Künstler im „Home-Office“

In wenigen Tagen von hundert auf null

Helmut „Heli“ Brunner aus Griffen, Kopf der beliebten Stimmungsband „Meilenstein“, sprach mit der WOCHE Völkermarkt über seinen neuen Alltag – und über existenzielle Ängste.

GRIFFEN. Von hundert auf null innerhalb weniger Tage. Eigentlich tourt Helmut „Heli“ Brunner aus Griffen das ganze Jahr durch den gesamten deutschsprachigen Raum, um mit seiner Band „Meilenstein“ beste Stimmung, also Party-Laune, zu vermitteln. „Es hat kein freies Wochenende mit Zeit für die Familie gegeben“, gesteht er im Gespräch mit der WOCHE Völkermarkt.

Letzter Auftritt am 7. März

Die Corona-Krise änderte auch sein Leben schlagartig. „Unseren letzten Auftritt hatten wir am 7. März“, erzählt Brunner. Seit 16. März, dem Beginn der rigorosen Ausgangsbeschränkungen, befindet auch er sich im künstlerischen „Home-Office“. Zu Beginn war die plötzlich ausgiebige Zeit in den eigenen vier Wänden eine willkommene Abwechslung zum Alltag mit ständigem Termindruck. „Ich habe zu Hause Sachen erledigt, die ich meiner Frau schon vor Jahren versprochen habe“, schmunzelt Brunner. Er ist eben nicht dazu geboren, Tag für Tag nur aus dem Fenster zu blicken.

Team mit zehn Leuten

Die Tage (und mittlerweile Wochen) zogen ins Land – und somit auch die wirtschaftliche Ungewissheit für Künstler der Unterhaltungsbranche. Nach und nach flatterten Absagen von Veranstaltungen und damit auch Engagements ins Haus. Eine mental schwierige Situation, wie Brunner gesteht: „Ich trage immerhin Verantwortung für zehn Leute in meinem Team – Musiker und Techniker.“ Er denkt an die gesamte Branche: „Wer keine Rücklagen hat, für den ist die Zeit ohne Auftritte in der Corona-Krise finanziell der Tod.“

Neue Songs in Arbeit

Selbstverständlich nutzt Brunner die Zeit in der Heimquarantäne, sich künstlerisch zu betätigen, etwa beim Erarbeiten neuer Musiktitel. Die Herausforderung: Wenn man sich emotional zu sehr von der (vor allem wirtschaftlich) tristen Lage anstecken lässt, werden wohl traurige Songs das Licht der Welt erblicken – kontraproduktiv für eine Stimmungsband wie „Meilenstein“. Nichtsdestotrotz schreiten die Vorarbeiten für die nächsten Produktionen, die in ein Album münden sollen, zügig voran.

Motorräder restaurieren

Indes lässt er zu Hause auch abseits jeglichen gesanglichen und musikalischen Werkens seiner Kreativität freien Lauf, etwa beim Restaurieren von Motorrädern. „Das ist ein Hobby von mir“, verrät Brunner. Ganz nebenbei führt er unzählige Telefonate mit Veranstaltern, die quasi der Reihe nacht ihre Termine verschieben. „Für das Jahr 2021 haben wir schon viele Aufträge“, bleibt Brunner optimistisch. Schließlich könnte kann es wieder schnell von null auf hundert gehen …

ZUR PERSON
Helmut Brunner, kurz und bündig „Heli“ gerufen, gründete im Jahr 2002 die Partyschlagerband „Meilenstein“. Der endgültige Durchbruch gelang 2008 mit dem Hit „Christin“. Brunner lebt mit Gattin Andrea sowie den Söhnen Niklas (18) und Noah (11) in Griffen.