Kommentar
Auf was wir stolz sein dürfen

Christian Marold
RZ-Chefredakteur | Foto: RZ

Die Olympischen Winterspiele 2022 sind bereits Geschichte und die Vorarlberger Olympioniken haben wahrlich Geschichte geschrieben. Österreich hat mit 18 Medaillen Platz 7 der Nationenwertung belegt. Somit haben wir die Schweiz noch knapp überholt, liegen aber weit entfernt von unserem großen Nachbarland Deutschland. Dennoch ist ein Vergleich mit Vorarlberg und der Ausbeute speziell der deutschen Sportler im Eiskanal durchaus erlaubt. So hat Deutschland mit insgesamt 27 Medaillen den 2. Platz in der Nationenwertung belegt. Würde man alle Medaillen abziehen, die die deutschen Sportler im Eiskanal gewonnen haben, dann wären es noch „schlappe“ 11 Medaillen. Ähnlich verhält es sich mit Vorarlberg und Österreich. Von den 18 Medaillen haben die Vorarlberger Sportler sagenhafte acht Medaillen gewonnen. Darauf dürfen wir und sollten wir stolz sein. Stolz auf die Leistung der einzelnen Sportler. Nicht mehr und nicht weniger, denn ihr Weg bis zu den erzielten Erfolgen war nicht immer einfach. Johannes Strolz mit zweimal Gold und einmal Silber ist ein Paradebeispiel dafür. Gerade bei ihm ist diese ganze Kaderschmiede und Diskussion etwas fragwürdig. Aber das war schon bei Hermann Maier so oder bei unserem luxemburgischen Exil-Vorarlberger Marc Girardelli. Das Thema ist also nicht gänzlich neu. Was das ganze System aber zeigt: Der Erfolg hängt von sehr, sehr vielen Faktoren ab. Nicht nur vom Talent eines einzelnen Sportlers. Und Talente hätten wir in fast jeder Sportart zur Genüge.

Welche Faktoren machen daraus für die Vorarlberger Olympioniken ein Erfolgsrezept? Zunächst sind es sehr viele Grundvoraussetzungen, die stimmen müssen. Ein Faktor ist sicherlich die professionelle Arbeit im Olympiazentrum in Dornbirn. Das könnte man sich jetzt als Land Vorarlberg oder Sportlandesrätin an die Fahne schreiben, aber auch hier gilt, dass der gemeinsame Weg und das Bündeln aller Kräfte einen wesentlichen Pfeiler des Olympiazentrums darstellen.

Passt aber einer dieser Faktoren nicht ins Gesamtgefüge, dann haben auch viele Talente keine Chance mehr. Darum sollten all unsere Medaillengewinner ihren Verdienst bei den Olympischen Spielen ruhig in Cash umwandeln. Sie haben es sich mehr als verdient und in vielen Sportarten kann ein Sportler durch diverse Förderungen gerade einmal davon leben. Reich wird er/sie davon aber noch lange nicht.

Gratulation an alle 12 Vorarlberger Olympiateilnehmer! Auch wenn der Olympische Gedanke durch die chinesische Regierung fast schon ad absurdum geführt wurde, so muss man jede Leistung und jede Medaille hoch anrechnen. Für Vorarlberg waren es die erfolgreichsten Olympischen Winterspiele in der Geschichte. Das sollte auch auf Nachwuchsebene genutzt werden. Es müssen ja nicht gleich neue kleine Johannes oder Katharinas in den Startlöchern stehen. Es würde ja schon reichen, wenn man die abgesagten Skiwochen an den Schulen nachholt und Kindern somit Wintersportmöglichkeiten kostengünstig anbietet. Sonst droht die Gefahr, dass diese Erfolgswelle sehr schnell abebbt.

Wäre Vorarlberg bei der Wertung sogar eine eigene Nation, dann hätten wir es fast in die Top Ten geschafft. Aber das ist nur eine Wunschvorstellung, ohne den Kanton-Übrig-Gedanken hier auszureizen. Aber vorstellen kann man sich das ja, genauso wie den Gedanken, dass es ein tolles Zeichen vom Internationalen Olympischen Komitee gewesen wäre, wenn ein Team Tibet bei den Olympischen Spielen in China mitgemacht hätte. Das war schon 2008 nicht der Fall und 2022 auch nicht. In der Olympischen Charta wäre so etwas prinzipiell verankert. Aber Papier ist geduldig. Das hat aber nichts mit Duldung zu tun.

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