Distance-Learning
Die Schule ist offen und doch nicht ganz

Ein klarer Nachteil ist, dass man Fragen nicht direkt beantworten kann, wenn sie entstehen.  | Foto: pixabay
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Wie ergeht es Lehrern damit, ihren Unterricht statt wie gewohnt in einem Klassenzimmer nun online durchzuführen? Adeline Hagen (29), Lehrerin an der Hak/Has Feldkirch:

Adeline Hagen (29), Lehrerin an der Hak/Has Feldkirch zum Thema Distance-Learning | Foto: Privat
  • Adeline Hagen (29), Lehrerin an der Hak/Has Feldkirch zum Thema Distance-Learning
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Wie geht es Ihnen als Pädagogin beim Thema Fernunterricht? Was sind klare Vor-, welches eher Nachteile dabei?

Adeline Hagen (29): Mir persönlich geht es recht gut im Distance Learning. Gerade bei meinen Fächern (Programmierung und Webdesign) ist es sowieso nötig, am PC/Laptop zu arbeiten. Jedoch fehlt natürlich der persönliche Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern.

Was sind aus Ihrer Sicht klare Vor-, welches eher Nachteile dabei?

Hagen: Ein klarer Nachteil ist, dass man Fragen nicht direkt beantworten kann, wenn sie entstehen. Ebenfalls ist es sehr schwer zu erheben, was genau die Schüler verstanden haben und was vom zu lernenden Stoff nicht verstanden wurde. Ein Vorteil, vor allem für die Sekundarstufe II ist meiner Meinung nach, dass unsere Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Arbeit und Aufgaben selbst einzuteilen. Heutzutage ist es in vielen Berufen bereits der Fall, dass die Arbeitszeit flexibel eingeteilt werden kann. Allerdings braucht es dann auch eine gute Organisation und Zeiteinteilung. Genau das ist auch im Distance Learning wichtig.

Im Vergleich zum ersten Lockdown: Was läuft nun besser als beim vor einigen Monaten, als alle quasi „ins kalte Wasser“ geschmissen wurden?

Hagen: An unserer Schule hat das Distance Learning bereits im März sehr gut funktioniert. Das liegt hauptsächlich daran, dass bei uns bereits sehr viele Lehrpersonen ihren Unterricht mit Online Tools gestalten. Die Lernplattform Microsoft Teams kannten auch schon sehr viele Klassen und Lehrpersonen. Was ich allerdings aus der ersten Distance Learning-Phase gelernt habe ist, dass regelmäßige Online-Meetings sehr wichtig sind, um den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern zu halten. Auch wenn die meisten bereits sehr selbstständig und zuverlässig ihre Aufgaben erledigen, brauchen manche immer wieder einen kleinen Anstoß.

Wo besteht dringender Verbesserungs- bzw. Handlungsbedarf, gerade seitens Infrastruktur, Schule oder Regierung?

Hagen: Handlungsbedarf sehe ich vor allem in der Primarstufe und der Sekundarstufe I bei der technischen Infrastruktur. Viele Familien besitzen keinen Drucker, keinen PC/Laptop oder nur ein Gerät für die ganze Familie. Ich glaube auch, dass es sehr von Vorteil wäre, wenn Lehrpersonen Unterlagen und Unterrichtsmaterialien austauschen und teilen würden. Denn digitale Unterlagen zu erstellen kostet immens viel Zeit. Wenn es einen guten Datenpool an Materialien gäbe, würde das einiges an Zeit sparen, die dann für mehr für die Betreuung der Lernenden zur Verfügung stehen würde.


Werden neue Themen behandlet? Und benutzen alle Lehrpersonen nun den gleichen Kanal, über den einheitlich gearbeitet wird und nicht die einen E-Mail oder WhatsApp und die anderen MS Teams oder Zoom?

Hagen: An unserer Schule ist die primäre Lernplattform MS Teams. Um den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern aufrecht zu halten, werden aber ebenso andere Kanäle benutzt. Meine Klassen kontaktieren mich hauptsächlich über Teams und E-Mail, manche auch über den Untis-Messenger. WhatsApp verwende ich für die schulische Kommunikation nicht.

Findet Unterricht auch online in der Gruppe statt? Wenn ja, wie oft und was ist hier das Herausfordernde?

Hagen: Unsere Schule hat sich dafür entschieden, dass der Unterricht in den Schularbeitsfächer online nach einem fixen Stundenplan verläuft. D.h. die Klassen haben von Montag bis Freitag vormittags alle ihre Schularbeitsfächer, die dann online unterrichtet werden (je nach Fach 2 bis 3 Stunden pro Woche). Die anderen Fächer werden zeitunabhängig unterrichtet. Online-Unterricht ist insofern herausfordernd, da man oftmals das Gefühl hat, einen Monolog zu führen. Damit es halbwegs ruhig abläuft, haben die Schülerinnen und Schüler ihr Mikrofon ausgeschaltet und können sich nur melden, wenn sie eine Frage haben oder sonst etwas zum Unterricht beitragen. Es ist auch recht schwer zu erheben, welche Schülerinnen und Schüler gedanklich „dabei sind“ und welche nicht. Vor allem, wenn dann eine Klasse aus 25 bis 30 Personen besteht, ist Online-Unterricht recht schwer. Hier sind dann aber auch wieder die Jugendlichen gefordert: Sie müssen sich selbst motivieren und mitarbeiten, was leider nicht immer ganz so gut funktioniert.

Was sagen die Eltern dazu?
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