sehr sorglos verschrieben", sagt Mathes.
Einstieg und Kauf
Die Gesamtzahl der Drogenkonsumenten im Bezirk wird von Hober als steigend bezeichnet, wobei junge Erwachsene den Großteil stellen. Es gibt zwar kein einheitliches Einstiegsalter, aber dass Elfjährige etwas nehmen kommt durchaus vor.
Neben dem Ausflug nach Klagenfurt zum Kauf von Drogen wird besonders bei jüngeren Personen der Erwerb von Suchtmitteln über das Internet immer beliebter. Mathes: "Man kann fast alles in großen Mengen über das Internet beziehen."
Ungenügende Finanzierung
Die finanzielle Ausstattung von Einrichtungen für Drogenprävention und Suchtberatung ist in ganz Kärnten gering. Aber für Marina Hober fehlt es im Bezirk noch an etwas anderem: "Niederschwellige Sozialarbeit ist im Bezirk dringend nötig, um an diese Personen heranzukommen."
Polizei bekämpft Drogen im Bezirk
Bezirkskriminalreferent Rudolf Stiff spricht mit der WOCHE über die Drogensituation im Bezirk Völkermarkt.
WOCHE: Welche Drogen sind im Bezirk am stärksten vertreten?
STIFF: Hauptsächlich Heroin, Kokain und Cannabis.
Woher bekommen Süchtige diese Drogen?
Teilweise fahren sie nach Slowenien um sich die Drogen zu holen und sie dann an Abnehmer zu verkaufen oder es wird in Klagenfurt gekauft. Ein richtiger Drogenumschlagplatz ist der Bezirk nicht.
Steigt die Zahl der Drogendelikte im Bezirk?
Ich würde sagen das die Zahlen gleichbleibend sind.
Was ist der Altersschnitt der Personen bei Drogendelikten?
Da gibt es jedes Alter. Man merkt aber das der Einstieg immer früher passiert.
Was unternimmt die Polizei präventiv um das Problem zu bekämpfen?
Wir haben ein eigenes Präventionsbüro, welches Vorträge in Schulen hält um die Suchtproblematik anzusprechen.
Wird das Drogenproblem im Bezirk ernst genug genommen?
Von Seiten der Polizei wird alles daran gesetzt das der Drogenkonsum und Drogenverkauf zurückgedrängt wird. Wir setzten alle unsere Ressourcen dafür ein.
Zur Sache
„Roots“ ist ein Leistungsbereich der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens (AVS) und die Zielgruppe umfasst Personen mit illegalem Suchtmittelkonsum. Die Klientel kommt entweder freiwillig oder auf Grund von gesundheitsbezogenen Maßnahmen (z.B. Therapie statt Strafe). Das Team besteht neben Marina Hober aus zwei Honorarärzten, einer Psychotherapeutin (Teilzeit) und einer Krankenschwester (geringfügig).
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