Kommentar Raimund Jäger
Die zweitwichtigste Sache der Welt...

Foto: RZG

Die zweitwichtigste (und ab einem gewissen Alter vielleicht wichtigste) Sache der Welt stand letzte Woche auch in Vorarlberger Gemeinden im Vordergrund: Fußball. Und während etwa in Deutschland noch in so mancher Großstadt (Hamburg, Bielefeld) sämtliche Kicker-Herzen brachen, ist bei Vorarlbergs Traditionsvereinen und deren Anhängerschaft wieder vieles eitel Wonne.

So in Lustenau, wo man zwar kein bundesligataugliches Stadion, aber eine bundesligataugliche Mannschaft hat. Auch Altach konnte – einmal mehr – den Kopf aus der Schlinge ziehen und rettete sich vor dem Abstieg. Dass auf Funktionärsebene im Rheindorf vieles nicht stimmte, ist eine andere Sache, die nun aber offensichtlich angegangen wird. In Dornbirn ist man froh, dass man auch im nächsten Jahr wieder zweitklassig spielt, aber der größte fußballerische Jubel schallt sicher über die Straßen und Plätze der Landeshauptstadt.
SW Bregenz, in den 70er-Jahren DER Vorzeigeverein im Ländle, ist nach vielen Jahren der Viert- und Drittklassigkeit wieder im Profifußball angekommen. Wobei: gottlob erst in der zweiten Bundesliga, wo der Druck nicht ganz so groß ist. Denn allzu gut erinnert man sich hier noch an die Erstliga-Zugehörigkeit, die vieles am und um das Bodensee-Stadion ins Bizarre abgleiten ließ. Manche glaubten, auf Augenhöhe mit Bayern München (oder zumindest den Wiener Vereinen) zu sein, was sich in einem allzu legeren Umgang mit Geld, Ressourcen, aber auch Spielern und Trainern äußerte (Hans Grill selig möge mir verzeihen). Mit dem Ergebnis, dass man in Bregenz zwar im VIP-Zeltchen gerne Kost von Gourmetköchen serviert bekam, der Verein aber schnell mal pleite war. Ich hoffe, man hat daraus gelernt und will nicht gleich den nächsten Karrieresprung.

Als langjähriger Fußballfan mit wenig Lust auf längere Fahrten oder gar Reisen freut es mich natürlich, dass in meiner Heimatstadt nicht mehr wie zeitweise Schwarzenberg und Göfis oder heuer Hohenems und Reichenau zu Gast sind, sondern absolute Traditionsvereine wie der GAK, die Vienna, Admira und natürlich der FC Dornbirn. Die Menschen in Lustenau oder Altach mögen mich teeren und federn, aber das einzige wahre Ländle Derby ist und bleibt für mich Bregenz gegen Dornbirn – das wurde mir als Jugendlicher ebenso eingeimpft wie die Tatsache, dass „Sweet“ besser sind als die „Bay City Rollers“.

Ergo freue ich mich auch als gesetzterer Mann, dass ich das wieder erleben darf. Aber gratulieren möchte ich allen Profi-Vereinen, die den Ländle-Fußball im Endeffekt deutlich besser vertreten haben, als zu Saisonbeginn zu erwarten gewesen war. So – und als nächstes kommen jetzt hoffentlich die Handballer wieder in die Gänge…

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